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Anklam StadtZeitung
Ausgabe 5/2025
Kultur
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Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Hansestadt Anklam und der Evangelischen Kirchengemeinde im ehemaligen Wehrmachtgefängnis

Museumsticker

Am 8. Mai fand im ehemaligen Wehrmachtgefängnis Anklam die Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung des Nationalsozialismus statt. Zu Beginn der Veranstaltung erfolgte eine herzliche Begrüßung durch den Bürgermeister, Herrn Michael Galander, sowie durch Pastorin Frau Heike Steinwehr. In seiner anschließenden sehr bewegenden Rede erinnerte der Bürgermeister an die historische Bedeutung und an das Schicksal. Er appellierte an die Verantwortung der heutigen Generation das Gedenken wachzuhalten.

„Wir stehen heute hier in Verantwortung, für das was war und für das, was sein soll. Der Zweite Weltkrieg hat übermenschliches Leid über die Welt gebracht. Über 60 Millionen Menschen verloren ihr Leben. Städte wurden zerstört, Familien zerrissen, Menschlichkeit zerbrochen. Auch unsere Stadt, Anklam, war Teil dieser tragischen Geschichte. Während für die Nachbarschaft Greifswald eine kampflose Übergabe in der Anklamer Bluthshausstraße vereinbart wurde, ist Anklam selbst um den 29. April 1945 weiteren zahlreichen Kampfhandlungen ausgesetzt. Für das bereits von sowjetischen Truppen eigenommene und umstellte Anklam fällt die politische Entscheidung der Offensive,“ so Bürgermeister Herr Michael Galander.

Unter den Anwesenden konnten besonders die Evangelische Kirchengemeinde, Herr Landrat Michael Sack, der Bürgervorsteher Herr Andreas Brüsch, die Familie Beutel - Nachfahren eines Inhaftierten - sowie der Vorstand des Jugendparlaments Anklam (Jupa) begrüßt werden. Ihre Anwesenheit unterstrich die Verbundenheit und Anteilnahme über Generationen hinweg.

Daran anschließend hielt Frau Pastorin Heike Steinwehr einen geistlichen Impuls, der zum Innehalten und zur Besinnung einlud. Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurde das Lied „Von guten Mächten“ vorgetragen, das Trost und Hoffnung in schweren Zeiten vermittelt. Es folgte das Versöhnungsgebet von Coventry, das ein starkes Zeichen für Frieden und Verständigung setzte. Danach erklang das Lied „Gott gab uns Atem“, dass die Bedeutung des Lebens und der Schöpfung hervorhob. In ihrer Ansprache betonte die Pastorin: „Wir haben die Verantwortung den Keim des Bösen und des Hasses keinen Nährboden zu geben aber wir haben genau so die Verantwortung den Keim des Guten, der Hoffnung und des Verständnisses für andere gedeihen zu lassen, ihn zu hegen und zu pflegen.“

Ein besonders symbolischer Moment war das Anbinden weißer Bänder an einem Ginkobaum vor dem Gefängnis - als Zeichen des Gedenkens, der Versöhnung und des Friedens. Das musikalische Nachspiel schuf eine würdevolle Atmosphäre für das folgende gemeinsame Gebet, das „Vater unser“. Im Todeszellentrakt wurden anschließend Kränze und Blumen niedergelegt, um den Opfern zu gedenken. Zudem entzündeten die Teilnehmenden Gebetskerzen, die als leuchtendes Zeichen des Erinnerns und der Hoffnung dienten. Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung kamen die meisten der rund 60 Gäste noch einmal zusammen, um gemeinsam ins Gespräch zu kommen.

Johannes Hempel, Sabine Görner