Die sogenannte Feierabendbrigade bei den Maurerarbeiten am Westgiebel
Die Geschichte des ältesten Hauses der Stadt von der Grundsteinlegung im Hochmittelalter bis zur Gegenwart - Folge 13
Im Herbst 1972 bekam der ehemalige Lehrer Wilhelm Lübstorf aus Burg Stargard vom Pastor den Schlüssel und die Genehmigung, dieses Gebäude zu nutzen. Er betreute eine Schülerarbeitsgemeinschaft, die sich „AG Junge Archäologen Burg Stargard“ nannte. Sie arbeiteten von nun an im ehemaligen Hospital und beschäftigten sich vor allem mit der Ur- und Frühgeschichte ihrer Heimat. Einen weiteren Wirkungsbereich stellte die Stadtgeschichte dar (Lit.55). So entstand neben einer umfangreichen Dokumentation zur Geschichte der Stadt auch eine Sammlung von Sachzeugen des Lebens der Bevölkerung einer „Ackerbürgerstadt“. Um das Hospital auch für kleine Ausstellungen nutzen zu können, wurde der alte, unebene Ziegelfußboden in einigen Räumen herausgenommen und durch Estrich ersetzt. Zur selben Zeit ist der gemauerte Holz-Kohleherd entfernt und durch die Rekonstruktion eines offenen Herdes ersetzt worden. Zur Schaffung von Toiletten wurde der kleine Raum neben der Stube in kleine Kämmerchen geteilt.
Zu diesen Baumaßnahmen der Jahre 1974/75 gehörten auch einige Veränderungen am Äußeren des Gebäudes (Lit.55). Der an der Südseite angebaute Abort wurde abgerissen und an seiner Stelle eine Sickergrube für die „Spültoiletten“ gebaut. Um einen Durchgang zum Garten hinter dem Haus zu ermöglichen, entfernte man den Windfang am Westgiebel und mauerte die Türöffnung zu. Direkt daneben wurde auch die Ausmauerung des mittelalterlichen Kapelleneinganges erneuert. Leider gibt es dazu aus diesen zwei Jahren keine ordnungsgemäße Dokumentation, wie es für ein Denkmal erforderlich ist.
Nach der Unterbrechung durch die Bauarbeiten nahm die Arbeitsgemeinschaft ihre Tätigkeit wieder auf und gestaltete mehrere Ausstellungen zur Stadtgeschichte. Bis zum 01.06.1976 war die Anzahl der gesammelten und registrierten Sachzeugen auf 2500 gestiegen (Lit.55). Als sich in den darauffolgenden Jahren die Arbeitsgemeinschaft auflöste und sich Wilhelm Lübstorf aus Altersgründen zurückzog, wurde leider ein völlig ungeeigneter Verwalter für das vorhandene volkseigene Kulturgut eingesetzt.
Bis 1980 ging über die Hälfte der Sachzeugen verloren. Erst nach zahlreichen Beschwerden von Burg Stargarder Bürgern griff man von übergeordneter Stelle ein (Lit.56). Auf Grund einer „Anregung“ des Rates des Kreises Neubrandenburg, entschloss sich der Rat der Stadt Burg Stargard 1980 zur offiziellen Gründung einer Heimatstube in der ehemaligen Kapelle des Heilig-Geist-Hospitals. Die Schaffung einer Planstelle für einen hauptamtlichen Leiter der Einrichtung und dessen Einstellung am 5. Januar 1981, leitete einen neuen Abschnitt in der Geschichte des ältesten erhaltenen Hauses der Stadt ein.
Mit der Einrichtung eines Lagerraumes für die Sammlung unter der Bodentreppe, begann die Anpassung der Räume an die museale Nutzung. Raum für Raum wurde im Laufe der Jahre in mühevoller Arbeit rekonstruiert oder freigelegt. Der Ausstellungsbetrieb ging in den nicht betroffenen Räumen weiter. Lediglich während der teilweisen Rekonstruktion des Flures im Bereich vom Herd bis zur Bodentreppe musste die Heimatstube für kurze Zeit geschlossen werden.
Da die Auflage der alten, verrotteten Bodentreppe von 1905 im Fußboden einbetoniert war, entstand beim Abriss der Treppe ein Loch. Eine geringfügige Erweiterung gab Gelegenheit zu einer archäologischen Untersuchung der Bodenschichten unter dem Betonestrich des heutigen Fußbodens. Die Funde und Befunde dieser Untersuchung wurden zum Anlass, die Baugeschichte des alten Hospitals neu zu schreiben.