Die Familiengrabstätten der Stoltes erinnern an das Leben dreier Generationen
Zu den bedeutenden Grabstätten auf dem Friedhof in Burg Stargard gehören die der Familien Stolte. Seit 2004 stehen sie unter Denkmalschutz. Die Grabanlage von Prof. Dr. Ludwig Stolte und Universitätsprofessor Dr. Karl Stolte befindet sich rechts neben der Friedhofskapelle. Die Familie Stolte hat in Burg Stargard, in Mecklenburg-Vorpommern und in Deutschland Spuren hinterlassen, wie man den Quellen von Gerda Boldt, Grete Grewolls und Dr. Heinz Schneider entnehmen kann. Doch nicht alle Familienmitglieder, die hier ihre letzte Ruhe fanden sind auch in Stargard geboren oder verstorben. Der Stammvater der Stolte Familie in Stargard war der Lehrer, Schulbuchautor und Senator Carl Friedrich Wilhelm Stolte. Er kam als Sohn, des Hospital-Inspektors Carl Friedrich Stolte und seiner Ehefrau Hanna Maria am 27. Dezember 1824 in Neustrelitz zur Welt. Nach seiner Schulzeit in Neustrelitz besuchte Carl von 1840-1843 das Landschullehrerseminar in Mirow. Im August 1844 begann er seine Lehrertätigkeit an der Stargarder Stadtschule, die er bis 1881 ausübte. Stolte unterrichtete Deutsche Sprache, Geografie, Zeichnen und Religion und arbeitete an der Verbesserung der Schulbücher und der Methodik des Unterrichtens. C. Stolte führte das Schulturnen sowie den Geografie- und Geschichtsunterricht ein. Er gründete und leitete den Männerturnverein und war Gründungsmitglied des Männergesangvereins „Concordia“. Über 50 Jahre lebte er in Stargard. Als Vorsitzender des Stargarder Herbergsvereins wirkte der Lehrer und ergriff die Initiative zur Gründung der Ersparnis-Anstalt. C. Stolte setzte sich für die Befestigung der Gehwege ein und ließ Obstplantagen anlegen. Für seine Verdienste um Stargard erhielt er den Titel Senator. Carl Stolte verstarb am 19. April 1897 in Stargard. Im Jahr 1924 benannte man die Schulstraße in Stargard in Carl-Stolte-Straße um. Am 5. Oktober 1984 erhielt die Zentralhilfsschule in Burg Stargard den Namen „Carl Stolte Schule“ verliehen. Zu dieser Familiengrabstätte gehören drei Grabkreuze, das des Senators und seiner ersten und zweiten Ehefrau. Mit seiner ersten Frau hatte der Lehrer drei Kinder. Der zweite Sohn Prof. Dr. Ludwig Stolte wurde am 27. Mai 1852 in Stargard geboren. Nach dem Besuch der Stadtschule absolvierte er das Gymnasium in Neubrandenburg und studierte danach in Göttingen, Halle und Leipzig Mathematik und Naturwissenschaften. Als junger Lehrer war L. Stolte 1874 in Colmar, Schlettstadt und Straßburg eingesetzt. Im Laufe der Jahre wurde er zum Oberschulrat ernannt. Ludwig Stolte war in pädagogischen und organisatorischen Dingen hochbegabt. Er besaß ein außerordentliches Fachwissen und zeichnete sich durch ein schlichtes und freundliches Wesen aus. Die berufliche Bildung der Lehrlinge im Elsass lag Ludwig Stolte besonders am Herzen. Er war Direktor der Technischen Schule in Straßburg, Präsident der Handwerkskammer und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Straßburg, die ihn zum Geheimen Regierungsrat ernannte. Prof. Dr. Ludwig Stolte starb 1906 bereits im Alter von 54 Jahren in Straßburg. Aus der Ehe mit seiner Frau Caroline gingen zwei Söhne hervor, der spätere Dr. jur. Max Stolte der 1879 geboren war und 1916 im Ersten Weltkrieg fiel. Karl, der zweite Sohn, wurde am 15. April 1881 in Straßburg geboren und wuchs in einem christlichen Elternhaus auf. Nach dem Besuch des „Protestantischen Gymnasium“ studierte er Humanmedizin an der Universität in Straßburg und beendete das Studium mit sehr guten Ergebnissen. Von 1916 bis 1945 war Prof. Dr. Stolte Direktor der Universitätskinderklinik in Breslau. Als Allgemeinmediziner ließ er sich 1945-1946 in Altentreptow nieder und richtete gemeinsam mit Frau Dr. Bunk ein Typhus-Krankenhaus ein. Von 1946 bis 1948 leitete Karl Stolte als ordentlicher Prof. die Universitäts-Kinderklinik in Greifswald. Danach war er ab 1948 Direktor der Universitäts-Kinderklinik in Rostock. Als Begründer der intensivierten Insulintherapie wirkte der Wissenschaftler und Kinderarzt als Vorbild in der europäischen Kinderheilkunde und Diabetologie. Nach der Teilnahme an einem Kongress verstarb Prof. Dr. Karl Stolte an einem Schlaganfall in Heidelberg. Auf Wunsch der Familie hat man ihn nach Burg Stargard überführt. Auf dem städtischen Friedhof fand der Universitätsprofessor seine letzte Ruhe.
Alle Stoltes und ihre Familien blieben Burg Stargard ihr Leben lang eng verbunden.
Quelle: Chronik der Stadt Burg Stargard