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Barther Boddenblick
Ausgabe 1/2025
Nichtamtlicher Teil
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Wie der Katharinensee verschwand

Archiv Holger Friedrich (Blick zum Borgwall mit dem Katharinensee um 1955)

die heutige Situation beim ehemaligen Katharinensee

Jüngere Barther sind erstaunt, bzw. reagieren ungläubig, wenn der einst westlich des Borgwalles gelegene Katharinensee erwähnt wird. Dabei dürfte der Name Trienseestraße mit Sicherheit auf diesen See zurückzuführen sein. Auch gibt es beim Borgwall den Anglerverein „Am Katharinensee e. V.“.

In der Oktoberausgabe des „Barther Boddenblick“ war vom letzten Fischer auf dem Katharinensee die Rede. Im heutigen Beitrag soll den Umständen nachgegangen werden, die zum endgültigen Verschwinden dieses Gewässers führten. Mit dem Gedanken, den See, der sich ursprünglich bis zum Fuchsberg hin erstreckte, trockenzulegen, befasste sich die Stadtverwaltung bereits seit etwa 1855. In den 1950er Jahren war vom Katharinensee nur noch eine ziemlich kleine Wasserfläche vorhanden, an die niemand mehr herankam. Das Ufer wurde von einer Art schlammigen Schwingbodens umgeben, sich dem See zu nähern wäre selbstmörderisch gewesen.

Als 1954 der VEB Deutsche Seebaggerei Rostock den Auftrag erhielt, die Fahrrinne zum Barther Hafen auszubaggern, tat sich bei der Lagerung des Baggergutes eine Schwierigkeit auf. Spülfelder waren zwar ausgewiesen, diese konnten aber nur unzureichende 60.000 m³ aufnehmen. Damit ergab sich für die Stadtverwaltung eine gute Gelegenheit, nun endlich das Problem der Trockenlegung des See´s zu lösen, indem der See mit dem Baggergut aufgefüllt werden sollte. Der Katharinensee wurde also als weiterer Absatzort für die Baggererde zur Verfügung gestellt.

Die Baggerfirma hielt dem jedoch entgegen: „Bei der Kontrolle dieses Vorhabens durch die technische Abteilung unseres Betriebes am 19. ds. Mts. wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass der Wasserspiegel des Katharinensees niedriger als der im Bodden sei. Von dem Strommeister, Kollege Ulrich, wurde uns mitgeteilt, dass zwischen dem Bodden und diesem See sich eine Schleuse befindet, die je nach Höhe des Wasserspiegels betätigt würde. U.E. kann somit dieser See als Spülfläche nicht in Gebrauch genommen werden, da die Gefahr einer Überschwemmung für die in der Nähe befindlichen Kulturanlagen besteht. Da diese Mitteilung nicht von offizieller Seite erfolgt ist, bitten wir Sie als Hauptinteressenten bei diesem Vorhaben zu klären, inwieweit unsere Feststellungen zutreffen.“ Eine Antwort auf dieses Schreiben liegt im Archiv nicht vor.

Der See scheint also nicht mit Baggererde verfüllt worden zu sein, er verlandete aber zusehends immer mehr, sodass bald nichts mehr von ihm zu sehen war. Ich entsinne mich an ein Spülrohr, das, von einem Spüler herüberführend, das ankommende Baggergut auf eine brachliegende sumpfige Fläche neben der damaligen Windmühle pumpte. Hier befindet sich heute der „Barther Drachenboot Verein Pommernexpress 1996 e. V.“.

Ein Portal im Internet wirbt damit, dass im Katharinensee gebadet, geangelt und sogar getaucht werden könne! Hier befindet sich aber nur noch ein weitläufiges Grünland.

Text unter Verwendung von Material des Stadtarchivs Barth:

Rüdiger Pfäffle