Die Gründung des Barther Frauenvereins am 21. März 1817 war den Aktivitäten der 1774 geborenen "Frau Hauptmann von Lilienström, geb. von Mevius", zu verdanken. Sie kam 1804 ins Adlige Fräuleinstift, hatte aber 1810 den in schwedischen Diensten stehenden Hauptmann von Lilienström geheiratet. Frau von Lilienström kam nach einem für sie besonderen Erlebnis zu dem Schluss, dass Krankenpflege nicht einfach einzelnen Personen zu überlassen sei. Sie folgte daraufhin einem Appell aus dem Jahr 1815 der preußischen Prinzessin Marianne zur Bildung von Frauenvereinen. Frau von Lilienström gewann rasch genügend Gleichgesinnte und rief den Barther Frauenverein ins Leben. Die Damen machten es sich zur Aufgabe, sich um solche Dinge zu bemühen, wie armen Mitbürgern die Möglichkeit zu verschaffen, in Arbeit zu kommen. Auch das Verteilen von Essen, Fleisch und Brot sowie das Bezahlen von Schulgeld für arme Kinder gehörten zu ihren selbst auferlegten Pflichten. Die Vereinsgründerein, Frau von Lilienström, wurde am 21. Oktober 1850 ein frühes Opfer der Cholera-Epidemie, die damals in der Stadt wütete.
In der "Chronik der Stadt Barth" lesen wir bei Wilhelm Bülow auf Seite 753, dass der Verein im Jahr 1830 das Haus Sundische Straße 621 (heute Nummer 10) kaufte und hier eine Schule für Mädchen aus armen Familien einrichtete. Als die Stadt zehn Jahre später ihre Schulverhältnisse neu regelte, übergab der Frauenverein die Schule an die Stadt. 1840 wurde sie in die benachbarte Sundische Straße Nr. 8 verlegt.
Im Verlaufe der Jahre ergaben sich mehrere Wechsel im Vereinsvorsitz: 1846 Gräfin Krassow auf Divitz, 1850 das "Klosterfräulein" von Baerenfels, 1860 Julie Werner, die älteste Tochter des Superintendenten Werner. Julie Werner starb 1869, woraufhin für dreißig Jahre "Frau Ratsherr Bindemann" die Vereinsleitung übernahm. In diese Zeit fällt 1877 die Enstehung der Diakonissenstation durch die besonderen Bemühungen der Vorsteherin Gräfin von Krassow und der Konventualin Marie Louise Auguste von Behr.
Im Sommer 1914 schenkten die Vereinsleiterin "Frau Kommerzienrat Berg" und deren Gemahl Kommerzienrat Berg dem Verein ein neues Haus, das den Namen "Marienstift" erhielt und für alte arme Frauen als Altersheim bestimmt sein sollte. Der Beginn des Ersten Weltkrieges machte jedoch das Vorhaben zunichte.
Die bereits erwähnte Prinzessein Marianne unterstützte den Verein mit finaziellen Mitteln aus eigener Tasche, es gelang ihr auch, den König, den Kronprinzen, ja selbst die russische Kaiserin zu veranlassen, dem Barther Frauenverein Gelder zukommen zu lassen.
Noch ein Wort zu Pastor Dohrn. Auf dem Barther Friedhof hat in dem Bereich mit den Pastorenkreuzen auch dessen gusseisernes Grabkreuz die Jahre bis in unsere Gegenwart überdauert.
Die noch zu lesende Inschrift würdigt sein Engagement für die Armen und Hilfsbedürftigen in der Stadt. Der Friedhofsbesucher kann entziffern "Dem treuen Seelsorger und Freunde der Armen, dem Herrn Pastor Joh. Casper Andreas Dohrn, geboren den 8. Februar 1753, gestorben den 26. November 1824 ". Pastor Dohrn hatte das bei der Vereinsgründung im Jahr 1817 gesammelte Geld an Notleidende verteilt.
Text und Fotos (2): Rüdiger Pfäffle