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Barther Boddenblick
Ausgabe 8/2025
Nichtamtlicher Teil
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Blicke ins Land - Ein kultureller Schatz wird gehoben

Barth lädt zum 5. Barther Bibliotheksgespräch: Historische Funde, neue Forschung und ein ungewöhnliches Testament

Barth - Wer meint, in Mecklenburg-Vorpommern lägen die wahren Kulturschätze tief verborgen unter Erde oder Wasser, der irrt. In Barth, der kleinen Stadt am Bodden, lagert ein ganz anderer Schatz, in Papierform, zwischen Pergamentdeckeln, in gotischer Handschrift oder feinem Frühdruck: die Kirchenbibliothek der St. Marienkirche. Am 12. und 13. September 2025 rückt sie erneut ins Zentrum des Interesses, wenn das Bibelzentrum Barth die Türen öffnet für das 5. Barther Bibliotheksgespräch.

Unter dem Titel „Blicke ins Land“ widmet sich die interdisziplinäre Tagung aktuellen Funden und Forschungen zur Landesgeschichte und Buchkultur in Mecklenburg-Vorpommern. Mit Blick auf die reiche Überlieferung der Region treffen sich Wissenschaftler, Bibliothekare und kulturinteressierte Bürger zum Austausch. Der Eintritt ist frei, das Gespräch ausdrücklich erwünscht.

Ein Höhepunkt gleich zu Beginn: Das Testament des Stadtpfarrers Hermann Hoet aus dem Jahr 1398 wird erstmals ausführlich analysiert. Es ist nicht nur ein Fenster in die spätmittelalterliche Frömmigkeit, sondern enthält auch die älteste bekannte Erwähnung der Barther Kirchenbibliothek, ein unscheinbarer Satz mit weitreichender Wirkung. „Hermanns Geheimnisse“, wie Vortragstitel und Quellenlage andeuten, könnten Aufschluss geben über die Entstehung einer der bedeutendsten Bibliotheken des nordöstlichen Raums.

Die Veranstaltung, konzipiert von Dr. Christine Magin (Göttingen/Greifswald) und Dr. Falk Eisermann (Berlin), ist längst mehr als ein Treffen von Fachleuten. Sie versteht sich als Plattform der kulturellen Bildung, als Einladung an die Menschen in der Region, sich mit dem eigenen historischen Erbe auseinanderzusetzen und das nicht nur in Museen oder Archiven, sondern im offenen Dialog.

Weitere Vorträge widmen sich u. a. der Rolle jüdischer Geschichte im Frühdruck (Simone Hallstein), den Bibliothekskatalogen der Stadt (Dr. Jürgen Geiß-Wunderlich) oder der Digitalisierung historischer Drucke in Mecklenburg-Vorpommern (Antje Theise und Karsten Labahn). Mit Dr. Monika Schneikart beleuchtet eine Greifswalder Forscherin zudem einen bislang wenig beachteten Aspekt: den weiblichen Buchbesitz der Herzoginwitwe Anna von Mecklenburg im 17. Jahrhundert, ein bemerkenswerter Beitrag zur Sichtbarkeit von Frauen in der Buchgeschichte.

Die Tagung mündet in die geplante Fortsetzung der 2014 begonnenen historischen Schriftenreihe, deren neuer Band 2027 erscheinen soll. Sie sichert nicht nur die Ergebnisse für die Nachwelt, sondern schlägt auch eine Brücke zwischen Forschung und Öffentlichkeit, getreu dem Geist der Veranstaltungsreihe.

Dass dies in Barth möglich ist, verdankt sich nicht zuletzt dem Engagement des Fördervereins Kirchenbibliothek St. Marien Barth e. V. sowie der Evangelischen Kirchengemeinde. Unterstützt wird das Projekt von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, dem Landesfonds MV für Vorpommern, dem Pommerschen Kirchenkreis und der Nordkirche.

Hinweis:

Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung per E-Mail wird aufgrund begrenzter Plätze erbeten: info@barthbibliothek.de.

Weitere Informationen unter: www.barthbibliothek.de