Alte Ansichtskarte vom Bahnhof Burg Stargard
Bahnhöfe und Eisenbahnen begeisterten damals wie heute viele Kinder und auch Erwachsene. Da war einst ein Großvater, Lehrmeister bei der Deutschen Reichsbahn, der seine Liebe für die Bahn mit nach Hause brachte. Es gab nichts schöneres für die beiden Enkel, als an der nächsten Schranke die vorbeifahrenden Züge zu beobachten und die Wagen zu zählen. Opa nahm sich Zeit sie mit dem Trabi dorthin zu fahren. Dann sagte einer der beiden Jungen: „Opa, du kannst ruhig ein Nickerchen machen, wir schauen so lange nach den Zügen!“ Manchmal sahen sie sogar noch eine Dampflokomotive an einem Güterzug vorbeifahren und staunten ihr mit offenem Mund hinterher.
Die gute alte Dampflokomotive war mehr als Hundert Jahre das Zugpferd der Eisenbahnen. Sie galt als unentbehrliches Kraftpaket im Personen und Güterverkehr. Die schwere und schmutzige Knochenarbeit auf den windigen Führerständen teilte sich der Lokführer mit dem ihm unterstellten Heizer. Der beschickte die sogenannte „Feuerbüchse“ indem er Kohlen ins Feuer schaufelte. Schon Stunden vor Fahrtbeginn musste die Lok auf Betriebstemperatur gebracht werden, mit Kohlen aus dem Tender, dem Kohlevorratsbehälter. Bei der Deutschen Reichsbahn-Baureihe 50, rechnete man 1 t Kohlen auf 50 km Fahrstrecke. Da der Tender nur 8 t Kohle und 28 m³ Wasser aufnehmen konnte musste zwischendurch, nach ca. 400 km, neue Kohle geladen werden. Bei Lokomotiven mit Ölfeuerung hatte der Heizer nur die Brennstoffmenge zu regeln. Er war auch Kesselwärter und somit für den Wasserstand im Dampfkessel und den Kesseldruck verantwortlich.
Während der Fahrt und beim Halt an Bahnsteigen hatte der Heizer die Aufgabe, die Strecke und den Zug von seiner Position aus zu beobachten und dem Lokführer die Stellung der Streckensignale zu melden. Mit dem Ende der dampfenden Kolosse in den 1970/80er-Jahren erhielten die ehemaligen Heizer nach einer Umschulung andere Aufgaben im Bahnbetrieb zugewiesen. In den 1920er-Jahren leitete der Bahnhofsvorsteher den Bahnhof Burg Stargard. Ein Eisenbahnassistent und ein Eisenbahnbetriebsassistent unterstützen ihn. Vier Weichenwärter arbeiteten am Bahnhof und im Umfeld und ein weiterer bei der Bahnmeisterei, die zum Bahnhof gehörte. Der Weichenwärter wartete die Weichen die sich vor Ort befanden. Das heißt er schmierte und pflegte die beweglichen Teile damit diese zu jeder Zeit betriebsbereit waren. Erhielt er die Anweisung eine bestimmte Weiche zu bedienen so stellte er diese auf die entsprechende Fahrtrichtung ein.
Bis zur Nutzung von Telegrafie und mechanischen Signalen war die Eisenbahn auf Bahnwärter angewiesen. Sie verständigten sich untereinander entlang der Strecke mit Flaggen und Laternen. Die Bahnwärter sicherten außerdem Tunnel, Brücken und Bahnübergänge. Sie galten als unterste Stufe der Bahnarbeiter und besserten ihren Lohn durch eine kleine Landwirtschaft auf.
Die Geschichte des Schrankenwärters geht zurück auf die Bahnwärterposten aus der Anfangszeit der Eisenbahnen. Neben technischen und baulichen Problemen waren an unserer Eisenbahnstrecke zwei betriebliche Aufgaben zu lösen: die Kommunikation zwischen den Stationen zu händlen und die Bewachung der Bahnanlagen zu organisieren.
In den folgenden Jahren fragte der jüngere der beiden Enkel seinem Opa noch so manches Loch in den Bauch. Opa erzählte ihm alles was er wusste und entzündete in ihm ein Feuer für die Eisenbahn das bis heute lodert. Aus dem Kind wurde ein Lokführer und Opas ganzer Stolz. Heutzutage steuert er einen Regionalzug und denkt so manchmal an die Geschichten seines Großvaters zurück. Daheim in einer Vitrine bewahrt er als besondere Kostbarkeit noch die gute alte Eisenbahnermütze seines Opas auf.
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Quellen: 1. Akten, und Zeitungen der Stargarder Chronik auf der Burg. 2. Internet 05.11.2019 um 09.18 Uhr https://blog.myheritage.de/2015/05/7-berufe-die-nicht-mehr-existieren/Wikipedia.de 3. Internet 16.01.2025 um 14.15 Uhr https://de.wikipedia.org/wiki/Heizer#: 4. Schrankenwärter–Wikipedia 5. Krohn, Olaf: Aus der Serie 175 Jahre Eisenbahn: Ausgestorbene Bahnberufe, der Heizer, der Bahnwärter. In: mobil 08/2010, S. 40