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Barther Boddenblick
Ausgabe 10/2024
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Louis Douzette: Öldrucke und Chromolithografien als Mittel zur Vervielfältigung

Dieser Öldruck mit zwei Reisenden und einer Galerie-Holländermühle an einer felsigen Küste im Mondschein, das Original von Louis Douzette gemalt, wurde von den technischen Mitarbeitern der Kunstanstalt des Ölfarbendruck-Vereins Germania hergestellt und jeweils 1873 sowie 1883 zum Verkauf angeboten.

„Der Aufschwung der Oeldruck-Fabrikation in Berlin wirkte nicht allein in materieller Beziehung erfreulich auf den allgemein geschäftlichen Verkehr, sondern war ganz besonders dazu geeignet und bestimmt, der Berliner Kunstindustrie einen ehrenvollen Namen in der ganzen civilisirten Welt zu begründen.“

Der Ölfarbendruck florierte zwischen 1850 bis 1880, vor allem in Berlin, wodurch Douzette diesen Boom hautnah miterlebte und er war den Möglichkeiten dieser Kunstvervielfältigung nicht abgeneigt. In jedem Fall erkannte er das Potenzial, seine Werke auch überregional und international bekannt werden zu lassen. Nicht von ungefähr tauchen immer wieder Werke von ihm in London, New York oder auch in Australien und Schweden auf.

„Beim Ölfarbendruck, [auch] farbiger Steindruck, [...] Oleographie oder Öldruck genannt, [handelt es sich um] eine in der Technik der Farblithographie (Chromolithographie) hergestellte Kopie eines Ölgemäldes oder einer Zeichnung (besonders Pastellmalerei). Anders als bei der künstlerischen originalen Druckgrafik ist hier nicht in erster Linie das Ziel, ein Original mehrfach herzustellen (als Druck von einem originalen Druckträger, das heißt von einer Platte, die der Künstler selbst bearbeitet hat), sondern die Vervielfältigung eines Bildes als Reproduktion, wobei der Eindruck eines gemalten originalen Ölbildes imitiert werden soll. Um das Pastose des Ölfarbenpinselstrichs und die Struktur der Leinwand vorzutäuschen, wird zudem eine gravierte farblose Platte nachträglich aufgeprägt. Wegen seiner täuschenden Oberflächenstruktur war der Ölfarbendruck vom Original kaum mehr zu unterscheiden. Aktuell ist es in der Praxis schon üblich, solche Drucke KI-unterstützt herzustellen, um damit sogar das geschulteste Auge zu täuschen.“

Die Satzung des Öldruck-Vereins Germania, der seinen Sitz in der Linden-Straße 93 hatte und von C. Siber geleitet wurde, ist von 1869. In der Hausnummer 93a gab es eine permanente Ausstellung der Öl-Kunstdrucke. Bereits 1875 konnte der Verein auf ein stetes Wachstum an Mitgliedern und allseits Anerkennung seiner Leistungen in Bezug auf veröffentlichte Öldrucke zurückblicken. Tatsächlich weiß der Douzette-Druck des Vereins durch seine Ausführung zu überzeugen und könnte durch die Imitation einer Leinwandstruktur den einen oder anderen auf den ersten Blick davon überzeugen, tatsächlich das echte Ölgemälde zu betrachten. Zwischen 1869 und 1891 wurden jährlich 4 bis 6 Motive veröffentlicht und an die Mitglieder des Vereins vergeben, wobei die Motive mit größter Sorgfalt ausgewählt worden sind. Am Ende eines jeden Jahres, im Dezember, durften zahlende Mitglieder frei wählen. Die Öldrucke wurden in „Gold-Baroque-Rahmen“ für 11 Mark verkauft. Neben den ausgewählten Motiven wurden auch jährlich die Porträts von Kaiser Wilhelm I. und dem Kronprinzen sowie Fürst Bismarck angeboten. Darüber hinaus wurde jedes Jahr eine Prämien-Verlosung veranstaltet, bei der bis zu 10 Ölgemälde anerkannter Meister gewonnen werden konnten. Wohlgemerkt, echte Öl-Gemälde. Die öffentliche Verlosung wurde u.a. vom Königl. Justiz-Rat Drews geleitet.

Protector des Vereins war Se. Königl. Hoheit General-Feldmarschall Prinz Friedrich Carl von Preussen, „der sogar Anzeigen im Vorfeld der Wiener Weltausstellung 1873 schaltete“. Der Ehrenrat bestand u. a. aus Freiherr von Stein (Majorats- und Rittergutbesitzer), Dr. Wendt (Ober-Stabs- u. Regiments-Arzt, Leib-Arzt des Prinzen Alexander und Georg von Preussen) und von Dachröden (Schlosshauptmann von Schloss Quedlinburg). Der Verein hatte schon nach drei Jahren ca. 5.000 Mitglieder.

Ein weiterer Öldruck, der zu Lebzeiten Douzettes entstanden ist, wurde sogar als Chromolithographie unter dem Titel „Sunset in Winter“ bis nach New York verbreitet. Hergestellt wurde dieser von Rudolph Steinbock (* …/ + 1902), ein Berliner Maler und Lithograph, der zwischen 1861 bis 1899 als „Farbendruck-Institut und Kunst-Verlag“ in Berlin, zuletzt in der Waldemarstraße 53 tätig war. Er fertigte u. a. auch die Farblithographien nach Aquarellen von Eduard Hildebrandt für die Folgen „Reise um die Erde“, die aktuell in der digitalen Bildergalerie des Vineta-Museums in der Douzette-Ausstellung integriert ist. Der Verleger für die New Yorker Lithographie war E. Foerster, ebenfalls Lithograph, der Mitte des 19. Jhd. von New York aus tätig war. Auch in Berlin hatte er um 1875 einen Geschäftssitz (Kunsthandlung) in der Leipzigerstraße 14 und ab 1876 in der Oranienstraße 98. Den Verkauf in Deutschland übernahm Hermann Vogel aus Leipzig (R. Weigels Buchhandlung) auf Kommission.

Auch der zweite Teil der Jubiläumsausstellung für Louis Douzette fällt in den Zeitraum der großen Friedrich-Ehrung und spannt den Bogen von Caspar David Friedrich (1774 - 1840) über die Marinemaler Wilhelm August Krause („Pommernkrause“, 1803 - 1864) und Hermann Eschke (1823 - 1900) bis hin zu dessen Meisterschüler Louis Douzette selbst. Noch bis September 2025 kann man diese einmalige Werkschau noch erleben und Zeuge der Vielfalt und Schaffenskraft unseres Barther Ehrenbürgers werden.

Christian Schumacher
Vineta-Museum der Stadt Barth