Noch heute kündet die Größe der Scheunen von ihrer einstigen Funktion zur Lagerung und Verarbeitung der Flachsfasern.
Betriebsrundgang mit Schülern in der VE Flachsröste Burg Stargard, die sich an der Landesschule der Freien Deutschen Jugend (FDJ) aufhielten und einem FDJ Chor angehörten: Der Text wurde aufgeschrieben von Margit D. einem Mitglied des FDJ Chors.
Wie fein, heute sollen wir sogar eine Fabrik besichtigen, um einmal richtig die Arbeit in einem Betrieb kennenzulernen. Der Weg führt uns aus der Stadt heraus, und bald stehen wir vor dem Zaun mit dem großen Tor der das Fabrikgelände umgibt. „Volkseigen“ steht über dem Eingang mit großen Buchstaben. Und nach dem wir eingetreten sind sehen wir auch an beiden Seiten des Weges Schilder mit Aufrufen und Forderungen. Wir sehen sofort, das hier die Arbeiter ihren geraden Weg erkannt haben und verfolgen und später können wir uns auch davon überzeugen.
Ein eigenartiger Geruch kommt uns entgegen. Ach, ich vergaß zu erzählen, dass wir uns in der Flachsröste befinden. Wer schon einmal in der Nähe eines solchen Betriebes war, wird sich die gerümpften Nasen und die langen Gesichter vorstellen können.
Anmerkungen*: Die Flachsröste trägt schon einen Teil des Verarbeitungsprozesses der Naturfaser in ihrem Namen, das Rösten. Ein altdeutsches Wort für verrotteten. Bei der Wasserröste hat man die Holzteile der Flachsfasern in 24 mit warmen Wasser gefüllten Basins in bis zu 90 Stunden verrotten lassen. Dieser Röstprozeß verursachte den eigentümlichen Geruch.
Zuerst traten wir in einen Raum, in dem die Arbeiter ihr Brot in der Frühstückspause essen. Einfache grüne Tische und Bänke stehen hier. Besonders angenehm empfinden wir die Wärme. Die Wände sind durch Zeichnungen und Sprüche geschmückt. In jeder Ecke hängt ein Flachsbündel. Nachdem der Betriebsleiter uns einiges von der Arbeit und der Entwicklung der Flachsrösterei erzählt hat, geht die Tür auf und Mädchen, Burschen, Frauen und Männer kommen herein. Umständlich wickeln sie ihr Brot aus und beginnen zu essen und zu erzählen. Alle Altersstufen von 14 bis 60 Jahren scheinen hier vertreten zu sein. Wir singen für sie einige Lieder doch ihre Zeit der Ruhe ist bald vorbei. Die Arbeit ruft.
*Nicht nur die Flachsverarbeitung in der bäuerlichen Wirtschaft erforderte viel Mühe. Auch die fabrikmäßige Aufbereitung des Flachses war ein aufwendiger Verarbeitungsprozess und teils schwere körperliche Arbeit. In dieser Zeit wurden ca. 5,5 t Flachs pro Tag geliefert.
Fortsetzung folgt..