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Barther Boddenblick
Ausgabe 3/2025
Nichtamtlicher Teil
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Das Lager für Zwangsarbeiter Barth-Holz

Sehr viel ist über die Geschichte von Barth-Holz, dem einstigen Lager für Zwangsarbeiter der Pommerschen Industriewerke GmbH nicht bekannt. Seit Mai 1945 von der Roten Armee besetzt, wurde es gemeinsam mit dem Bereitschaftslager Barth-Stein am 30. Januar 1947 durch Oberstleutnant Swonarew an die Deutsche Selbstverwaltung zurückgegeben. Swonarew war Kommandant in der Stadt Barth. Im Vorfeld dessen musste das Barther Bauamt der Kommandantur einen Bericht zu diesen beiden Lagern, zum ehemaligen Garnisonsstandort Zingst sowie zu dem Flakübungsplatz in Sundische Wiese erstellen und übergeben. Der Bericht aus dem Bauamt vom 25. Januar 1947 ist das einzige mir bekannte amtliche Dokument zum Lager Barth-Holz. Es ist eine nur kurze, zwölfzeilige Notiz, die im Barther Rathaus archiviert ist. Sie gewährt einen ganz kleinen Einlick in die Struktur des Lagers, woraus sich auch in begrenztem Maße Rückschlüsse ableiten lassen auf die Situation der damals dort lebenden Menschen.

Das Lager befand sich an der Straße nach Bodstedt, etwa 3,5 km westlich von Barth auf einem umzäunten Gelände von rund 55.000 m² Größe. Westlich des Haupteinganges standen sechs Holzbaracken.

Ferner eine Baracke für die Lagerwache und zwei Abortbaracken für jeweils zehn Personen, von denen bis heute noch die Fundamente und Gruben vorhanden sind.

Östlich des Haupteinganges befanden sich die Baracke für die Lagerverwaltung, die Sanitätsbaracke mit einer Badeanstalt, ein großer Saal, der durch einen Küchen- und Wirtschaftsteil ergänzt wurde. Weiterhin befanden sich hier eine Wäschereibaracke, zwei Holzschuppen, ein Gebäude mit Garagen und zwei kleinere Abortbaracken für je fünf Personen. Sämtliche Gebäude waren als Holzbaracken mit Pappdach errichtet. Das große Saalgebäude bildete dabei eine Ausnahme, es war ein Bau in Holzfachwerk mit Ziegelausmauerung.

Die vom Bauamt erwähnte Badeanstalt darf wohl nicht wörtlich genommen werden. Vielleicht war es auch nur eine Bade- oder Duschgelegenheit, welche von den Lagerinsassen gemeinschaftlich genutzt werden konnte. Ähnlich wie es auch im benachbarten Lager Barth-Stein Praxis war.

Auf halber Strecke zwischen der kleineren Abortbaracke und der Trasse der ehemaligen Darßbahn sieht man noch ein offenes, betoniertes Bassin, etwa fünf Meter lang, drei Meter breit und zwei Meter tief. Zwei größere Zu- und Ablaufrohre münden jeweils links und rechts in einen Graben. Hierbei könnte es sich unter Umständen um die Überreste der erwähnten Badeanstalt handeln. Denkbar wäre auch, dass es zur Wäschereibaracke gehörte. Barth-Holz war bis etwa 1960 bewohnt, danach hat die Stadt die Gebäude abreißen lassen.

Da Baudokumente und Lagepläne aus jener Zeit zu Barth-Holz nicht vorhanden sind, muss vieles leider nur Vermutung bleiben.

Text und Fotos: Rüdiger Pfäffle