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Barther Boddenblick
Ausgabe 8/2024
Nichtamtlicher Teil
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Exponat des Monats im Vineta-Museum

Bildnis des Herzogs Bogislaw XIII. (1544-1606) um 1606 entstanden, Öl auf Leinwand, Leihgabe der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Vorpommern

Entwurf für das Bogislaw-Denkmal von der Bildhauerin Claudia Weidenbach

Die Wahl für das Exponat des Monats wurde zu einem besonderen Anlass getroffen, da der Stadt gewissermaßen ein hoher Besuch bevorsteht. Nach über 400 Jahren kehrt der Herzog Bogislaw XIII. in sein geliebtes Barth zurück um den Bürgern und Besuchern zu vergegenwärtigen, wie bedeutend unsere Stadt seinerzeit gewesen ist. Er erscheint in Form eines Kunstwerks in Bronze, das von der Künstlerin und Bildhauerin Claudia Weidenbach aus Berlin mit Hingabe und Ideenreichtum entworfen wurde und auf dem nach ihm benannten Platz zwischen Bürgerhaus und Papenhof stehen wird.

Die öffentliche Einweihung ist für den 07. September um 17.00 Uhr auf dem Bogislawplatz geplant.

Auch das hier präsentierte Kunstwerk hatte eine lange Reise hinter sich: Der Weg führte über Schleswig-Holstein nach München und letztendlich nach New York. Die Rückreise des Gemäldes aus Amerika erfolgte über eine weitsprossende Unternehmerfamilie mit pommerschen und Barther Wurzeln. Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung konnte überzeugt werden, das Gemälde für das Vineta-Museum der Stadt Barth anzukaufen. Die feierliche Übergabe und Enthüllung fand zusammen mit Sigrid Keler, Finanzministerin MV a.D. statt. Damit war Barth wieder im Besitz eines authentischen Porträts des Herzogs, das noch zu seinen Lebzeiten entstanden und von seinem Sohn, Bogislaw XIV. in Auftrag gegeben worden ist.

Bogislaw XIII., Herzog von Pommern, Sohn von Philipp I. und Maria von Sachsen, wurde am 9. August 1544 im Schloss zu Wolgast geboren. Als sein Vater 1560 verstarb, studierte er neben seinen Brüdern Johann Friedrich und Ernst Ludwig noch an der Universität in Greifswald und so übernahm neben der Mutter auch der Bruder seines Großvaters, Barnim IX., die Vormundschaft über die drei noch unmündigen Brüder. 1569 erhielt Johann Friedrich als ältester der Brüder das Herzogtum Stettin und Ernst Ludwig das Herzogtum Wolgast. Barnim empfing Rügenwalde und Bütow, Kasimir das Bistum Cammin und Bogislaw bekam die Ämter Barth und Neuenkamp, in denen er großes Potenzial erkannte, das er zu erwecken gedachte. Es wurde ihm unter seinen vier Brüdern das Prädikat des Frömmigsten beigelegt und er war sehr der Wissenschaft und der Kunst zugetan. Barth wurde wieder fürstliche Residenz und 1573 ließ er das Schloss zu einem dreistöckigen Renaissancebau mit Turm umbauen, wo sich heute das ehemalige Fräuleinstift befindet.

So waltete der leutselige Fürst geruhsam und zufrieden seines Amtes. Doch seine großen Pläne begannen hier erst, da er vorhatte der Stadt Stralsund die wirtschaftliche Position streitig zu machen. Zu diesem Zweck gründete er 1587 die neue Stadt Franzburg im Gebiet des Zisterzienserklosters Neuenkamp, das er ab 1578 zum Schloss ausbauen und bis zur Gründung der Stadt fertigstellen ließ. Den Namen Franzburg erwählte er zu Ehren seines geliebten Schwiegervaters, des Herzogs Franz von Braunschweig. Seine Tochter Klara von Braunschweig-Lüneburg war Bogislaws erste Ehefrau und brachte kulturelle Einflüsse vom „Braunschweiger Hof“ an den „Barther Hof“ mit ein. Das „Projekt Franzburg“ war geboren und bald verlegte er die Spinnenweberei von Barth dorthin. Dies geschah auch aus einem kleinen Konflikt heraus, da die Arbeiter der Spinnerei „fremden Glaubens“ waren und der Barther Prediger Paul Mentz dagegen eiferte. Obwohl damit alle Streitigkeiten bereinigt zu sein schienen, hat Bogislaw den Prediger Mentz später doch noch abgesetzt. Damit sein Franzburg auch bald als „Adlige Handelsrepublik“ im Geiste Venedigs bezeichnet werden konnte, wurde ferner dort eine Tuchmanufaktur errichtet und eine Adels- und Ritterschule sollte entstehen, war die Stadt doch gedacht um hauptsächlich Adlige, Handwerker und Künstler zu beherbergen. Auf dieser Adelsschule sollten dann die adligen Söhne fechten, ringen, tanzen, reiten, tournieren und Reiterspiele sowie musizieren anstatt nur Saufen und Fressen zu lehren. So pflegte es der Herzog auszudrücken. Namentlich die musikalische Erziehung hielt er für das rechte Fundament aller Tugend und rühmlichen Verhaltens und das Beste und Vornehmste. Trotz aller Bemühungen ist die Stadt dem erwählten Konkurrenten Stralsund niemals gefährlich geworden.

