Er war besonders windig, besonders naß und besonders ungemütlich, dieser Volkstrauertag 2023. Dennoch hatten sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger an diesem Sonntag auf den Weg zum Friedhof gemacht, um den Opfern von Krieg, Terror, Gewalt, Rassismus und Antisemitismus zu gedenken. Der Posaunenchor der evangelischen Kirche umrahmte das Programm musikalisch passend. Die Totenehrung übernahm Kirchengemeinderat Matthias Pätzold, die Rede zum Volkstrauertag hielt Stadtvertretervorsteher Stefan Philipp. Einen Auszug daraus möchten wir an dieser Stelle zitieren.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
alles hängt vom Frieden ab! Ein Krieg ist schnell erklärt, aber den Frieden wieder herzustellen ist harte Arbeit. Der letzte völkerrechtlich anerkannte Friedensvertrag wurde am 21. November 1995 in Dayton (Ohio) zwischen Serbien, Kroatien und Bosnien geschlossen und beendete nach dreieinhalb Jahren den Krieg in Bosnien und Herzegowina. Man muss die Hoffnung haben, dass so etwas wieder möglich ist. Kein Waffenstillstand und keine Feuerpausen auf Zeit können den Menschen das Gefühl von dauerhafter Sicherheit und Frieden geben. Den Weg des Friedens zu gehen ist ein Weg voller Hindernisse und Schwierigkeiten und ja, er ist nicht immer von Erfolg gekrönt. Daher ist es umso wichtiger, gemeinsam daran zu arbeiten, dem Bösen in unserer Welt stets genügend Gutes gegenüberzustellen. Gerade wir wissen aus unserer Geschichte sehr genau, dass Frieden und Freiheit nicht von allein entstehen und nicht von allein erhalten bleiben. Es braucht vielmehr Menschen, die sie bewahren, die sie schützen und stärken. Und deshalb kommt einem Gedenktag wie dem Volkstrauertag nach wie vor ein hoher Stellenwert zu. Ein Gedenken, das sich der Geschichte stellt und daraus Rückschlüsse zieht, sensibilisiert dafür, bedrohliche Entwicklungen oder die Verharmlosung von Gewalt rechtzeitig zu erkennen. Es sensibilisiert dafür, jeden Menschen zu achten, ungeachtet seiner Herkunft oder seiner Konfession. Es sensibilisiert dafür, Frieden und Freiheit hochzuschätzen. Immanuel Kant hat gesagt „Der Friede ist das Meisterstück der Vernunft“. Hoffen und glauben wir daran, dass es diese Vernunft gibt und sie über Intoleranz, Fanatismus, Starrsinn und Kompromisslosigkeit siegt.