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Barther Boddenblick
Ausgabe 12/2023
Nichtamtlicher Teil
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Luftschutzanlagen in Barth-Stein

Inzwischen abgetragener Bunker im Eschenweg/Kiefernweg mit dem wahrscheinlich ursprünglichen Zugang

Die gleiche Anlage, mit einem Schuppen überbaut. Links führte eine Treppe hinab, dürfte aber nicht der originale Zustand gewesen sein.

Erdhügel im Kiefernweg überdeckt einen ehemaligen Bunker

Auch wenn sich im heutigen Barther Ortsteil Tannenheim kaum jemand an Luftschutzanlagen entsinnen kann, es gab sie dort tatsächlich. Aufgrund der Bebauungsplanes Nr. 40 der Stadt Barth für das Wohngebiet Tannenheim wurde die nördlich des Ginsterweges gelegene Gartenanlage geschlosen. Zur Herstellung von Baufreiheit für die hier zu errichtenden fünfzehn Eigenheime verschwanden aber leider nicht nur die Gärten. Im Eschenweg, wenige Meter vor dem einstigen Klärwerk (heute ein markanter Rundbau), hat man auch den letzten noch verbliebenen einstigen Luftschutzbunker abgetragen. Der war bis dahin von Anwohnern lange Zeit als Erdkeller genutzt worden. Den allerletzten Nachweis auf die nun nicht mehr vorhandenen Bunker findet man am östlichen Ende des Kiefernweges, verborgen unter einem nicht zu übersehenden, mit kleinen Kiefern, Gesträuch und Gras überwachsenen Hügel.

Wie waren die Bunker beschaffen? Die im Stadtarchiv lagernden Dokumente vom September 1940 geben da in einer sehr detaillierten Baubeschreibung Auskunft. Demnach müsste es in Barth-Stein etwa sieben solcher Luftschutzanlagen gegeben haben. Jeder Bunker wurde für jeweils 250 Personen im Zusammenhang mit der übrigen Planung der Bereitschaftslageranlage errichtet. Den allgemeinen Luftschutzbestimmungen entsprechend wurden sie in Massivbaukonstruktion aufgeführt.

Barth-Stein hatte einen recht hohen Grundwasserstand. Daher war es erforderlich, die Sohle der Luftschutzräume auf 10 cm über Höchstgrundwasserstand zu legen. Infolgedessen lagen die Bunker zum Teil oberirdisch. Die Wandstärken sind dementsprechend 64 cm stark gemauert worden. Die Anlagen wurden bis zu 1,50 Meter unter vorhandener Erdoberkante gegründet.

Die Decke der Luftschutzbunker bestanden aus einer Eisenbetondecke mit starken Eisenbetonunterzügen. Darüber wurde eine doppelte Papplage geklebt. Die Einzelheiten der Baukonstruktion und die Ausführung im Inneren gehen aus einem gesonderten Blatt der Baubeschreibung hervor. Im Einzelnen setzte sich demzufolge jede Luftschutzanlage aus fünf Luftschutzräumen für je sechs Personen zusammen. Jeweils zwei solcher Räume wurden von einer Gasschleuse aufgeschlossen und erhielten je zwei Toilettenanlagen. Außerdem gehörte zu jeder Bunkereinheit ein Liegeraum für sechs Personen.

Jeder Bunker war mit notwendigen Gastüren und gas- und splittersicheren Türen, einer elektrischen Installation und einer mit Hand betriebene Lüftungsanlage ausgestattet.

Sollten in diesem Bereich des Kiefernweges weitere Häuser gebaut werden, wäre es der Überlegung wert, die Reste des letzten Bunkers nicht so einfach zu beseitigen. Möglicherweise stößt man unter dem Erdhügel noch auf Dinge, die für das Geschichtsverständnis zu diesem Barther Ortsteil von Interesse sein könnten.

Dieser Beitrag stützt sich auf Dokumente vom September 1940 des Berliner Bauateliers Prof. Ernst Neufert, die im Barther Stadtarchiv lagern.

Rüdiger Pfäffle