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Stargarder Zeitung
Ausgabe 7/2025
Kultur und Veranstaltungen im Stargarder Land
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Seit 180 Jahren - Chortradition in Burg Stargard

Die Gaststätte Klüschenberg 1925, am linken Bildrand ist die Musikhalle zu erkennen. Die Gaststätte in der Mitte des Bildes stand dort, wo später die Waldbühne gestanden hat.

Die Burg Stargarder singen in der Kirche, im alten Hospital, in den Schulen, in den Kindereinrichtungen, im Pflegeheim und manchmal auch zu Hause. Wie heißt es doch so schön bei Seume: “Wo man singt, da lass dich ruhig nieder; böse Menschen haben keine Lieder“.

Im September 1845 fanden sich 22 sangesfreudige Herren zusammen und gründeten einen Männer-Gesang-Verein. Unter den Gründungsmitgliedern befand sich kein Geringerer als Senator Carl Stolte. Der Vorsitzende des Vereins, Kaufmann Marnung, konnte Kantor Blank als Dirigent gewinnen. Die Singabende fanden in der alten Schule, dem heutigen „Haus Barmherzigkeit“ statt. Später wurden die Gesangsproben in den Rathaussaal verlegt und ein Klavier für 135 Taler angeschafft. Ab 1853 gab sich der Verein den Namen „Liedertafel Concordia Stargard“. Schon Schiller erkannte: „Gesang und Liebe im schönen Verein erhalten dem Leben den Jugendschein“. 1856 schlossen sich der Friedländer und der Stargarder Gesangsverein zusammen und traten gemeinsam dem Vandalia Sängerbund bei. Martin Luther stellte fest: „Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, der bleibt ein Narr sein Leben lang“. Im Juni 1862 feierte man in Stargard mit den angeschlossenen Bundesvereinen das Erste Vandalia-Bundesfest und der Verein erhielt zu diesem Fest von den Damen der Stadt eine prächtig bestickte Vereins-Fahne geschenkt. Der Gesangverein trat oft gemeinsam mit anderen Sängervereinigungen auf u. a. mit dem Stargarder Schülerchor. Berühmt waren die Bundessängerfeste in Stargard. Bei dem letzten 1923 wurde die geräumige Musikhalle im Klüschenberg eingeweiht. Kantor Blank dirigierte den Verein 36 Jahre lang.

Nach dem Motto von Heine: „Singe wem Gesang gegeben!“ gründeten weitere sangesfreudige Stargarder im Jahr 1894 den Gesangsverein „Einigkeit“. Ab 1927 nannte sich der Gesangsverein Liedertafel Concordia Stargard nur noch „Concordia“. Die Gesangsvereine „Einigkeit“ und „Concordia“ schlossen sich im Januar 1934 zum „Sängerverein Stargard 1845“ zusammen. Der Verein musste 1945 bis zum April 1946 seine Tätigkeit einstellen. Das recht umfangreiche Vereinsbuch des Sängervereins dokumentiert auf über 100 Seiten eine aktive Gesangstätigkeit. Der letzte Eintrag ist vom Mai 1967. Nach dieser Zeit sind kaum Nachrichten vom Chorleben in Burg Stargard vorhanden. Vielleicht erinnern sich einige „alte“ Stargarder noch wie es mit dem Chorleben in Burg Stargard weiterging. Nach dem in früheren Zeiten eher die stimmgewaltigen Herren im Chorgesang dominierten, setzten später die Damen die Gesangstraditionen in Stargard fort. Am 17. April 1980 hatten sich 17 Mitarbeiterinnen des VEB Plakotex zu einem attraktiven Frauenchor zusammengefunden. Der Trägerbetrieb gab dem Chor großzügige finanzielle Unterstützung und eine Bühne für ihr klangvolles Freizeitvergnügen. Durch seine Auftritte war der Chor im Kreis und Bezirk Neubrandenburg gut bekannt und erhielt zahlreiche Preise. Zu den gelebten Traditionen in Burg Stargard gehörte es noch in den 1980er Jahren, jährlich ein Sängerfest in der Stadt zu veranstalten.

1985 hatte der Chor 26 Mitglieder und trat u. a. beim Fest der 1000 Sänger in Neubrandenburg auf. Unter der Leitung von Frau Ristau errangen die Sängerinnen und Sänger den Titel „Hervorragendes Volkskunstkollektiv“. Die Chorleiterin hat eine Anzahl selbstverfasster Lieder hinterlassen, die noch heute gesungen werden. Nach 1990 hat sich der Chor als Heimatchor neu aufgestellt. In den 45 Jahren seines Bestehens hat der Verein vielfältige Spuren hinterlassen. Der Heimatchor bereichert auch noch heute das Kulturleben der Stadt mit seinen Chorauftritten und selbst organisierten Veranstaltungen. Der Gesangverein schätzt das Alte Hospital als seinen Vereinssitz sehr und hält das Hospital regelmäßig innen und außen sauber. Mit großem Einsatz bereitete sich der Heimatchor auf das Jubiläumskonzert am 18. Mai, zum 45. Gründungsjahr in der St. Johanneskirche vor und war von der enormen Anzahl der Besucher und Gratulanten freudig überrascht. "Singen ist die Kunst, Herzen mit unsichtbaren Fäden zu berühren"... sagte man früher und es stimmt heute noch.

Quelle: Chronik der Stadt Burg Stargard

Claudia Beuthin
Ortschronistin, AG Chronik