Das Schützensilber des Museums wie bspw. der vergoldete Deckelpokal, den 1729 Provisoren, Deputierte und sämtliche Mitglieder der Schützenkompagnie zu Barth anfertigen ließen, ist nicht nur ein Zeugnis des Vereins, der es beauftragte, sondern auch von den Goldschmieden, die solche aufwendig punzierten und ziselierten Werke herstellten. Der Beruf des Goldschmieds ist eines der ältesten Handwerke, was auch für Barth zutrifft. In frühesten Zeiten wurde in diesem Beruf auch das Geld geprägt und die Goldschmiede, welche die Metallmischungen zubereiteten, prüften und für deren Wert einstehen mussten, waren meist Hausgenossen der Münzmeister. Auch die Kunst des Kupferstechens übten im Mittelalter fast ausschließlich Goldschmiede und gelten auch als Erfinder dieses Verfahrens.
Berichte über Goldschmiede aus frühester Zeit erhalten wir über den Meister Peter Krogher, der zusammen mit seiner Ehefrau und seinem Neffen 1438 für eine Kapelle der Jungfrau Maria 100 Mark als Stiftung an die Barther Kirche veranlasste. Zu dieser Zeit standen noch zwei weitere Kapellen in der Kirche, u. a. die der heiligen drei Könige. Sein Neffe war der Scholar und spätere Priester Johann Krogher, der testamentarisch 2 silberne Löffel und einen Silberbecher von seinem Onkel 1439 erbte. Eng mit der Kirche verbunden mangelte es dem Goldschmied Krogher gewiss nicht an Aufträgen und war im Allgemeinen in einer guten, monetären Lage, da sein Testament auch jeden Scholaren in der Stadt und dessen Vertreter begünstigte. Erhaltene Werke dieses sehr frühen Barther Goldschmiedes sind nicht bekannt.
Am 18. Mai 1620 legte Melchior Geldner den Bürgereid ab, im Bürgerbuch war sein Handwerk noch in Latein mit „aurifaber“ (Goldschmied) bezeichnet. Ab 1630 ist er auch Ratsmann und wird in den Jahren 1634/35 Kämmerer der Stadt, was hier in Barth zu dieser Zeit möglich war. In Städten wie Stralsund oder Greifswald war es für einen Handwerker damals nicht möglich, einen Platz im Stadtrat zu besetzten. Ab Michaelis 1631 wurden im „Losament unterm Rathaus“ (am Markt), wo sich früher die Apotheke befunden hatte, Weine, Met und Bier ausgeschenkt und ab 1639 wurde es von Goldschmied Melchior vermietet. Das Betreiben zwei verschiedener Gewerbe ist kein Einzelfall und wird sich auch beim folgenden Goldschmied noch einmal wiederholen. Um 1645 wird Geldener auch noch Vorsteher der Barther Schützenkompagnie, wo er dann mitten unter seinen potentiellen Auftragsgebern seine Schießkünste unter Beweis stellen konnte. Von Geldener sind zwei Arbeiten in der kirchengeschichtlichen Sammlung erhalten geblieben:
Ein Abendmahlskelch, aus vergoldetem Silber und 1629 von 14 Barther Ratsmännern und Handwerkern (darunter Geldener) gestiftet, und eine Oblatendose von 1646, die er für die Barther Kirche anfertigte. Auf dem Deckel der Dose ist Jesus am Kreuze (INRI) abgebildet und im Boden sind die Stifter David Osterborgh und Anna Pauls verewigt. Hier entdeckt man auch das älteste, erhaltene Beschauzeichen der Stadt Barth. Dieses zeigt normalerweise das Stadtwappen oder einen Teil davon, in diesem Fall ist aber ein kleines Beil abgebildet, das mittelniederdeutsch „barde“ ausgesprochen wurde und somit Bezug auf den Namen der Stadt nimmt. Auch seine Meistermarke („G“) ist hier gestempelt worden. Die Goldschmiede haben die Beschauzeichen der Stadt und ihre Meistermarke stets eingestempelt, um damit den Feingehalt der Goldschmiedearbeit zu garantieren. Gold und Silber sind in ihrem natürlichen Zustand zu weich und müssen daher in einer Legierung verarbeitet werden, die den Gebrauch und den Abnutzungsschutz desselben ermöglichen. Geldener ist im Jahr 1650 verstorben und einen Nachfolger gab es aufgrund der Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf die Stadt erst wieder ab 1718.
