Arndt GlaeserWerkschau AG
Der Verfassungsschutz stuft die AfD als gesichert rechtsextrem ein. Das ist kein Nebensatz der Demokratie, sondern ein unübersehbares Warnsignal. Doch viele AfD-Wähler begegnen dieser Tatsache nicht mit Nachdenklichkeit, sondern mit lautstarker Empörung. Sie inszenieren sich als Opfer eines Systems, ziehen absurde Parallelen zur Weimarer Republik und flüchten sich in eine Rhetorik der Verfolgung. Dabei wäre der Moment gekommen, über Inhalte zu sprechen – nicht über gekränkte Gefühle.
Die AfD hat keine Politikangebote, sondern Feindbilder. Sie betreibt Stimmung – keine Lösungen. Das erinnert in erschreckender Weise an die PiS in Polen: viel Theater, wenig Handwerk. Und wenn man genau hinsieht, merkt man: Die Menschen, die dort kandidieren, sagen oft nichts, haben keine Haltung und keine Konzepte. Wer sich aber um ein Mandat bewirbt, muss bereit sein, Verantwortung zu übernehmen – für andere.
Gerade auf kommunaler Ebene kann man das sehen. In der letzten Wahlperiode war Roland Herrmann für die AfD in der Stadtvertretung Barth. Er ist nicht mehr Mitglied, aber man muss ehrlich sagen: Er hat in seinem Aufgabenbereich sachlich gearbeitet. Das ist bewertbar. So wie viele andere Kommunalpolitikerinnen und -politiker, ganz gleich ob von SPD, CDU, Grünen oder Linken. Sie alle sollen – und dürfen – daran gemessen werden, was sie konkret für Menschen leisten. Nicht an Etiketten, sondern am Handeln.
Mich stört nicht, wenn Menschen anderer Meinung sind. Mich stört, wenn sie sich pauschal als Opfer inszenieren und gleichzeitig nichts tun, um Dinge zu verbessern. Dieses Spiel treiben leider nicht nur Populisten. Ich erinnere mich an eine kluge Bemerkung meines früheren Vorgesetzten, Bauamtsleiter Kubitz: „Die Schweine sind andere, aber der Trog ist geblieben.“ Dieser Satz trifft hart – aber er trifft. Denn auch jenseits der AfD gibt es Verhaltensmuster, die Vertrauen kosten. Ämterpatronage, Selbstbedienung, Karrierismus – all das findet sich auch dort, wo sich Parteien für moralisch überlegen halten.
Die Erzählung der Populisten setzt an bei: „Die da oben machen eh, was sie wollen.“ Umso wichtiger ist es, dass Politikerinnen und Politiker nicht nur verantwortlich handeln, sondern auch so wahrgenommen werden können. Haltung muss sichtbar sein – und überprüfbar.
Messt Politikerinnen und Politiker daran, was sie tun – nicht daran, was sie behaupten. Vor Ort. Für Menschen. Im Alltag.
Demokratie lebt von Vertrauen, und Vertrauen entsteht nicht durch Parolen – sondern durch nachvollziehbares Handeln.
Wer Verantwortung übernimmt, muss sie tragen.
Und wer Vertrauen will, muss es sich verdienen.