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Stargarder Zeitung
Ausgabe 3/2024
Kultur und Veranstaltungen im Stargarder Land
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Kultur und Veranstaltungen im Stargarder Land

Die Vitrine vom Flachs und seiner Verwendung im Museum Burg Stargard, in der neben einer geflochtenen Flachsdogge auch eine Schale mit Leinsamen steht

Ein Betriebsrundgang mit Schülern in der VE Flachsröste Burg Stargard die sich an der Landesschule der Freien Deutschen Jugend (FDJ) auf der Burg Stargard aufhielten und einem FDJ Chor angehörten. Der Text wurde aufgeschrieben von Margit D. einem Mitglied des FDJ Chors.

Anmerkungen*: Nach dem kurzen Aufenthalt im Pausenraum ging es weiter. Bald darauf brachen auch wir auf und gingen auf eine Scheune zu, in der der Flachs gebündelt und aufgestapelt lag, wie der Bauer ihn vom Feld geholt hatte.

*Flachs oder Lein gehört zur Familie der Leingewächse (Linum usitatissimum). Der Kulturflachs wird als einjährige Pflanze verwendet. Je nach Sorte erreicht er eine Größe von 30-60 cm. Man unterscheidet zwischen Faserflachs und Ölflachs. Nur wenige Sorten erlauben die gleichzeitige Gewinnung von Flachsfasern und Ölsaaten. Man erntet den Faserflachs wenn seine Farbe von grün in gelb übergeht. Der Flachs wird nicht gemäht sondern mit seinen Wurzeln aus dem Boden gezogen damit man möglichst lange Stängel erhält. (2)

Auf der Tenne stand eine Maschine, die die Fruchtkapseln von den Flachsstängeln entfernte. Uns wurde auch alles gleich gezeigt. Und wir konnten die Frauen die hier arbeiteten, beobachten. Es war sicher nicht leicht hier draußen. Durch die offene Tür blies der kalte Wind. Eine trübe Lampe erhellte das Halbdunkel, das durch den aufgewirbelten Staub noch verstärkt wurde. Dick vermummt betätigten sich die Arbeiterinnen, aber ihre Hände waren rot von der Kälte und hier arbeiteten sie acht Stunden in der Tag- oder Nachtschicht, immer die gleichen Handgriffe verrichtend. Wir konnten uns einer kleinen Beschämung nicht erwehren. Hier merkten wir erst, wie gut wir es hatten, wie schwer diese Arbeit war, die man hier wie selbstverständlich verrichtete. Wir gingen nun zuerst der Verarbeitung der Fruchtkapseln nach. Ein ohrenbetäubender Lärm empfing uns. Erst nachdem man die Maschinen abgestellt hatte, konnten wir die Erklärungen des Betriebsleiters verstehen. Hier wurden die Kapseln gebrochen, so dass der Leinsamen herausfallen konnte. Alles hat man durch ein Sieb nach dem anderen geschüttelt. Bis ganz zuletzt nur noch die glänzenden braunen Körner zurückblieben. Ein Stockwerk nach dem anderen erkletterten wir. Überall lagen auf den sauberen Brettern hunderte von Zentnern des wertvollen Leinsamen. Wenn man in die Masse hineingriff und sie durch die Finger gleiten ließ, hatte man das Gefühl als fahre man in kühle, feucht-kleine Perlen. Manches Körnlein wanderte in unseren Mund. Die meisten der Leinsamen waren für die Aussaat bestimmt, da der Anbau des Flachses für uns zu einer großen Wichtigkeit geworden war. (1)

Quellen:

1. D. Margit: Bericht über eine Betriebsbesichtigung in der VE Flachsröste Burg Stargard im Winter 1949/50, Lichtpause, unveröffentlicht 2 Seiten.

2. Korinski, Ilse: Allerlei vom Flachs S. 140-142 In: Heimatkalender 1998, 5. Jahrgang, Hrsg. Heimatverein Fürstenberg/H. e. V.

Fortsetzung folgt …

Claudia Beuthin
Ortschronistin Burg Stargard, AG Chronik