Christoph Severin steht in diesem Jahr als Goldschmied und Branntweinbrenner im Bürgerbuch, womit er zwei der Gewerbe innehatte, die man als Meister auch ohne Zunft betreiben konnte. Darüber hinaus stand das Branntweinbrennen jedem Bürger frei und Brauerei wurde um 1782 in 19 Häusern betrieben. Es ist weiter nichts von diesem Goldschmied bekannt und auch keine Werke erhalten oder dokumentiert. 1730 wurde er Altermann der Goldschmiede-Innung in Anklam. Abgelöst wurde er schon 1728 von Carl Gottlob Cämmerer, der den großen Deckelpokal der Schützenkompagnie von 1729 angefertigt hat. Es ist die einzige Arbeit von ihm, die uns erhalten geblieben ist. Neben seiner Meistermarke („CGC“) erscheint hier nun der bärtige Mann aus dem Stadtwappen als Beschauzeichen, das auch die folgenden „Aurifaber“ weiterhin verwendet haben. Geboren wurde er in Stralsund als Sohn des Goldschmieds Friedrich Siegmund Cämmerer, bei dem er auch von 1716 bis 1720 das Handwerk erlernte. Seine Mutter war die Tochter eines Oberamtmanns Sanders zu Wittenberg. Bei dem Vater Cämmerer, von dem noch einige Werke auf Rügen erhalten sind, hat auch der nächste Barther Goldschmied, Samuel Ockel, bis 1734 ausgelernt und dann ab 1737 in Barth sein Handwerk ausgeübt. Ein goldener Kelch (Marienkirche Barth) und ein Schafferbecher für den Schützenverein von 1771 sind vom dem gebürtigen Barther Ockel geblieben. Sein Sohn Johann Daniel Ockel ist seinem Vater nachgeeifert und hat beim Stralsunder Meister Martin Dabis bis 1759 gelernt und in Wolgast als Goldschmied gearbeitet, wo er auch wiederum seinen Sohn, Johann Christoph, ausgebildet hat. 1790 ist Samuel Ockel im Alter von 76 Jahren verstorben. Etwa zur selben Zeit (ab 1747) war Jonas Ebbe Benedixson in Barth als Goldschmied tätig, der auch Mitglied der Schützenkompagnie aber schon bald aus der Stadt verzogen war.
Frantz Lorentz Berg, geboren in Greifswald und bei seinem Vater Johann Peter Berg
Von 1753 bis 1755 gelernt, arbeitet ab 1765 als Barther Goldschmied. Dort heiratet er die Tochter seines Vorgängers Sophia Ockel und findet in den folgenden Jahren vor allem im Schützenverein seine Auftraggeber, denn ab 1791 stellt er mehrere Schafferbecher für diese her. Auch ein vergoldeter Kelchlöffel in der Barther Kirche und ein silbervergoldeter Abendmahlskelch in der Kirche in Prerow sind erhalten.
Für einige Jahre scheint es in Barth keinen Goldschmied gegeben zu haben, da die Auftragsarbeiten des Schützensilbers aus der Zeit um 1780 von Goldschmieden aus Stralsund und Anklam stammen. Erst wieder ab 1805/06 sind wieder zwei Goldschmiede vor Ort, Haken Adolph Engbohm aus Schweden und Johann August Ramelow. Vom ersteren sind keine weiteren Informationen oder Werke bekannt. Ramelow ist in Stralsund geboren und war der Sohn von Meister Joachim Valentin Ramelow, bei dem er bis 1799 in die Lehre ging. Die Töchter der Goldschmiede müssen stets schöne Frauen gewesen sein, denn wieder heiratet ein Nachfolger die Tochter des Vorgängers: Ramelow heiratete im November 1806 Anna Sophia Berg, nachdem er im Oktober den Bürgereid ablegte. Die Barther Goldschmiede kamen des Öfteren aus Stralsund oder haben dort gelernt und auch Johann Christoph Schulz, der in Barth geboren und Lehrling bei Meister Carl Friedrich Giese in Stralsund war. 1812 beginnt er seine Tätigkeit als Aurifaber in Barth und schließt sich auch dem Stralsunder Amt der Goldschmiede an, was nach bisheriger Überlieferung ein Einzelfall gewesen ist. Alle Vorgänger waren bisher zunftfreie Meister ohne handwerkliche Organisation. Auch Schulz fand in dem Schützenverein einen guten Kunden, jedenfalls sind Schafferbecher und zahlreiche Orden/ Schilder von ihm gefertigt. Darüber hinaus waren die Städte Stralsund, Greifswald und Rostock durch ihre Goldschmiedeämter für einen Barther Schmied tabu und so war ihr Wirkungsbereich auf ihre Heimatstadt beschränkt.
Schulz hat wieder keinen Nachfolger, denn die jungen Barther Goldhandwerker gingen alle fremd: Christoph Theodor Zielstorff, Sohn eines Schneidermeisters, zieht nach Berlin und Johann Wilhelm Maass wird Silber- und Goldarbeiter in Stettin. Danach gab es noch die Familie Foth, die hier als Goldarbeiter ansässig waren, angefangen bei C. F. Foth, der mit Marie Wallis verheiratet war und um 1850 ein Juweliergeschäft in Barth führte, das neben Gold- und Silberwaren auch Brillen, Lupen und Lesegläser sowie Brandweinproben anbot. In der Langen Straße 35 hatte anschließend Otto Foth noch bis 1919 seine Goldschmiede oder den Laden, in dem er seine Erzeugnisse verkaufte. Er war bei der Barther Feuerwehr, dem Vorschuß-Verein sowie auch traditionell im Schützenverein aktiv. Auch der Christoph Gustav Albert Burchardt, der 1874 als Goldarbeiter im Bürgerbuch erscheint, war ebenfalls Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr.