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Stargarder Zeitung
Ausgabe 5/2025
Kultur und Veranstaltungen im Stargarder Land
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Wodurch geriet das Burg Stargarder Rathaus auf dem Marktplatz 1945 in Brand?

Das Rathaus in den 1940er Jahren

Am 28. April 1945 endete für die Burg Stargarder der Zweite Weltkrieg. Der Untergang des Rathauses ist in den Quellen unterschiedlich dargestellt. In der Nacht vom 28. zum 29. April 1945 wurde das Verwaltungsgebäude und fünf Häuser durch eine Explosion beschädigt und noch am 29. morgens brannte das Haus. Am 28. April hatten sowjetische Soldaten die Stadt besetzt. Am 5. Februar gab Gauleiter Hildebrandt die Weisung zur Vernichtung der Akten der NSDAP und des Staats- und Verwaltungsapparates. War das ein Grund das Rathaus zu zerstören?

Das Haus war von 1833 bis April 1945 Verwaltungssitz. Für das 1758 abgebrannte Rathaus wurde 1832/33 ein neues erbaut. Es entstand nach Plänen von Baurat Buttel, im Stil der Renaissance. Eine doppelseitige Treppe führte zum Eingang, wie man auf dem Foto aus den 1940er Jahren sehen kann. Über dem Eingang war der Balkon, der von vier dorischen Säulen getragen wurde. Die Bürgermeisterei fand neben dem Amtsgericht Platz. Im Dachgeschoss war das Gefängnis, auf dem alten Kirchhof der Gefangenenhof. (Krüger) 1898 und 1935 hat man das Rathaus renoviert. (Kaeding) Zum Geschehen in den letzten Kriegstagen liegen verschiedene Quellen vor. Die erste Quellen-Aussage hält die Zerstörung des Rathauses und der fünf Häuser in der Nachbarschaft durch explodierende Panzerfäuste für möglich, die im Gebäude lagerten. Der Auslöser dieser Explosion soll eine Fliegerbombe gewesen sein. (Chronik Kaeding) Die zweite Aussage geht davon aus das das Rathaus unmittelbar vor dem Einmarsch der Sowjetarmee von faschistischen Bombenflugzeugen vernichtet wurde. (Festschrift 1959) Eine dritte Aussage hält es für möglich das in der Nacht vom 28. zum 29. April 1945 Hitlerjungen das Rathaus und angrenzende Gebäude in Brand setzten. (Rede 1975)

Eine vierte Aussage stammt von einer Stargarderin: Abends (28. April) kam die Nachricht, daß die sowjetischen Truppen in Burg Stargard einmarschieren. Mit 50 Menschen ging es in den Keller der Brauerei. Das war die schlimmste Nacht. Frauen und Mädchen, eine von 12 Jahren, wurden geholt und kamen später weinend wieder. Ich habe Glück gehabt. Morgens mussten wir raus. Unsere Koffer waren auf dem Torweg abgestellt, alle durchwühlt oder mitgenommen. Da Neubrandenburg noch Widerstand leistete, wurde der Vormarsch der sowjetischen Truppen nach Burg Stargard aufgehalten. Bei A. im Garten und auf der anderen Seite der Flachsröste bei Bargensdorf standen Katjuschas und beschossen Neubrandenburg. Am anderen Tag hatten sich mehrere Menschen das Leben genommen. Die H., die M. und die K. Als wir aus dem Keller der Brauerei herauskamen brannte das Rathaus. Man erzählte das ein sowjetischer Soldat hineinging. Dort lagerten die abgegebenen Waffen, Munition und Panzerfäuste. Dann erfolgte eine Detonation.

Die fünfte Aussage stammt aus dem Lagebericht von Propst Albert Schmidt über die Zustände in der Propstei Stargard am Kriegsende. Der Propst und die Kirchendiener waren bei der Gemeinde geblieben. Direkte Kampfhandlungen gab es nicht, durch Beschuss wurden einige Häuser beschädigt. Das Rathaus und fünf weitere Gebäude der Gemeinde waren abgebrannt. Die Bevölkerung schwer geplündert, zahlreiche Vergewaltigungen der Frauen gab es. Die Kirche in Burg Stargard hatte durch den Bombenabwurf in der Nähe der Kirche in der Nacht vom 28. zum 29. April Schaden erlitten. Die Südseite des Daches war zur Hälfte abgedeckt, sämtliche Fenster völlig zerstört, die Türen teilweise zerbrochen. Das Pfarrhaus verlor durch den Bombenniedergang in der Nähe des Rathauses an der Vorder- und seitlichen Südfront fast sämtliche Fenster. Die alte Schule hat alle Fenster eingebüßt sowie mancherlei Schäden davongetragen.

Mitte Mai 1947 wurde der Schutt des Rathauses mit Hilfe einer Feldbahn deren Gleise in der Bahnhofstraße bis hinter den Walkmüllerteich führten verlegt, um die Reste des alten Rathauses und der zerstörten 5 Häuser dort abzuladen und ein zu ebnen. Dies erfuhr Herr Saß einst von Zeitzeugen. Man kann sagen der heutige Spielplatz am Walkmüllerteich steht auf den Trümmern des alten Rathauses. Seit der Sanierung des Marktplatzes 1998/99 ist der Grundriss des alten Rathauses durch eine graue Pflasterung kenntlich gemacht. Die Reste der vier dorischen Säulen erinnern noch heute an die Zerstörung des Rathauses vor 80 Jahren. Wer hat weitere Inforationen über den Brand des alten Rathauses? Melden Sie sich bitte bei mir. Jede Information kann helfen.

Email: claudia-nb@gmx.de

Claudia Beuthin
AG Chronik Burg Stargard