Ebenso viele Projekte und Pläne hatte Bogislaw für sein Barth geplant und auch durchgeführt. 1572 wird von der Gründung der ersten Apotheke durch ihn berichtet, die sich in den Kellergewölben des alten Rathauses befand und später in die Lange Straße umzog um dort als Rats-Apotheke bekannt zu werden. Auch das Legen einer Wasserleitung zum Schloss und Marktplatz sowie die Prägung eigener Münzen waren nur einige von allerlei hochfliegenden Plänen des Fürsten.

1582 ließ der eine Fürstliche Druckerei mit dem zugleich gegründeten Herzog-Bogislaw-Verlag einrichten. Nur ein Jahr davor wurde die Druckerei des Augustin Ferber in Greifswald eingerichtet. 1588 wurde in der Barther Druckerei das „Hauptwerk“, die mit zahlreichen Holzschnitten ausgestattete, plattdeutsche Bibel, die sogenannte „Barther Bibel“ gedruckt. In dem 22-jährigen Bestehen der Druckerei entstanden bis 1604 insgesamt 45 Buchtitel. Die Kirche verdankt ihm u.a. die Beschaffung einer großen Glocke, 1597 den Bau einer Orgel durch Nicolaus Maaß und die Anlage eine Turmuhr im Jahr 1604.

Aber nicht nur Förderung sondern auch Fürsorge erfuhr die Stadt durch ihren Fürsten. Als die Stadt Anno 1562, noch vor seinem Amtsantritt, fast ganz abgebrannt war, ließ er es sich nicht nehmen, selbige wieder aufzurichten und beschloss u.a. die Verlegung der Scheunen, welche oft die Feuersbrünste noch gefährlicher machten, nach außerhalb der Stadt. Unter Bogislaw wurde auch die Bierproduktion zu einem Exportzweig mit einer Ausfuhr in größerem Maße ausgebaut. Der Versuch in diesem Zusammenhang eine Verbrauchssteuer auf Bier und Getreide einzuführen, schlug aufgrund starken Gegenwinds seitens der Stände fehl.

Dem Papenhof verhalf er zu der heutigen landesgeschichtlichen Bedeutung, als dieser von ihm 1589 gekauft und seinem treuen Amtshauptmann Jochim von Steding als Wohnsitz übereignet wurde. Am 25.1.1598 starb die erste Gemahlin des Herzogs in Franzburg an der Pest und wurde dort auch begraben. Bogislaw vermählte sich im Jahre 1601 zum zweiten Male mit der Fürstin Anna von Schleswig-Holstein. Als er 1605 dann nicht mehr umher kam, seine Amtsfolge in Stettin anzutreten, musste er seine kleine Stadt am Bodden verlassen und verabschiedete sich, nicht ohne eine kleine Träne zu vergießen, mit den Worten: „Ihr seid dennoch meine lieben Bart(h)ischen. Ich hätte gern die übrige Zeit meines Lebens, wenn´s Gott gefallen, bei Euch verbracht.“

Seine Herrschaft in Stettin war nicht von Dauer, schon am 7. März 1606 verstarb er im Alter von 61 Jahren. Bogislaw, um Bülow zu zitieren, verdient mehr als irgendein anderer, dass sein Andenken hier in hohen Ehren gehalten wird, weil er für die Stadt viel Gutes wirkte und mit allem Eifer auf ihr Emporblühen bedacht war. Der Glanz welcher von Fürstenhofe ausstrahlte, leuchtete noch einmal, zum letzten Male, in besonders hellem Lichte zu seiner Zeit über Barth.

Christian Schumacher
Vineta-Museum der Stadt Barth