eichene Tischplatte von 1722
Pastor Daniel Schramm, Gemälde von 1722, Kirchensammlung
„Abbildung der Stadt Barth, wie sie zu fürstl. Zeiten ausgesehen“, aus Müllers Urkundenbuch
Eine große Tischplatte aus Eichenholz im Museum der Stadt stammt noch aus der frühesten Schwedenzeit Barths und erinnert an eine Brandkatastrophe, die sich im Jahr 1722 ereignete. Diese wurde um 1900 auf einem Grundstück in der Langen Straße wiederentdeckt, wo sie in unrühmlicher Weise als Viehbucht gedient hatte. Sie kam dann mit einer neuen Einfassung als Stammtisch in das „Hotel zur Sonne“, wo man ihre Inschrift wieder lesen konnte:
1722 d. I. SEPT.
Es fras die Feuerbrunst, nebst meinen besten Gütern,
die Tisch der Compagnie von Einigkeits Gemüthern.
Jetzt steht ein neuer hier, den, der so abgebrant,
den Brüdern wiederschenckt, durch Gottes Seegens Hand.
Der damalige Barther Pastor Daniel Schramm berichtete in seiner Schrift von 1723 von dem Brand, der sich am 1. September über Nacht, von 10 bis 3 Uhr bei starkem Wind ausbreitete. Er berichtete von weinenden Müttern, die ihre Kinder aus dem Feuer trugen, von himmelansteigenden Flammen und von den Geräuschen einfallender Gebäude. Die Bilder des Unglücks noch vor Augen und das Klagen der Opfer noch frisch im Gedächtnis schrieb er über die 18 Häuser, die in der Langen Straße und am Markt ganz abgebrannt waren. Ein schwerer Schlag für Barth, das erst ein paar Jahre zuvor von Einquartierungen und Plünderungen im Nordischen Krieg geplagt wurde. Auch das einstige Barther Schloß lag zu dieser Zeit bereits in Trümmern. Die Ursache des Feuers blieb ungeklärt und „die Kämmerer Meincke und Saniter wurden nach Hamburg, Lübeck, Wismar und Rostock geschickt, um für die abgebrannten zu sammeln. (…) Die gesammelten Gelder wurden in der Weise verteilt, daß jeder durch den Brand geschädigte die Größe seines Schadens beziffern mußte. (…) Bis Anfang 1725 blieben die Abgebrannten von der Zahlung der Zensur (Steuer) frei.“ Pastor Schramm hielt künftig zur Erinnerung an jedem folgenden Sonntag nach dem 1. September eine Feuerpredigt. Bis 1716 besaß und bebaute er einen Hof in Tribohm, ein Rittersitz mit Acker- und Bauernhof im Besitz des Christoph Heinrich von Thun, wo er 30 Jahre Pastor gewesen war. Dort hatte er das Kriegselend sehr kennengelernt; Plünderungen, Brand des Hauses, Flucht mit Weib und Kind hatte er durchgemacht. 1725 wurde Schramm durch den König Friedrich IV. von Dänemark zum Präpositus und Pastor in Barth berufen, wo er bis zu seinem Lebensende wirkte.
Der Präpositus war außerdem der erste Geistliche in Barth, der sich auch als Chronist verdient gemacht hat. Neben seiner oben genannten Schrift, verfasste er um 1723 eine Zusammenfassung glaubwürdiger Urkunden, die besonders die Kirchengeschichte betrafen und von Bürgermeister Müller in dessen Urkundenbücher übertragen wurde. Dazu gehörte auch eine Zeichnung, die auf der Lubin´schen Karte basiert, jedoch die Kirche mit einem polygonalen Chor abbildet. Auch seine Feuerpredigt ergänzt Schramm mit historischen Angaben aus seiner Arbeit als Chronist und berichtet über die vergangenen Brände, von denen Barth heimgesucht wurde. Nach 1495, als die Stadt Barth fast ganz abgebrannt war, folgten noch weitere Feuersbrünste in den Jahren 1562, 1662 und 1711 durch Unfälle, Gewitter oder auch Kriegszeiten. Doch auch die guten Zeiten hob Schramm hervor: die Schifffahrt nach Schweden, Dänemark und Norwegen, der schöne Marktplatz, das Haus zum Heiligen Geist oder das wohlerbaute Fürstliche Schloss mit Druckerei. Das Barthische Bier, welches aufgrund seiner Gelindigkeit und seines angenehmen Geschmacks weit und breit verkauft wurde, findet in seinem historischen Abriss besondere Erwähnung. Der eichene, braun polierte Tisch mit etwa 2,40 Meter Länge steht noch hier als Geschichte zum Anfassen.