Der Feuerwehrturm im damaligen Barth-Stein
Der Turm in Ost- und Westansicht
Die Fundamentplatte im Jahr 2022
In der Vergangenheit waren es die Einwohner von Barth-Tannenheim gewohnt, an der Ecke Eschenweg/Kiefernweg ihre Gelben Säcke zur Abholung bereitzustellen. Dafür bot sich eine uralte, recht unscheinbar wirkende Betonplatte an. Im vergangenen Jahr rückten nun Bauleute an, um diese Platte zu entfernen. Was ihnen aber unverhofft mehr Mühe bereitete, als sie vermutet hatten. Denn unter der Platte verbarg sich ein Fundament, das laut Archivunterlagen immerhin zwei Meter tief in das Erdreich gereicht haben soll. Was hatte es auf sich, mit diesem Fundament? 1940 reichte die "Verwertungsgesellschaft für Montanindustrie" Berlin-Charlottenburg beim Landratsamt in Franzburg-Barth die vom "Bauatelier Ernst Neufert" erarbeiteten Unterlagen zum Bau des Bereitschaftslagers Barth-Stein ein. Man ging von 2000 Einwohnern aus. Bei den geringen Abständen der Gebäude zueinander, sowie den zahlreichen Schornsteinen und der leichten Bauweise der Dächer bestand eine nicht zu unterschätzende Feuergefahr. Zumal das Wohnlager in den Planitzer Tannen unmittelbar an einem Waldgebiet errichtet werden sollte. Deshalb bekam aufgrund einer Forderung des Landrates Boettcher das Wohnlager eine Feuerwache, einschließlich eines Turmes zum Trocknen der Schläuche und für Übungszwecke. Hierbei unterlief dem Bauingenieur aus Berlin bei der Berechnung der Statik des Turmes zwar ein Fehler, der jedoch offensichtliche keine hemmende Wirkung auf die Baugenehmigung nach sich zog. Letztlich gab der Landrat ohne Einwände seine Zustimmung.
Mit einer Höhe von ca. 18 Metern überragte der schöne viergeschossige Bau alle anderen Gebäude des Wohnlagers. Und oben, an dessen Nordseite, hatte der Projektant eine weithin sichtbare Turmuhr installieren lassen. Bei manchem Einwohner von Tannenheim ist der Turm mit seiner Uhr noch in der Erinnerung, oder er hat davon reden gehört. Als Barth-Stein 1947 an die Deutsche Selbstverwaltung übergeben wurde, stand er noch.
Das dem Beitrag angefügte alte Foto sowie die Grafik könnten eine Vorstellung davon vermitteln, welcher Aufwand bei der Gestaltung des Bauwerkes betrieben wurde, obwohl man sich damals bereits im Krieg befand. Allerdings ist die Farbgebung in der Grafik willkürlich gewählt worden, da Farbfotos als Vergleich nicht verfügbar sind. Das nördlich neben dem Turm gelegene Gebäude war die eigentliche Feuerwache. Darin befanden sich ein Tagesaufenthaltsraum, ein Schlafraum sowie ein Toiletten- und Waschraum. Der südliche Gebäudeteil beherbergte für die in den Mannschftshäusern wohnenden Mitarbeiter der Munitionsfabrik PIW den Badebetrieb mit den notwendigen Umkleide-, Bade- und Brauseräumen und je einen Raum für den Haarpfleger. Selbstverständlich getrennt nach Frauen und Männern. In den Nachkriegsjahren hatte man die Feuerwache mitsamt dem Turm, wie so viele weitere Gebäude auch, dem Erdboden gleichgemacht. Und dieser Turm stand an genau der Stelle, an welcher die Tannenheimer bislang ihre gelben Säcke auf der Betonplatte abgelegt haben. Dieses können sie jetzt am östlichen Ende des Kiefernweges in einer Einhausung tun.