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Barther Boddenblick
Ausgabe 9/2025
Nichtamtlicher Teil
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„Was mich bewegt“

Sommer, Sonne, Sandstrand?

Oder lieber: Sommer, Sonne, Sozialneid?

Es liegt auch in unseren Händen!

Schönster Sommersonnenschein. Strandwetter. Mein Büro liegt auf der Südseite des Rathauses, 2. Stock. Recht warm ist an solchen Tagen eine Untertreibung. Aber alles hat seine „Vorteile“. Die Kollegen, die reinschauen müssen, wollen alle nicht länger bleiben als unbedingt nötig.

Also nichts wie raus in der Mittagspause. Vor dem Cafe am Markt gibt es noch Schattenplätze! Dazu Urlaubergespräche vor halbvollen Kaffeetassen und Kuchentellern. Wo kommen Sie her, wo fahren Sie noch hin? Was hat sich gelohnt, was möchte man lieber nicht weiterempfehlen?

Dann werde ich gefragt. Meiner Antwort folgt der erstaunte Ausruf: „Ach, Sie sind gar kein Urlauber!“ Und dann höre ich es mir an: „Großartig! Arbeiten, wo andere Urlaub machen – wie toll ist das denn!“. Und: „Sie haben es gut. Dann können Sie ja jeden Tag an den Strand!“ Oder: „So schön wie Sie es hier haben, da müssen Sie ja gar nicht wo anders zum Urlaub hin!“

Was soll ich darauf antworten – dass ich natürlich nicht jeden Tag am Strand bin als erstes?

Mir fallen Menschen ein, die ich während meiner Vertretungszeit bei der Bürgerberatung oder in der Schlange vor der Barther Tafel kennengelernt habe. Wie schön ist das Leben in Barth für jene, die sich gar nicht gegen einen Urlaub woanders entscheiden müssen, weil sie wissen, dass das Geld für ein Leben zuhause kaum reicht?

Ich denke an Senioren von den Klönschnack – Nachmittagen im Rathaus, von denen manchen das Fortbewegen immer beschwerlicher wird. Wie finden sie es, wenn alle Geschäfte an die Durchfahrt(!)straße wollen, um die Geldbeutel der durchfahrenden Touristen auf dem Weg zum Darss zu erleichtern, und das fußläufig gut erreichbare Angebot in der Stadtmitte (von Barth Süd nicht zu reden) immer weniger wird?

Und, und, und …und trotzdem haben die auswärtigen Besucher Barths ja nicht unrecht. Wie schön die der Hafen und der Bereich um den Markt gestaltet worden sind, sagen alle Freunde und Verwandte, die wir nach Barth eingeladen haben. Und, und, und!

Der Satz vom Tourismus als Wirtschaftsfaktor und Einnahmequelle – eine Binsenweisheit! Der Tourismus als eine Belastung – täglich im Stau um Barth herum zu er-fahren! Fette Wohnmobile und randvolle Einkaufswagen, die uns zeigen, wie ungleich Wohlstand verteilt ist – keine Frage!

Aber wie wäre es denn mit dem Tourismus als Augenöffner? Für alle die Schönheit der Natur ums uns herum! Für die Bauten und Kulturgüter, die unsere Vorfahren uns zu bewahren hinterlassen haben! Und alles andere, was wir als viel zu selbstverständlich anzusehen uns angewöhnt haben!

Ich muss Schluss machen! Denn an den Strand wollen wir alle ja trotzdem so oft wie nur möglich. Auch auf die Gefahr hin, dort erneut auf die Cafe-Gäste vom Mittag zu treffen!

Volker Reintjes

Das Redaktionsteam des „Boddenblicks“ hat es sich zum Ziel gesetzt, unser Amtsblatt für möglichst viele Barther interessant und gut lesbar zu gestalten. Anregungen und Kritik sind erwünscht und können an barth.boddenblick@stadt-barth.de geschickt werden. Vielen Dank!

„Was mich bewegt“ ist ein neues Element zur Gestaltung unseres Amtsblatts. In loser Folge werden die Schreiber ihre persönlichen Wahrnehmungen und Ansichten zum Leben in und um Barth hier veröffentlichen und auf eine möglichst freundliche Weise zum Nachdenken anregen.