Ein Gemälde von Zenker zeigt die Küche im Flur des Hospitals um 1920
Die Wohnbedingungen im Hospital waren für die Zeit gegen Ende des 19. Jahrhunderts menschenunwürdig geworden. Das zeigt sich besonders deutlich, wenn man die Lebensbedingungen der Industriellenfamilien betrachtet, die in den zur gleichen Zeit erbauten Villen am Stadtrand wohnten. Die drei noch bewohnten Stuben erhielten Kachelöfen und einen Dielenfußboden. Zuvor hatten alle Räume nur Ziegelfußböden. Die Gründe für diese Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Armen und Alten im Hospital, liegen ganz sicher bei der sich im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts entwickelten „Armenfürsorge“. Im Jahr 1902 konnte man in einem Nachschlagewerk noch lesen: „ … Gegenwärtig ist daher keine bedeutende Stadt der civilisierten Welt mehr ohne Hospital. Man scheidet in unserer Zeit die Hospitäler nach ihrem Zweck streng in Versorgungsanstalten, in denen nur Verlassene, Schwache, Gebrechliche oder Unheilbare Aufnahme finden, und in eigentliche Heilanstalten, welche nur solche Kranke aufnehmen, deren Zustand eine ärztliche Behandlung zuläßt.“ Die letzte öffentliche Information über die wirtschaftlichen Verhältnisse des Hospitals stammt aus dem Jahre 1908: „…Das Hospital besitzt auf dem Hufenfelde 7 größere Grundstücke mit Zubehör und auf der sonstigen Stargarder Feldmark 28 meist kleinere Äcker und Wiesenstücke. Das Kap.- Vermögen ca. 54000 M.“ Als Verwalter desselben wird der Pastor genannt. In Folge der Revolution und der Entmachtung der Herzöge, ging das Hospital um 1920 vollends in kirchliche Verwaltung über. Der Grundbesitz wurde zum Kirchengut Sabel gelegt und das Kapitalvermögen ging im Vermögen der Kirche auf. (Lit. 53).
Fünf alte Frauen bewohnten das Hospital zu dieser Zeit. Der große Raum, die Gemeinschaftsstube wurde von drei Frauen, zwei weitere Räume von jeweils einer Frau bewohnt. Das Heizmaterial, hauptsächlich Holz, lieferte das Kirchengut Sabel. Es lagerte in zwei Kammern. Die übrigen zwei kleinen Räume dienten als Abstellkammern. Außer dem Brennmaterial waren auch Miete und Licht kostenlos. Um die Verpflegung mussten sich die Hospitalinsassen selbst bemühen, wenn man von der noch lange bestehenden Brotspende, die im Sammelalmosen von 1364 ihren Ursprung hatte, absieht. Es bestand also annähernd 500 Jahre! In den meisten Fällen waren noch Verwandte der Insassen in der Stadt, die sich um das Mittagessen kümmerten. Auch spendeten wohlhabende Stargarder zuweilen Speisen und Getränke. An diesem Zustand änderte sich in den folgenden 25 Jahren nichts. Nach der der Eingemeindung der Burg in das Stadtgebiet, in Folge der Revolution von 1918, wurde der Name der Stadt Stargard mit dem Zusatz „Burg“ versehen. Die Stadt heißt seit dem 16. März 1929 offiziell „Burg Stargard“. Es dauerte allerdings noch 2 Jahre bis auch die letzte Behörde die Stempel und Siegel erneuert hatte. Nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus am 09.04.1945 änderte sich für das Hospital erstmal nichts Grundsätzliches. Lediglich die Zahl der Insassen wurde auf drei beschränkt. Nun wurden die drei beheizbaren Räume von nur noch je einer alten Frau bewohnt. Diese Situation bestand bis Mitte der 1960er Jahre unverändert. Erst 1968 kam die letzte Insassin ins christliche Altersheim neben der Stadtkirche. Mit diesem Auszug endete die 392jährige Funktion des Hospitals (der ehemaligen Kapelle) als Quartier für arme, alte und kranke Menschen. Der Plan der Kirche, das ehemalige Hospital zu einem Schulungsheim umzubauen, scheiterte an der Ablehnung des Instituts für Denkmalpflege Schwerin. Die Forderungen der Denkmalpflege hatten zur Folge, dass die Kirche das Interesse an der Nutzung des Gebäudes verlor.
Fortsetzung folgt ...