Eine fünfte plattdeutsche Geschichte aus dem alten Stargard

Snee un Ies

Buten ging dat in`n Winter recht lustig to, wenn Slettenbahn wir. In de Straten de bargaf löpen, dor ging dat Schletten mal schön, un wi würden ok nicht to oft stüert, den vel Führen was dor grad nich. Am schönsten ging dat äwer doch in de Papengrund. Baben gegen den Hollweg, de na de Howenschüns ruppgeht, begünn de Spaß, un denn de lang` Grund dal gesus`t bet na de Bek runner, dat uns de Hoor üm den Kopp weigten; up enen Sletten twe, dre, vier Jungens, un so un so vel Slettens hinner `n anner. Knackt un brök dat ok mal un gingen ok woll mal `n poor lustige Bröder mit `n lang`n Gesicht, de Stücken von den intweirigen Sletten unner den Arm un de Utsicht up ne Dracht Sleg in`n Kopp, dorvon; dat bleben ümmer noch genog tum lustig sin, un de Jugend vergett jo ok äwer de Freud` frömd` un egen Leed so bald.

Leeg vel Snee un ballt he good, denn würden Festungen mit witt Muern bugt, belagert un innahmen mit Storm, oder apen Feldslachten slagen, wobi dat hell`sch schärp herging. Ierst würd Schaten un denn keem dat tum Handgemeng`. De Geschütz wiren uns` Hen`n, de Kugeln de Sneeballen, de Pulwer uns` Armkraft.

Wenn de Bataille beginnen süll, denn würd vörher utmakt, dat blos schaten warden süll, un de Handgrieplichkeiten süllen verbaden sin. Wi stellten uns so wid von `n anner up, dat wi uns mit de Kugeln man so grad` afreken künnen, un dat ging los. Bald kemen sich de fiendlichen Regen äwer neger, ümmer neger; ümmer beter trüffen de Kugeln; ümmer luder würd dat Ropen; ümmer mihr Nesen würden truffen un färften den witten Snee schön rood. Duert nich lang`, denn haren s` sich bi ´n Wickel, wenn`t ok teigenmal utmakt was, dat man blos smeten warden süll, un na korte Tid wölterten sich de meisten hupenwies` an ´n Ierdbodden in den Snee rümm.

Denn het dat: „Dat gelt nich! Is utmakt, kener darf anfaten! Dat ganze Spill gelt nich! Noch mal von vöer!“ - Nu ging`t also noch mal los, un Anfang un En`n wiren, as vörher. Wat hülp bi diss` Gesellschaft Toom un Tägel? Dat wiren luter Dörchgengers.

Gesucht und gefunden von Frank Saß in: „Bunte Biller ut min‘ Kinnerjohren“ aus dem Jahr 1876. - Der Autor dieser „Bunten Bilder“, Daniel Zander, wurde vor 200 Jahren am 3. April 1823 im heutigen Burg Stargard geboren. Er war der Sohn des Stargarder Tuchmachermeisters Christian Friedrich Zander und dessen Frau Regina Maria, Tochter des Schmiedemeisters Kaiser. Daniel Zander wurde ein bedeutender deutscher Lehrer, Musiker und Historiker - mehr über ihn findet man im 1. Band der Chronikbücher „Stadt-Land-Burg“.