… mit Klaus Weber, Vorsitzender des Rassekaninchenzuchtvereins M26 Burg Stargard
Klaus Weber: Im Jahre 1967 wurde auf Initiative des Zuchtfreundes Willibald Weber, der bereits seit 1964 der Sparte M 24 Neubrandenburg angehörte, in Burg Stargard eine eigene Sparte Rassekaninchen gegründet. Er fand in Burg Stargard und Umgebung weitere Interessenten der Kaninchenzucht, die sein Bemühen begrüßten. Am 1. April 1967 fand die Gründungsversammlung in der Gaststätte "Zur Linde" in Burg Stargard statt. Zum Vorsitzenden wurde mein Vater Willibald Weber gewählt. Ich wurde im Januar 1969 Mitglied unseres Vereins und wurde in den Vorstand als Vereinszuchtbuchführer gewählt. Ich entschied mich damals dafür die Rasse „Deutsche Großsilber, schwarz“ zu züchten. Dieser Rasse bin ich bis heute treu geblieben. 1984 wurde ein neuer Vorstand gewählt und ich übernahm das Amt des Vorsitzenden. Erst mit der Gründung des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern im Jahre 1990 erhielten wir wieder das Vereins-Kennzeichen "M26". Dieses Kennzeichen trug auch schon ein ehemaliger Verein in Burg Stargard, was eine Ehrenurkunde aus dem Jahre 1951 beweist.
Das der Verein so lange schon existiert, da gehört viel Enthusiasmus dazu und man muss die Mitglieder immer wieder für die Vorhaben begeistern. Wir treffen uns jeden Monat zur Mitgliederversammlung, wo wir unsere Erfahrungen austauschen und unsere Mitglieder schulen, z.B. in der Vererbungslehre, um unsere Zuchten ständig weiterzuentwickeln. Es ist sehr wichtig, unsere Tiere auf Ausstellungen zu präsentieren. 1970 wurde der Beschluss gefasst auch in Burg Stargard eine Rassekaninchenausstellung durchzuführen. Es war für alle Züchter Neuland, da bisher keiner solch eine Ausstellung vorbereitet hat. Am 15. und 16. August 1970 führten wir sehr erfolgreich die 1. Sommerschau unseres Vereins durch. Seitdem haben wir fast jedes Jahr eine Jungtierschau durchgeführt. Wir beteiligen uns auch an vielen Ausstellungen im Kreisgebiet und überregional. Sehr wichtig ist der Besuch von Ausstellungen anderer Vereine. Hier lernt man erfahrene Züchter kennen und kann durch fachmännische Gespräche sein Wissen erweitern.
Da könnte ich sehr viel aufzählen. Ich möchte vor allem die ständige gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Burg Stargard und den ansässigen Betrieben erwähnen, die uns seit der Vereinsgründung immer unterstützt haben. Ein Höhepunkt war sicher 1986 die Durchführung der 17. Bezirksschau des Bezirkes Neubrandenburg in Burg Stargard mit 859 ausgestellten Tieren. Unser Verein organisierte das erste Mal eine Bezirksschau und führte diese in der Halle des VEB Plakotex sehr erfolgreich durch. Im Zuchtjahr 1989 wurde unsere Sparte wieder mit der Durchführung beauftragt. Leider konnten wir diesmal nicht den gebührenden Lohn ernten, da viele Züchter und Besucher die ersten Wochenenden nach der Grenzeröffnung nutzen, um die 100,- DM Begrüßungsgeld in den alten Bundesländern abzuholen.
Eine weitere schöne Erinnerung ist der Besuch der 19. Bundes-Kaninchenschau in Stuttgart 1990. Neugierig waren wir, wie so eine Bundesschau abläuft. In Züchterkreisen wurde davon gesprochen, dass bei der letzten Bundesschau über 36.000 Kaninchen ausgestellt waren. Bei unserer 5. Kleintier-Siegerausstellung waren 7.500 Tiere ausgestellt. Dies war ein gewaltiger Unterschied. Damals dauerte eine Zugfahrt von Burg Stargard nach Stuttgart knappe 16 Stunden. Trotzdem wagten wir das Abenteuer. Es war für uns ein riesiges Erlebnis.
Für mich ist die schönste Zeit im Zuchtjahr das Frühjahr, wenn die Häsinnen ihre Jungtiere zur Welt bringen. Es ist faszinierend, zu beobachten wie die Häsinnen ihre Jungen versorgen und man freut sich, wenn die Jungtiere gut gedeihen und man die richtigen Mütter zur Zucht aufgehoben hat. Meine Deutschen Großsilber werden schwarz geboren und erst mit dem ersten Haarwechsel mit 10-12 Wochen treten die Silberhaare in Erscheinung. Dann heißt es, die Nachzucht gut zu füttern und zu hegen, damit sie zu den Jungtierausstellungen in den Monaten Juni bis September bei den Jungtierschauen präsentiert werden können. Ab Oktober werden dann die Tiere auf den Alttierschauen ausgestellt und nach Punkten bewertet. Natürlich freut man sich immer wieder, wenn die Tiere mit einem Preis prämiert werden.
Den neuen Mitgliedern muss man immer wieder klar machen, dass man in einem Jahr noch keine erfolgreiche Zucht aufbauen kann und man Geduld und Ausdauer haben muss. Außerdem müssen die Tiere jeden Tag versorgt werden. Dies schreckt viele Menschen von der Kleintierzucht ab.
Aber wenn man erst mal mit dem Virus Rassekaninchenzucht infiziert ist, merkt man erst, wie interessant unser Hobby ist.