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Barther Boddenblick
Ausgabe 8/2023
Nichtamtlicher Teil
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Die PIW GmbH in Barth

Nebel-Eierhandgranate

Weil im Barther Stadtholz eine Munitionsfabrik gebaut werden sollte, benötigte man Bauland. Und das nicht zu knapp. In jenem Werk fertigten dann ab 1940 mehrere Tausend Mitarbeiter (darunter auch Zwangsarbeiter) Munition, in erster Linie Halb- und Fertigfabrikate, wie Nebelkerzen, Nebelkerzenzünder, Brandbomben, Schwelgranaten, Schwelbomben, Wurfgranaten-Zubehörteile, aber auch Kraftfahrzeugteile. Bis vor drei, vier Jahren lagen zwischen den ehemaligen Hallen NL 2 und NL 3 noch immer verrostete Überbleibsel von Wurfgranaten und Nebeltöpfen.

Einer Produktion chemischer Waffen, die in den PIW hergestellt worden sein sollen, wird in einem Protokoll aus dem Jahr 1996 zwar widersprochen, die Möglichkeit eventueller Forschungen dazu im Labor sei jedoch nicht auszuschließen.

Hier noch einige Zeilen zur PIW, zu Barth-Holz und Barth-Stein: Für das Jahr 1903 weisen alte Dokumente für das Barther Stadtholz eine Größe von 1133 ha aus. Davon beanspruchte im Jahr 1939 die Hagenuk Hansatische Apparatebau-Gesellschaft Neufeldt & Kuhn GmbH für die Errichtung der Pommerschen Industriewerke PIW rund 455 ha sowie rund 23 ha an Bodenfläche für die beiden Wohnlager Barth-Holz und Barth-Stein (Barth-Holz ca. 4 ha, Barth-Stein ca. 19 ha).

Als sich im April 1941 Hagenuk mit der Montangesellschaft über eine Flächenübernahme einigten, wurde der Bürgermeister nur noch im Nachhinein zu dem Vorgang informiert. Das Gesetz über die Landbeschaffung für Zwecke der Wehrmacht, bereits 1935 verabschiedet, gab den Rüstungsbetrieben bei Bedarf die Möglichkeit, Kommunen, aber auch Privatpersonen sozusagen zu enteignen. So wurden aus den Besitzungen des Pachtgutes Planitz ebenfalls Flächen entnommen. Den Planitzer Landwirt Schröder informierte im Dezember 1941 die Verwertungsgesellschaft für Montanindustrie GmbH: "Durch den Erwerb eines Geländes aus dem Barther Stadtholz und der Gemeinde Planitz durch uns wird auch ein Teil Ihres Grundstückes erworben... [...] Wir bitten Sie, uns mitzuteilen. wie groß die Flächen sind und um welche Kulturarten es sich handelt." Die Stadt hatte dem Landwirt die Flächen ursprünglich bis 1943 pachtfrei überlassen.

Rüdiger Pfäffle