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Barther Boddenblick
Ausgabe 10/2024
Nichtamtlicher Teil
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Der letzte Fischer vom Barther Katharinensee

Blick auf Borgwall und Triensee etwa 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, Archiv Holger Friedrich

Schöpfwerk Barth Borgwall heute

Die im Rathaus archivierte "ACTA des Magistrat zu Barth betr. die Entwässerung und Nutzung der Trinsee" verrät uns etwas über den vermutlich letzten Fischer auf dem Trinsee beim Borgwall. Meine einst vor über einhundert Jahren in der Dorfstellenstraße wohnenden Ur-Großeltern mütterlicherseits dürften ihn wohl gekannt haben, den letzten Trinseefischer. Trinsee ohne "e" ist in diesem Falle kein Fehler, denn noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das die gültige Schreibweise. Darüber hinaus nannte man jenes inzwischen verschwundene Gewässer die Trinsee und sogar die große Trinsee. Man unterschied damit wohl den nördlichen, größeren Teil der Trinsee vom südlichen, kleineren Bereich. Die "ACTA" erwähnt in ihrem Titel weiterhin die Entwässerung der Trinsee. In diesem Zusammenhang enthält das Dokument neben den Schriftwechseln auch mehrere Zeichnungen zu windangetriebenen Wassermühlen. Die Inhalte der Schriftstücke, welche die Fischerei betreffen, fanden, soweit sie entziffert werden konnten, im folgenden Beitrag Eingang.

Die dortige Fischerei ist also durch Unterlagen des Barther Stadtarchivs belegt. Am 30. Juni 1900 beantragte der in der Gertrudenstraße wohnende Fischer Heinrich Krohn beim Magistrat, ihm die Erlaubnis, auf der "Trinsee am Borgwall" fischen zu dürfen. Als Pacht hielt er 50 Mark pro Jahr für angemessen. Den Antrag reichte der Magistrat zur gutachterlichen Entscheidungstindung an die Deputation für Feldwesen weiter mit der Anmerkung, sich hierzu "in Verbindung mit dem Antrage von Eckert" zu äußern. Was hatte nun ein Antrag eines Eckert mit dem Anliegen des Fischers Krohn zu schaffen? Wer war Eckert?

Bei Eckert handelte es sich um den Mitinhaber der "Eckert & Spiegelberg Tabak- und Cigarren-Fabrik". Wo die genannte Fabrik ihren Platz hatte, kann hier leider nicht gesagt werden. Karl Eckert wohnte in der Dammstraße 146. Sein Mitinhaber Max Spiegelberg wohnte ebenfalls in der Dammstraße, in der Nummer 143 (seit 1910 die Nr. 11). Nach dem Barther Adressbuch betrieb 1938 in der Dammstraße 2 eine Frau Marta Schumacher einen Tabakhandel. Möglicherweise besteht hier eine Verbindung zur Tabakfabrik Eckert & Spiegelberg.

Der Hinweis an die bürgerschaftliche Deputation auf Eckert in Bezug des Begehrens des Fischers Krohn hatte den Hintergrung, dass dem Magistrat bereits ein weiterer Antrag, die Fischerei im Trinsee betreffend, vorlag. Und zwar besaß der Unternehmer Eckert schon seit einiger Zeit das dortige Fischereirecht, das jedoch am 1. Juli 1900 auslief. Nun beantragte Eckert, diese Erlaubnis um ein weiteres Jahr zu "prolongieren".

Der Magistrat beschloss letztendlich, nicht dem Fischer Krohn den Zuschlag zu geben, sondern den Vertrag mit Karl Eckert um ein Jahr zu verlängern. Die jährliche Pacht sollte sich urprünglich auf 50 Mark belaufen, auf eine Eingabe Eckerts hin jedoch erklärte sich die Stadt bereit, den Betrag auf 30 Mark zu reduzieren.

Zeichnungen: Stadtarchiv Barth, Bearbeitung durch Rüdiger Pfäffle

Rüdiger Pfäffle