Das Bijou an der westlichen Fassade der Hafenstraße 22 in Barth
Gab es in Barth Freimaurer? Ja, die gab es. Und zwar sind für 1910 bis 1935 zwei Freimaurerlogen nachweisbar: Ab 1910 die Johannisloge "Zum Anker", und ab 1922 die zweite Loge, die Druidenloge "Barthika zur Wahrheit". Es gibt an zwei Gebäuden Symbole, die einen Bezug auf weitere Logen vermuten lassen könnten. So befindet sich auf dem Haus Markt 1 ein Dachreiter mit dem eindeutigen Symbol der Freimaurerloge "Zu den drei Rosenknospen". Auch wenn die Symbolik auf dem Haus Markt 1 unzweifelhaft auf Freimaurer hinweist, ist zu fragen, warum ist der Dachreiter hier angebracht worden? Denn eine solche Loge hatte es in Barth ja nicht gegeben. Auch bei der Villa in der Hafenstraße 22 mit seinen zahlreichen Schmuckelementen an Süd- und Westfassade tut sich die Frage nach dem Freimaurertum auf. Auf der westlichen Seite hat der Architekt bzw. der Baumeister ein schön gestaltetes Bijou geschaffen. Doch ob es nur ein Innungszeichen der Maurer bzw. Architekten ist, oder ob der Erbauer der Villa, Albert Wendt, lediglich seine Verbundenheit mit den Idealen der Freimaurer bekunden wollte, kann nicht gesagt werden. Denn als er 1903 verstarb, gab es in Barth offiziell noch keine Loge. Bei dem neuen Eigentümer der Villa ab 1910, Maurermeister Max Teetz, könnte man es sich sicherlich einfacher machen. Der war nämlich Mitglied der Johannisloge "Zum Anker". Hat also Teetz dieses Bijou erst nachträglich an der Fassade anbringen lassen? Das Abzeichen der Loge "Zum Anker" sah allerdings etwas anders aus. Es stellte einen achtstrahligen Stern dar mit einem Anker im Schild, von Winkel und Zirkel eingeschlossen.
Die ersten Arbeiten der Loge fanden in der Weinstube Wallis statt, später wurde ein respektables Logenhaus erworben, Lange Straße 17 (Hermann Peters). Ab 1933 setzten die Nationalsozialisten das Freimaurertum in Deutschland unter Druck. Und im Jahr 1935 wies das Reichsministerium des Innern die Großlogen an, bis spätestens 21. Juli 1935 für sich und ihre Tochterlogen die Liquidationsverfahren einzuleiten.
Die letzte Logenversammlung in Barth fand am 16. Mai 1935 statt und wurde von dem damaligen Meister vom Stuhl, Georg Thiel, geleitet. Im Beisein von 42 Brüdern wurden die Kerzen gelöscht.