Ein weiteres Anliegen des Kreises Mecklenburg-Strelitz und des Amtes Stargard war die Unterstützung der Bewohner bei der Schaffung von Siedlungen und Wohnbauten. Im ländlichen Raum führte die Binnenkolonisation nach 1918 zu Wandlungen auf fast allen Gebieten des ländlichen Lebens. Noch immer lebten Kleinbauern, Landarbeiter und Schnitter in beengten und kaum zumutbaren Wohnverhältnissen. Ihre soziale Lage war wenig hoffnungsvoll. Dem wollte der Staat u. a. mit der Schaffung neuer Siedlerstellen entgegenwirken.
Eine Anzahl von Gütern sollte dafür auf-gesiedelt werden. Das Reichssiedlungsgesetz vom 11. August 1919 sah diese Maßnahme u. a. für ein Zehntel der Flächen von Großgrundbesitzern vor.
In Mecklenburg wurden zwischen 1921 und 1931 etwa 1100 Siedlerstellen auf ca. 22.000 ha Fläche geschaffen. In Mecklenburg-Strelitz kam die Siedlungstätigkeit nur langsam vorwärts. Dadurch entstanden zwischen 1919 und 1929 nur 248 neue Bauernstellen.
Durch die Übernahme von Baudarlehen beteiligte sich der Kreis in unserer Region an der Errichtung von ca. 30 Siedlungen. Dafür hat man einen Betrag von 1.004.350 RM aufgewandt. Weitere 26 Neubauten beziehungsweise Siedlungen sind teils mit Kreismitteln, teils aus Hauszinssteuermitteln in Höhe von 90.000 RM gefördert worden. Ab 1927 war dies fast ausschließlich aus den Mitteln der Hauszinssteuer geschehen. Daneben wurde die Mehrzahl der vorgenommenen Bauten durch Gewährung von niedrigen Zinsen (Zinsverbilligung) unterstützt. Als Beispiele seien hier nur Aktivitäten in den Orten genannt die heute noch zum Amt Stargard gehören. An Siedlungen bzw. Wohnungsneubauten hat man in Alt-Käbelich eine, in Ballin eine, in Bargensdorf vier, in Georgendorf eine und im Quastenberg neun errichtet.
Insgesamt sind mit Hilfe des Kreises 40 Wohnhäuser neu entstanden. Der Gesamtwert der investierten Gelder betrug einschließlich einiger Durch-bauten 223.700 RM. Als Durchbauten bezeichnete man den Umbau vorhandener Wirtschaftsgebäude der Gutsanlagen zu Siedlerstellen. Die Siedlungsstrukturen in unseren Dörfern haben sich verändert. Es gibt heute nur noch wenige erhaltene Gebäude in denen die Schnitter lebten.
In Alt-Käbelich ist die Schnitterkaserne erhalten. (Siehe Foto vom 04. März 2023) Der Pachthof Alt-Käbelich hatte 1926 eine Fläche von 876,5318 ha. Im Ort lebten 266 Einwohner. Zu den mehr als 15 ständig angestellten Arbeitskräften auf dem Pachtgut kamen in der Erntezeit ca. 50 Schnitter hinzu. Die Nutzung des Hauses hat sich im Laufe der Jahrzehnte gewandelt.