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Bützower Landkurier
Ausgabe 12/2025
Nachrichten aus der Stadt Bützow und dem Amt Bützow-Land
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Von der Idee zum Museum – Die Anfänge des Heimatmuseums Bützow (Teil 1)

1 Das ehemalige Küsterhaus diente als erstes Domizil für das Heimatmuseum Bützow.

2 Hans Wilhelm Barnewitz (1885 - 1968) gilt als der Vater des Bützower Heimatmuseums.

3 Ausstellungsraum des Bützower Handwerks in der Gartenstraße (ehemals Stalinstraße).

Als im Jahr 1927 die Vorbereitungen für das große siebenhundertjährige Stadtjubiläum in Bützow begannen, entstand im „De Plattdütsch Heimatvereen för Bützow und Umgäend“ eine Idee, die weit über das Festjahr hinausreichen sollte: Man wollte ein Heimatmuseum gründen, ein Haus, das die Geschichte und Identität der Stadt bewahren und sichtbar machen sollte. Sammeln, Bewahren, Vermitteln – diese drei Leitgedanken standen am Anfang einer Entwicklung, die Bützow ein kulturelles Gedächtnis schenken sollte.

Zunächst war es jedoch nur ein mutiges Vorhaben und ein leerer Raum. Die Stadtverwaltung stand dem Projekt wohlwollend gegenüber, doch die Suche nach einem geeigneten Standort gestaltete sich schwierig. Schließlich genehmigte die Kirchenökonomie zwei Räume im Obergeschoss des ehemaligen Küsterhauses an der Kirchstraße, Ecke Kirchplatz. Als dort 1929 die ersten Exponate präsentiert wurden, betrat Bützow Neuland – ein Abenteuer, dem man mit Skepsis, aber auch Neugier begegnete.

„Anfang’n hadden wi mit gornix!“, erinnerte sich später Hans Wilhelm Barnewitz.

Die ersten Stücke waren einfache landwirtschaftliche Geräte: eine Brake (Breche), ein Dreschflegel, eine Hechel. Gespendet wurden sie von Schülern des Realgymnasiums.

Doch jedes Objekt erzählte vom Alltagsleben früherer Generationen. Bald kamen prähistorische Funde und Erinnerungsstücke hinzu. Das Stadtjubiläum hatte viele Bürger angeregt, in ihren Dachkammern und Scheunen zu stöbern, und so wurde manches ans Licht gebracht, das fortan als „Heimatgut“ galt.

Das Jahr 1933 brachte für den kleinen Museumsbestand tiefgreifende Veränderungen.

Im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltung lösten sich viele Vereine auf oder wurden zwangsweise aufgelöst, darunter auch der Plattdeutsche Heimatverein. Im Zuge dieser Umbrüche gelangten jedoch wertvolle Bestände ins Museum: Die Freimaurerloge „Urania zur Eintracht“ übergab Möbel und Bilder, die Clubgesellschaft stiftete ihre Bücher und die Handwerksämter sowie Innungen ergänzten die Sammlung um Truhen, Urkunden und Zunftzinn. So nahmen vier thematische Abteilungen Gestalt an: Vorgeschichte, Landwirtschaft, Handwerk und das bürgerliche Leben um 1850.

Die Leitung lag von Beginn an in den Händen von Dr. Barnewitz, einem Studienrat, Schulleiter und passionierten Heimatforscher mit großer Leidenschaft für das museale Handwerk. Dank seines Engagements überstand die Einrichtung wirtschaftliche Notzeiten ebenso wie politische Umbrüche. Schon bald erkannte man die Bedeutung der Sammlung für den Bildungsauftrag der Stadt: Schulklassen kamen zu Führungen, Forscher und Volkskundler reisten an, unter ihnen später auch der bedeutende mecklenburgische Volkskundler Richard Wossidlo, dessen Unterschrift das Gästebuch zierte. Das Museum war einmal im Monat geöffnet; wer besonderes Interesse zeigte, durfte nach vorheriger Anmeldung beim Leiter oder dem hilfsbereiten Museumsgehilfen Prestin jederzeit eintreten

In den späten dreißiger Jahren wuchs die Sammlung weiter, bis die kleinen Räume überquollen und die Ausstellung zunehmend magazinartig wirkte. Man dachte bereits über die Gründung eines Kreisheimatmuseums nach, doch dann kam der Krieg. Mit ihm begannen Entbehrung und Stillstand. Viele Sammlungen im Land wurden ausgelagert oder zerstört, doch die Bützower Einrichtung überstand die Kriegsjahre nahezu unversehrt. Dies war der umsichtigen Pflege ihrer Betreuer zu verdanken, die die Exponate wie eigenes Gut behüteten.

Nach dem Krieg standen Wiederaufbau und Neuorientierung im Vordergrund.

Den entscheidenden Impuls gab der Bützower Kaufmann Gustav Schröder, Inhaber des Apollo-Lichtspielhauses und der Likörfabrik: Aus Liebe zu seiner Heimatstadt stiftete er 1946 eine Summe von 40.000 Reichsmark für museumspädagogische Zwecke. Zwei Jahre später erwarb er das ehemalige Gelände der Kröplin’schen Barometer- und Messinstrumentenfabrik in der damaligen Stalinstraße 17 (heute Gartenstraße) und stellte dort dem Heimatmuseum mietfrei Räumlichkeiten zur Verfügung.

Im Dezember 1948 öffneten sich die Türen zu den neuen, doppelt so großen Räumen, würdig gestaltet und zeitgemäß eingerichtet. Die feierliche Wiedereröffnung wurde zu einem besonderen Ereignis: Dr. Barnewitz dankte den Unterstützern, Mäzen Schröder sprach über die Bedeutung der Heimatliebe für die Gemeinschaft, und der Stadtrat von Schutz und Förderung. Die Stadt atmete auf. Mit Bescheidenheit, aber auch mit Stolz nannte man die neue Einrichtung fortan „Heimatschatz“. Das Interesse an den Sammlungen wuchs stetig und mit ihm der Wunsch, Geschichte nicht nur zu bewahren, sondern erlebbar zu machen. Die Volkshochschule arbeitete eng mit dem Museum zusammen, Schulklassen aus Bützow und den umliegenden Dörfern kamen regelmäßig zu Führungen und ein engagierter Museumsausschuss vereinte Bürger und Verwaltung in gemeinsamer Verantwortung für das kulturelle Erbe der Stadt.

Die naturkundliche Sammlung, eine der schönsten ihrer Art in der DDR, füllte fünf prachtvolle Schränke. Jedes Jahr im Juni wurden die Vitrinen für Schülergruppen geöffnet, während Fachlehrer die Formen, Farben und Zusammenhänge erklärten. Besucher reisten von nah und fern an, um die Schätze zu sehen. In einem separaten Raum entstand eine kleine Bibliothek zur mecklenburgischen Geschichte, gestiftet von der „Oberschule Bützow“.

Fortsetzung folgt.

Bilder: Repro Markus Göllnitz
Text: Markus Göllnitz