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Stargarder Zeitung
Ausgabe 7/2024
Kultur und Veranstaltungen im Stargarder Land
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Der letzte Hexenprozess in Stargard in Mecklenburg am 31. Juli 1726

Schweizer Miniatur aus dem 16. Jh. mit Darstellung einer Hexenverbrennung

Die Verfolgungen und die Hinrichtungen von „Hexen“ waren im Hochmittelalter nur Einzelfälle. Erst am Ende des 15. Jahrhunderts begann mit dem Erscheinen des „Hexenhammers“ und dem 1532 in Kraft gesetzten Reichsgesetz „Carolina“ auch in Mecklenburg die Zeit der großen Hexenverfolgungen. Das Land Stargard erlebte damals grauenhafte Hexenprozesse.

Der letzte Hexenprozess in Stargard fand am 31. Juli 1726 statt. Beim Stargarder Prozesses verlegte man die Zusammenkunft der „Hexen“ auf den Stargarder Marktplatz. Das Protokoll zum Hexenprozess vor dem Niedergericht in Stargard hat die Zeiten überdauert. „Sophia Elisabeth Kühlen (17 Jahre) sollte dem Gericht berichten, was sie vom Blocksberg weiß: Hildebrands Dirne (eine Magd) hätte ihr berichtet, dass sie sich in der Walpurgisnacht auf einem Erblaken an den Brunnen auf dem Markt gesetzt. Um 12 Uhr des Nachts wären 26 Reiter und Reiterinnen auf schwarzen Rappen gekommen und um 1 Uhr wären sie auf Böcken wieder weg geritten.“ Sie kannte diese Leute nicht. „nur den Herrn Richter mit seiner Frau, dessen Schwiegervater und Frau, Stein nebst Frau und der Scherpelzschen, Andreas Köppe und Frau, Christian Knäpel ..., den alten Stolzenburg und Frau und Siegkens Knechts Mutter, welche aus Dewitz … gekommen wäre ... - Die Magd hätte ihr ... noch ... erzählt, dass Andreas Köppe eine schwarze Katze gehabt, die da geschrien, wornach die anderen getanzt, sie selbst hätte das Schreien der Katze auch gehört; - aus einem langen Schweinetroge hätten sie gegessen und aus Kuhpfoten getrunken. Michel Knäpel hätte gemurret, dass er nicht genug zu essen bekommen, da hätte ihn der Satan mit einer blanken Rute gepeitscht. Auch Margarethe Voß (24 Jahre alt) erzählte, dass Hildebrands Dirne ihr offenbarte, daß sie in der Walpurgisnacht auf dem Markte gewesen und gesehen, wie diejenigen, welche nicht gehen könnten, auf dem Markte brav getanzt hätten. Hildebrands Dirne, Anna Dorothea Meier (16 Jahre alt), hörte die Aussagen der beiden Vorgenannten und gab zu Protokoll: „Sie gestehe zwar, ein und das andere zur Kühlschen Tochter geredet zu haben, das aber hätte sie nicht gesagt, daß sie auf dem Markte mit dem Erblaken gewesen, sondern es hätte, was auf dem Markte erzählter Maaßen vorgegangen, der nunmehr weggelaufene Knecht ihres Brodherrn ihr berichtet. Joachim Arend, Steinführers Mittelknecht (16 Jahre alt) gab auf die Frage, ob er nicht hörte, daß einige Knechte aus der Stadt unter der Erbeggen gesessen und dort ihre Abgötterei betrieben, zu Protokoll: „Es hätte ihm Hans Zander, Hildebrands Knecht, erzählt, daß er und Michel Eulike, Meinhardts Knecht, eine Erbegge gehabt, unter welche sie sich beide bei Niekamers Ecke gesetzt und gesehen hätten, daß die alte Steinsche mit ihrer Tochter, der Schärpelzschen und Reginen auf dem Markte getanzt hätten. Ein schriftliches Urteil ist nicht überliefert. Es soll wohl so gewesen sein, dass die „Hexe“ freigesprochen wurde. Die Anschwärzerin erhielt eine geringfügige Strafe. Die Hexenverfolgungen endeten erst mit der Zeit der Aufklärung (1720 - 1785). Wer näheres über diese Zeit erfahren will dem empfehlen wir den Besuch der „Hexenburg“ in Penzlin.

Quelle: Ortschronik der Stadt Burg Stargard.

Claudia Beuthin, Frank Saß
AG Chronik Burg Stargard