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Stargarder Zeitung
Ausgabe 3/2024
Kultur und Veranstaltungen im Stargarder Land
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Kultur und Veranstaltungen im Stargarder Land

Der Haustein mit dem Wolfshaken ist auf der Burg verbaut

Erst vor wenigen Tagen entdeckte ich auf einem, vor mindestens 300 Jahren zurecht gehauenen Feldstein, ein seltsames Zeichen. Von Flechten überzogen, sah es aus wie das Zeichen eines Steinmetzes. Nach dem Freikratzen sah die Sache allerdings etwas anders aus. Mit dem Meißel tief eingeschlagen, zeigte sich nun meinen erstaunten Blicken ein horizontaler „Wolfshaken“. Was, um Himmelswillen, hat dieses Zeichen auf unserer Burg zu suchen?

Ein Wolfshaken ist der untere Teil einer so genannten Wolfsangel. Die aus Eisen geschmiedeten Wolfsangeln wurden über Jahrhunderte zum Fangen von Wölfen verwendet. Die mit Widerhaken versehenen Enden wurden mit Ködern bestückt und an einem Baum so hoch aufgehängt, dass der Wolf danach springen musste, um zuschnappen zu können. Der Wolf blieb mit der Schnauze hängen und verendete meist unter Qualen. 1889 schrieb man: „… das Eisen hängt an einer 40 Zentimeter langen Kette. Am oberen Teil der Kette befindet sich ein halbmondförmiger Anker … mit dem Anker wurde die Kette an einem Baum befestigt.

Erste Erwähnungen zu Wolfsangeln finden sich schon im Capitulare de villis Karls des Großen von 812 n. Chr.! Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war diese Fang Art üblich. Mit dem Missbrauch dieses Zeichens im 20. und noch in unserem Jahrhundert hat unser altes, gemeißeltes nichts zu tun. Als der Steinmetz diesen Stein bearbeitet hatte, wurde er als Grenzstein oder Forstzeichen im Wald aufgestellt. Vermutlich stand er einst mit anderen im Großen Hagen und warnte den ahnungslosen Wanderer vor den Wolfsfallen, welche dort noch um 1900 errichtet waren. Als die Wölfe so gut wie ausgerottet waren, sammelte man die Steine ein und verwendete mindestens einen bei den Reparaturen auf der Burg. Wenn Steine reden könnten.

F. Saß