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Barther Boddenblick
Ausgabe 11/2024
Nichtamtlicher Teil
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Nichtamtlicher Teil - Der Hafenkiez von einst: Eine Insel im Barther Osthafen?

In keinem der Lagepläne aus den Jahren 1927, 1932 und 1939 sowie auf keinem der alten Fotos ist eine Insel im Barther Osthafen zu erkennen. Doch ein Schriftstück aus dem Jahr 1939, das sich im Barther Stadtarchiv befindet, belegt, dass es dereinst eine Insel mit der Bezeichnung „Der Brink“ gegeben haben muss. Möglicherweise handelte es sich hierbei aber auch lediglich um eine Untiefe, manches spräche für diese Variante. Denn Peilungen in den 1930er Jahren ergaben im Bereich der mutmaßlichen Insel Wassertiefen von lediglich noch zwanzig Zentimetern (siehe roter Kreis in der Zeichnung). In einem damals aufgelegten Lageplan zum Hafen sind die Peilwerte zwischen der Zuckerfabrik und dem Wiegelschen Holzkanal sämtlich akribisch eingetragen.

Der damalige Bürgermeister Dr. Dähn schilderte 1932 in einem Schreiben an den Reichsverkehrsminister, dass die auf der Admiralskarte angegebene Wassertiefe von 3,20 Meter nirgends mehr erreicht würde, und die Stadt mit ihrem stadteigenen Dampfbagger der Verschlickung des Hafens nicht mehr gewachsen sei. Dabei hatte die Stadt erst zwei Jahre zuvor 20.000 RM aufgewendet für Baggerarbeiten. Erforderlich wäre jedoch ein großer Saugbagger, um durch eine ausgiebige Baggerung den gegenwärtigen Zustand gründlich zu beheben.

Die Situation schien in der Tat bedenklich zu sein und sofortiges Handeln dringendst geboten. Also machte sich der Bürgermeister persönlich auf den Weg und trug seine Nöte der Regierung vor. Ihm zur Seite standen der Schiffbaumeister Karl Holzerland aus der Hafenstraße 30 (Werftstraße 2) und der Fischer Karl Diews aus dem Reifergang 64.

Die Verhandlungen mit Oberfischmeister Dr. Rumphorst und Regierungsbaurat Schütz führten zu einem guten Ergebnis. Den Barthern stellte man die Arbeit eines Regierungsbaggers, begrenzt auf etwa sechs Wochen, in Aussicht. Vorausgesetzt, der Reichsverkehrsminister würde seine Zustimmung erteilen. An Kosten sollten den Berechnungen zufolge ungefähr 30.000 Reichsmark eingeplant werden.

Der Bürgermeister wollte sich die Gunst der Stunde nicht entgehen lassen und wandte sich schon am folgenden Tag an das Wasserbauamt Stralsund mit der Bitte, bezugnehmend „auf die gestrige Besprechung des Herrn Regierungs- und Baurat Schütze […] ein Gesuch an den Herrn Reichsverkehrsminister“ befürwortend weiterzureichen.

Der Minister hatte anscheinend ein offenes Ohr für die vorgetragenen Nöte des Bürgermeisters und seiner beiden Begleiter. Denn einer Mitteilung vom 10. März 1933 an das Preußische Wasserbauamt Stralsund ist zu entnehmen, die Arbeiten zum Ausbaggern des Hafens seien aufgenommen worden. Allerdings nicht mit einem großen Saugbagger, sondern mit dem kleinen stadteigenen Dampfbagger. Und das konnte auch nur dank einer neuen, im Januar 1933 bewilligten ABM bewerkstelligt werden.

Rüdiger Pfäffle