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Barther Boddenblick
Ausgabe 2/2025
Nichtamtlicher Teil
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Exponat des Monats im Vineta-Museum der Stadt Barth

(Louis Douzette auf dem Totenbett, Foto Nachlass Fritz Worm)

(Dörings Brief an Fritz Worm, 1924, Nachlass Fritz Worm)

Nachlass Fritz Worm, Ausstellung und Werkverzeichnis von Louis Douzette

Der Nachlass des in Barth geborenen Lehrers und Schriftstellers Fritz Worm wurde ein Leben lang von seinem Urenkel Ulrich Kliesow, der auf Mönchgut wohnte und 30 Jahre lang Bürgermeister von Middelhagen war, bewahrt und beschützt. Vor kurzem haben seine Frau Erika und sein Sohn Thomas dem Museum und der Stadt Barth einen großen Teil dieses Nachlasses übergeben. Aus großer Dankbarkeit folgt hieraus noch größere Verantwortung, da es nun gilt, diese Sammlung zu bewahren, zu erfassen und zu pflegen. Um wissenschaftliche Forschung und zukünftige Präsentationen in Form von Ausstellungen oder Publikationen zu ermöglichen, werden wir diese schnellstmöglich dokumentieren und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Nur so können wir die Wertschätzung für eine solche Schenkung zum Ausdruck bringen.

Mit einer Schenkung aus dem Nachlass von Douzette haben wir bereits so verfahren- mit Ausstellung, Katalog und Werkverzeichnis- und hoffen daher, dass das Museum und die Stadt Barth auch dieser Sammlung gerecht werden kann. Unter den Briefen finden sich viele, alte Barther Bekannte wieder: Louis Douzette, Wilhelm Schmidt-Hild, Erich Gülzow, Emil Wolten, Superintendent Rose oder auch Adolf Gustav Döring. Vom letzteren liegen uns nun mit seinen Briefen an Worm erstmalig Autographe dieses Künstlers vor. Am 30. März 1924 schrieb Döring, Schwiegersohn von Louis Douzette, in einem Brief an Fritz Worm folgende Zeilen: „Im Herbst veranstalte ich in Berlin im Künstlerhaus eine große Gedächtnisausstellung- eine Würdigung seines Lebenswerkes, welche die Kunstwelt und ich ihm schuldig sind. Zu dieser Ausstellung haben wir einen großen Teil seiner Hauptwerke gesichtet, welche sich in Privatbesitz befinden, dann werden die nachgelassenen Ölstudien und Zeichnungen, auch Gemälde mit den anderen vereint ein Bild seiner so eigenartigen, künstlerischen Note dem Publikum noch einmal vor Augen führen.“

Es ereignete sich also eine geschichtliche Analogie, als unter derselben Prämisse und den gleichen Bedingungen 100 Jahre später die Douzette-Ausstellung „Mondlicht und Wellenspiel“ im Vineta-Museum der Stadt Barth und zum Todestag des Künstlers eröffnet wurde. Wieder wurden seine Gemälde aus Privatbesitz und sein graphischer Nachlass miteinander verwoben. Wieder jährt sich in diesem Monat der Sterbetag Douzettes, an dem diese Ausstellung schon ein Jahr gelaufen sein wird. Das Werk des Mondscheinmalers bleibt weiterhin ein künstlerischer Anziehungspunkt für die Besucher der Stadt. Noch immer werden seine Bilder hochgelobt von Kunstkennern sowie kunstaffinen Laien - er bleibt ein Gewinn für die Kultur von Barth. Und nach 100 Jahren werden der Künstler und sein genannter Nachlass nun auch durch den ersten Teil eines (vorläufigen) Werkverzeichnisses gewürdigt, der Erfassung seiner Arbeiten in Graphit, Wasserfarben, Kreide und Kohle auf Papier und teilweise Ölskizzen auf Malkarton. Diesem folgt noch ein zweiter Teil, der sich seinen Ölgemälden widmen wird.

Ferner schrieb Döring an Worm: „Nehmen Sie unser aller Dank für Ihren schönen, warmherzigen, poetischen Nachruf, welchen Sie uns zum Hinscheiden unseres guten Vaters, meines lieben Schwiegervaters Professor Louis Douzette, zusandten. Wir alle sind tieftraurig, daß wir ihn hingeben mussten und seine liebe, freundliche Persönlichkeit fehlt uns überall. Wir können uns nur schwer in die Tatsache finden, daß er uns nun verlassen hat.“ Der Tag seiner Beerdigung wird im Buch „Louis Douzette- Ein Malerleben in Berlin und Vorpommern“ wie ein Volkstrauertag beschrieben: „An seiner Bahre trauerten nicht nur die vier Töchter und mehrere Enkel, sondern die gesamte Stadt Barth, die ihren verdienten Ehrenbürger verlor. Es trauerten aber auch viele Kunstfreunde, die zum Teil aus der Ferne herbeieilten, um ihn die letzte Ehre zu erweisen. Eine unübersehbare Menschenmenge folgte dem Sarg, als er am 25. Februar 1924 am späten Nachmittag auf dem Barther Friedhof seine letzte Ruhe fand, begleitet vom Glockenspiel der Marienkirche, der vom stürmischen Schneewind verweht wurde.“

Seine Tochter Dora, verheiratet mit dem Künstler Döring, veröffentlichte in der Stralsundischen Zeitung vom 12. März 1924 zum Gedächtnis an ihren Vater ein Gedicht mit 9 Strophen, welches mit folgenden Versen endet:

Leb‘ wohl denn, Vater! In der lieben Hand,

Der starren, die nun meine Tränen feuchten,

Ruh‘ still mein Strauß, und deiner Seele Leuchten

Weis‘ ihr den Weg ins unbekannte Land.

Douzette lebte bis zum Schluss niemals allein in seiner Villa, seine Töchter Dora, Gertrud und Rosa nebst Schwiegersohn Döring wohnten bei ihm im Haushalt. Nie hat der Künstler seinen Abschied von Berlin und seine Übersiedlung in sein bevorzugtes „Paradies“ bereut, so schrieb er jedenfalls 1910 an Worm: „Im Jahre 1894 bei einem Besuche auf Prerow, kam mir die alte Sehnsucht, ganz nach der Heimat Barth überzusiedeln, denn die 4 oder 6 Wochen im Sommer von Berlin entfernt, war mir nicht genug, ich wollte ganz in der Natur leben. Dazu hatte ich das Glück hier in Barth das Haus zu finden, welches meinen Ansprüchen genügte. Meine Freunde in Berlin schalten: ‚Du wirst bald wieder kommen, du wirst dort als Künstler untergehen.‘ -das Gegenteil hat sich erwiesen.“ Auch der angeschriebene Fritz Worm fand 1924 nach einer Rückreise aus Hamburg den Weg nach Barth, um das Grab seines alten Freundes, mit dem er regelmäßig korrespondierte, zu besuchen.

Christian Schumacher
Vineta-Museum der Stadt Barth

Erhältlich im Vineta-Museum:

Louis Douzette 1834 – 1924/ Ein vorläufiges Werkverzeichnis/ Teil I: Handzeichnungen, Aquarelle, Pastelle und sonstige Studien / Klappenbroschur. durchgängig vierfarbig, 164 Seiten, 460 Abb., 225 x 285 mm