Hans Weyl; Barther Zuckerfabrik; von 1961; 97 x 66 cm; Acryl auf Leinwand
Barth. In dieser Reihe werden monatlich ausgewählte Exponate oder Kunstwerke aus der Sammlung des Vineta-Museums vorgestellt. Viele Exponate der umfangreichen Sammlung sind nicht dauerhaft in der Ausstellung zu sehen und wir freuen uns, diese hier im Barther Boddenblick vorstellen zu können und sie dann auch an exponierter Stelle im Museum der Öffentlichkeit jeweils für einen Monat präsentieren zu können. Eine herzliche Einladung hierzu.
Dieses Werk vom Barther Künstler Hans Weyl (1925-1994) bildet den Auftakt der Reihe und ist vom 10. Februar bis 09. März im Museum zu sehen.
Dargestellt wird die alte Zuckerfabrik Barth, die 1890 durch regionale Landwirte gegründet, auf einer ehemaligen Schiffbaustelle erbaut und am 01. Oktober 1892 feierlich mit der ersten Zuckerrübenkampagne eröffnet wurde. Eine richtige Fabrik wurde es allerdings erst nach der Einführung der Dampfmaschine als Antriebskraft. Hierdurch konnte eine Rübenverarbeitung von bis zu 112.000 Tonnen jährlich erreicht werden. Für den Transport der Zuckerrüben zur Fabrik entstanden schon ab 1894 die „Rübenkleinbahnen“ mit der Strecke Stralsund-Barth-Damgarten, die die zahlreichen Güter und Dörfer miteinander verbunden hat und einen effizienten und energiesparenden Lastentransport ermöglichte. Nach 1925 rüstete die Fabrik mit Elektrotechnik auf. Der dafür benötigte Strom wurde selbst erzeugt.
In der ersten Hälfte der 30er Jahre waren viele Barther Betriebe von der Weltwirtschaftskrise betroffen und auch die Zuckerfabrik musste schließen. Erst 1935 war die Wiederaufnahme der Produktion und 1940, als auf dem Gelände eine moderne Trommeltrocknungsanlage für die Herstellung von Zucker- und Trockenschnitzel gebaut wurde, erlangte die Fabrik eine bedeutende, technische Verbesserung. In den 60er Jahren erfolgten der Bau eines Kulturhauses und zusätzlich die Verarbeitung von Getreide- und Grünfuttertrocknung für die Landwirtschaft. Diese und die Zuckerrübenverarbeitung wurden bis zur Schließung des Betriebes 1990 durchgeführt.
Weyl hat diese Ansicht der Zuckerfabrik in einer für ihn typischen, expressiven Farbigkeit eingefangen. Ein Stil, der sich auf dem Großteil seiner Landschaftsbilder von der einheimischen Boddenlandschaft wiederfindet und großen Anklang fand. Erstmals kam Weyl 1945, gerade aus der russischen Kriegsgefangenschaft entlassen, nach Barth um dort zunächst in der Seifenfabrik zu arbeiten. Wie die meisten Barther Künstler wurde er in erster Linie als Zeichenlehrer tätig und betrieb die Kunst im Nebenerwerb. Von 1951 bis 1982 erteilte er an der Hans-Coppi-Schule Barth seinen Schülern den Zeichen- und Kunstunterricht. Wesentliche Bestandteile seines Œuvres (Gesamtwerkes), von melancholischen Darß-Landschaften und leuchtenden Blumen des stillen und in sich gekehrten Künstlers werden im Museum der Stadt bewahrt.