Alte Ansichtskarte vom Verlag Niemann & Rubin aus Stargard um 1898
Gesucht wird die älteste in Stargard erschienene Postkarte, am besten natürlich mit einem Motiv aus Stargard, wie unsere Stadt vor 1929 hieß. Literatur wurde studiert, das Internet befragt, KI wurde beim Durchstöbern der Suchdienste hinzugezogen ... aber alles ohne Erfolg. Zur Zeit weiß niemand, welche die älteste Ansichtskarte aus Stargard ist. Die Arbeitsgruppe Chronik aus Burg Stargard bittet deshalb um Mithilfe und wendet sich an alle Einrichtungen und Privatpersonen mit Ansichtskartensammlungen in der Region. Infrage kämen auch Fotografen und Briefmarkensammler. Helfen sie uns bitte bei der Suche nach dieser postalischen Rarität. Das Rätsel soll gelöst werden, damit nach mehr als 155 Jahren endlich bekannt wird, wer die älteste Ansichtskarte aus Stargard hergestellt oder abgesandt hat und welche Motive auf dieser zu sehen sind. Die Beschäftigung mit der Ansichtskartensammlung unserer Stadtchronik hat uns neugierig gemacht. Immerhin wurde diese Sammlung bereits von P. Fr. Kaeding vor über 100 Jahren begründet und von E. Gay, dem einstigen Ortschronisten und Bürgermeister, weitergeführt und durch die AG Chronik bis in die heutige Zeit ergänzt. Also durchstöbern Sie die Fotokisten ihrer Vorfahren, vielleicht beim nächsten familiären Kaffeenachmittag. Es wird nicht nur Ihnen Freude machen in alten Erinnerungen zu kramen, sondern sicher auch Ihren Gästen. Wir freuen uns auf das Ergebnis. Während eines Vortrages im Marie Hager-Haus wurden kürzlich über 100 dieser alten Postkarten aus der Sammlung der Chronik vorgestellt. Der Gesamtbestand beläuft sich zur Zeit auf 239 Postkarten. Ansichtskarten, die zwischen 1893 und 1920 erschienen sind, gehören zu den antiken Karten. Als das „goldene Zeitalter“ der Postkarte bezeichnen Experten die Zeit zwischen 1897 und 1918.
Übrigens: Die erste Postkarte wurde 1869 als „Correspondenzkarte“ in Österreich-Ungarn versandt. Im Gebiet des Norddeutschen Bundes, zu dem Deutschland damals gehörte, hat man sie am 25. Juni 1870 eingeführt. Zu den ersten Motiven gehörten Städte und Landschaften. Im Deutsch-Französischen Krieg 1870 / 71 kam die erste Feldpostkarte in den Verkehr. Bis Juni 1872 durften für „Correspondenz-Postkarten“ in Deutschland nur amtliche Vordrucke der Post verwendet werden. Im Juli 1872 hat man das Postkartenporto auf die Hälfte eines Briefportos festgelegt. Damit fand die Postkarte weite Verbreitung. Die Bildpostkarten erwiesen sich ab 1875 als beliebtes Medium zum Austausch kurzer Nachrichten. Der Weltpostverein legte 1878 genaue Richtlinien zur Herstellung und Gebührenerhebung für Postkarten fest. Danach sollte die Postkarte 14,8 cm lang und 10,5 cm hoch sein. Private Verleger, Druckereien und Verlage im Deutschen Reich durften 1885 offiziell private Bildpostkarten herstellen. Vorerst mit kurzen privaten Mitteilungen auf der Bildseite und der Adresse auf der Rückseite. Die Ansichtskarte entwickelte sich nun zum industriell gefertigten Massenprodukt. Deutschland gelang es sehr schnell die Vormachtstellung in Design, Technik und Verbreitung der Ansichtskarte zu erwerben. In Stargard trat Wilhelm Gertz mit seinem 1845 gegründeten Verlag als Ansichtskartenhersteller auf. Später übernahm Hermann Gertz als Nachfolger und die Witwe Gertz bis 1945 den Betrieb. Bis 1889 waren die Postkarten einfarbig bedruckt. Die Druckerei Niemann & Rubin als Verleger der Stargarder Zeitung trat zwischen 1892 und 1898 als Hersteller von Ansichtskarten aus Stargard auf. Aus der Zeit um 1898 stammt die Ansichtskarte, die diesem Beitrag beigefügt ist. Danach führte Heinrich Niemann den Verlag allein weiter, später seine Witwe. Erst 1905 wird die geteilte Rückseite, für Mitteilungen an den Empfänger auf der linken Seite und der Adresse des Empfängers auf der rechten Seite, von der Postverwaltung zugelassen. Ansichtskartenmotive aus Stargard haben Verlage aus ganz Deutschland hergestellt und vertrieben, darunter Produzenten aus Neubrandenburg und anderen Städten Mecklenburgs. Vom Fotografen Perner aus Woldegk existieren Ansichtskarten mit Fotos von der Burg Stargard als Fotodruck. Nicht immer hatten die Hersteller der Postkarten das Jahr ihrer Veröffentlichung auf der Karte vermerkt. Wenn diese Ansichtskarte im Postverkehr war und mit einer Briefmarke frankiert und abgestempelt war, konnte eine Umlaufzeit ermittelt werden.
Quelle: Chronik der Stadt Burg Stargard