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Barther Boddenblick
Ausgabe 5/2023
Nichtamtlicher Teil
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Exponat des Monats im Vineta-Museum der Stadt Barth

Dieses künstlerische Kleinod, das bisher kaum der Öffentlichkeit präsentiert wurde, zeigt unsere altbekannte Stadtsilhouette und ihre Wahrzeichen: Der emporragende Kirchturm, das trotzige Dammtor und die damaligen Windmühlen vor der Stadt.

Der Maler dieses Bildes war Friedrich Christian Johann Leonhardt, von dem nur wenig zu berichten ist. Er ist am 13. Januar 1856 in Barth geboren und 1935, im Alter von 75 Jahren, gestorben. Er war Malermeister und verheiratet mit Anna Luise Emma Müller. Aus dieser Ehe stammten zwei Kinder: Hans Friedrich Albert und Margarete Emma Auguste. Die Leonhardts wohnten in der Hunnenstraße 38, später in der Badstüberstraße 39 und waren dort Nachbarn des damaligen Rektors Gustav Ruffert, dem Gründer des Barther Heimatmuseums. Es sind bisher nur fünf Kunstwerke aus seiner Hand bekannt. Eines davon ist ein Portrait seines Vaters Johann Joachim Leonhardt (*13.01.1826, † 17.07.1907). Er war Maurer, Böttchermeister und u.a. Schriftführer im Vorstand der Böttcher-, Drechsler- und Stellmacher-Innung. Seine Ehefrau war Anna Karoline Leonhardt, geborene Miedbrodt. Von ihm berichtet noch das „Heimatbüchlein für Barth und Kreis Franzburg“ im Zusammenhang mit der Restaurierung der Barther Kirche durch Stüler: „Ein alter Maurer, Leonhard, der im Jahre 1907, über 81 Jahre alt, verstorben ist, sprach noch bis zu seinem Tode mit großer Begeisterung von der ihm lieb gewordenen Arbeit an der Kirche. Er war Pfannschmidt vom Gemeindekirchenrat zu beständiger Hilfeleistung beigegeben, mußte auch aufs sorgfältigste die Flächen für die Aufnahme der Bilder vorbereiten. Der rühmte die außerordentliche Freundlichkeit und Herzensgüte des Künstlers.“ Ein weiteres Ölgemälde zeigt Segelboote am Hafen im Mondscheinlicht, man sieht auf dem ersten Blick die Inspiration durch Louis Douzette. Der Sohn des Künstlers, Hans Leonhardt, folgte seinem Vater im Beruf des Malermeisters und war sogar einige Jahre unter den Ratsherren. Seinen Malerbetrieb führte er in der Fischerstraße Nr. 16 mit dem Werbespruch „Schutz vor Wetter und Verfall, Lack und Farben überall!“ an der Nordwand des Gebäudes, das später verfiel und abgerissen wurde. Die Tochter Margarete war Schneiderin in der Hunnenstraße 21 und verheiratet mit dem Eisenbahngehilfen Hans Carl August Niemann, der als Unteroffizier im Ersten Weltkrieg diente und am 05.08.1917, mit 33 Jahren, in der Nähe von Verdun gefallen war.

Unser hier gezeigtes Bild zeigt nicht nur eine schöne Aussicht auf die Stadt von der Barthe aus, auch ein paar historische Details sind hier zu finden. Weit im Hintergrund erkennt man zunächst die alte Wendt’sche Bockmühle, welche sich noch bis 1938 dort befand. Sie wurde 1842 vom Mülleraltermann Carl Christoph Wendt gekauft und blieb über mehrere Generationen in Familienbesitz. Weiter vorne im Bild ist die 1843 gegründete Holländermühle der Familie des Ackerbürgers Carl Jochim Dabs, die 1943 noch vom Sohn Otto als Müllermeister umgebaut wurde. Diese Mühle findet sich auch bei Louis Douzettes Werken einige Male als Motiv, im Mondschein und zur Tageszeit. Von den zahlreichen Mühlen um Barth waren ab 1960 nur noch Reste vorhanden.

Fast schüchtern schleicht sich hier noch die Barthe durchs Panorama, die der pommersche Dichter Karl Lappe als „bescheidenes Fließ“ bezeichnete. Ferner schreibt er „doch was Kraft hat, bricht wohl die Bahn sich“ und wusste auch, dass die Barthe einst Wassermühlen antrieb, die später dann von oben genannten Windmühlen abgelöst wurden.

Rechts zu erkennen ist die Strecke der damaligen Darßbahn, die 1910 eröffnet wurde. Bereits 1890 war von diesem Bahnprojekt die Rede gewesen- es hat also auch schon damals knapp 20 Jahre bis zur Umsetzung gebraucht. Geschadet hatte es damals nur der Dampfschifffahrt berichtet unser „Bülow“. Diese war in Barth zu großer Blüte gelangt, aber knapp zwei Wochen nach Eröffnung der Bahn musste die Dampferkompagnie ihre 4 Schiffe öffentlich verkaufen. Die sechs Fabrikschornsteine im Hintergrund zeugen von der Industrie der Stadt, damals vor allem Maschinenbau, Lebensmittel- und Leichtindustrie. Sie bilden einen starken Kontrast zu der eher dörflichen Idylle im Vordergrund.

Christian Schumacher
Vineta-Museum der Stadt Barth

(Das Kunstwerk von Friedrich Leonhardt ist vom 10. Mai bis zum 09. Juni im Museum zu sehen.)