Arndtstraße
Dr. Erich Gülzow
Heute befinden wir uns in der Ernst Moritz Arndtstraße auf dem „Tückmantel“ in Barth, und wenn wir uns mit dieser Straße beschäftigen, kommen wir unweigerlich an Dr. Erich Gülzow vorbei. Viele Barther kennen Ernst Moritz Arndt, aber erinnert sich jemand an Dr. Erich Gülzow?
Aber erstmal zur Arndtstraße mit der Nr. 3. Die Nr. 3 ist der erste Neubau auf dem heute vollkommen zugebauten „Tückmantel“. Zum Tückmantel gehören die Arndt-, Fritz Worm- und Spaldingstraße, alles Namen, die irgendwie mit Barth zu tun haben. Ende der 1920er Jahre errichtete Studienrat Dr. Erich Gülzow hier ein Wohnhaus. Er war Lehrer an der Realschule und ein zu seiner Zeit bedeutender Arndtforscher, und da durch die Bebauung ein passender Straßenname fällig war, lag es nahe, diese Straße nach dem großen Historiker, Politiker und Dichter Arndt zu benennen.
Dr. Erich Gülzow wurde am 29.03.1888 in Loitz geboren, wo sein Vater als Lehrer und Heimatforscher wirkte. Dieser ermöglichte ihm eine gediegene Ausbildung, was für die damalige Zeit durchaus nicht selbstverständlich war.
Erich Gülzow besuchte das Stralsunder Gymnasium, studierte in Freiburg, Grenoble und Greifswald Deutsch, Französisch und Religion. Im Dezember 1913 promovierte er in Greifswald zum Dr. phil., bestand 1914 die Prüfung für das höhere Lehramt und kam dann nach Barth an die Realschule, die spätere Oberschule in der Papenstraße.
Dr. Gülzow blieb in Barth bis zu seinem Tod am 16.08.1954. Als überzeugter Christ war er in der zweiten Hälfte der Nazizeit wiederholt Repressalien ausgesetzt; man verlangte auch seinen Austritt aus der Kirche, was er nachdrücklich ablehnte. Durch die Verschlechterung seines Gesundheitszustandes erreichte Dr. Gülzow 1941 die frühe Pensionierung und widmete sich nun seinen wissenschaftlichen Interessen wie auch der Erweiterung des Barther Heimatmuseums, dessen Leiter er nach dem Tode von Rektor Rufferts ab 1942 war. Im Mai 1945 wurde er zunächst amtsenthoben; er hätte die teilweise Beraubung des Museums auch nicht verhindern können. Im Juni 1945 wurde er erneut in das Amt des Museumsleiters eingesetzt und zusätzlich zum Stadtarchivar berufen.
Dem umfangreichen Wirken Dr. Gülzow`s an dieser Stelle gerecht zu werden, ist kaum möglich; darum nur einige Stichworte: Seit 1914 schrieb er 40 Bücher und Hefte, und es wurden unzählige von wissenschaftlichen Artikeln veröffentlicht. Auch als Denkmalpfleger trat Gülzow mehrfach in Erscheinung. Er sorgte u.a. dafür, dass das Grab von Arndts Lieblingsschwester Gottsgab auf dem Dorffriedhof Pütte bei Stralsund wiederhergestellt wurde. Kreuz und Gitter waren im Krieg für Rüstungszwecke eingeschmolzen worden. Auch Thomas Mann unterstütze das Vorhaben durch eine Spende.
Will man das vielseitige Schaffen von Dr. Erich Gülzow richtig würdigen, kommt man an seine Ehefrau nicht vorbei. Maria Fritzsche (geboren am 08.08.1897 in Osterwieck/Halberstadt) war Lehrerin an der Mädchen-Mittelschule. Am 12.04.1925 heirateten Erich und Maria in Lutherstadt Wittenberg. Sie engagierte sich sehr im sozialen Bereich der St. Marien-Kirche in Barth. Die Ehe blieb kinderlos, deshalb adoptierten die Gülzow`s Ende der 1920er Jahre einen Jungen als Kleinkind und wenige Jahre darauf ein Mädchen.
Nach dem Tod von Dr. Erich Gülzow verwaltete Frau Gülzow den wissenschaftlichen Nachlass ihres Mannes, dessen größter Teil sich heute in der Universitäts-Bibliothek Greifswald befindet. Maria Gülzow verließ Barth 1969 und verstarb am 26.11.1984. Auf dem Barther Friedhof fand sie an der Seite ihres Mannes die letzte Ruhestätte. Hierbei handelt es sich um ein städtisches Ehrengrab.