Ein alter Schäfer aus Godenswege kam in früherer Zeit einmal um die Mitternachtsstunde den Hohlweg von Stargard zur Burg herauf. Oben wollte er sein Pfeifchen anzünden und bemerkte ärgerlich, dass er Stahl und Zunder verloren hatte. Aber nahe am Backofen sah er ein Häuflein glimmender Kohlen und bemerkte auch ein altes Weib in der Ofenöffnung. Er rief ihr scherzend zu, dass die Pflaumen schon zu alt wären, aber sie antwortete nicht. Die Kohlen wollten auch nicht brennen und als er genau prüfte, waren es glitzernde Steinchen. Nun steckte er eine Handvoll in die Tasche zum Spielzeug für die Kleinen und machte sich wieder auf den Weg. An der anderen Seite des Schlossberges, im hellen Mondschein, besah er die Steine noch einmal und hielt goldene Dukaten in der Hand. Anstatt nun mit seinem Schatz zufrieden zu sein, überlegte er schnell, wieviel er von dem kostbaren Gut wohl fortschaffen könne. Diese wenigen tat er in seinen Tabaksbeutel und versteckte sie unter einem Baum. Dann lief er schnell zurück, füllte alle seine Taschen und den Hut, zuletzt auch noch die Stiefelschäfte. Die Alte kicherte hinter ihm her. Aber, merkwürdig, je weiter er ging, desto leichter wurde seine Last. Als er jenseits des Schlossbergs wieder in den Mondschein hinaustrat, sah er, dass er Schafdünger geladen hatte. Die Alte im Backofen hat aber schon manchen geärgert. Wer um Mitternacht dort vorüberkommt, dem kann es passieren, dass er die Alte Huckepack bis an seine Wohnung tragen muss. Im hellen Tageslicht hat der Backofen aber ein harmloses Aussehen und nach Hexen hält man vergeblich Ausschau. Desto mehr Hänsel und Gretel sind aber vorhanden. Sie suchen im Frühling die ersten Veilchen am geschützten Burgwall und sammeln im Herbst die Kastanien, die der Wind von den Bäumen schüttelt. Sie hüpfen mit flinken Füßen über geweihte Stätten und lauschen mit glänzenden Augen immer aufs Neue den Erzählungen von der alten Burg und ihren Sagen.