Wick’sche Wohnhaus in der Wollenweberstraße
Porträtfotografie Friedrich von Wick
Plastisches Modell der vollendeten Strafanstalt
In den sanften Hügeln Mecklenburgs, wo das Recknitz-Urstromtal auf die malerische Mecklenburgische Schweiz trifft, liegt das idyllische Gut Mierendorf. Hier erblickte am 12. Juli 1802 Friedrich von Wick das Licht der Welt. Sein Vater, Carl von Wick, genoss in der Region hohes Ansehen als Ratsherr in der herzoglichen Residenz Güstrow, wo er maßgeblich an der Gestaltung der städtischen Geschicke beteiligt war. Erst im Jahr 1764 erhob ein Adelsbrief die Familie Wick in den Adelsstand. Seine Mutter, Mariana von Mecklenburg, entstammte einer Familie, die fest in der Geschichte des Landes verankert war; ihre Vorfahren hatten über Generationen hinweg das Schicksal Mecklenburgs geprägt.
Die feierliche Taufe des kleinen Friedrich fand in der beschaulichen Dorfkirche St. Bartholomäus statt, wo unter den Paten der ehrwürdige Geheimratspräsident von Mecklenburg-Schwerin, Bernhard Friedrich von Bassewitz, zugegen war. Friedrichs Kindheit war von einem unstillbaren Durst nach Wissen geprägt. Sein Vater und ein engagierter Hauslehrer, der mit Leidenschaft die Geheimnisse der Wissenschaften entblätterte, führten ihn in die Welt der Bücher und Ideen ein. Doch bald trübten finanzielle Schwierigkeiten die Idylle in Mierendorf.
Die drückenden Schulden, die wie ein dunkler Schatten über der Familie lagen, führten 1812 zur Veräußerung des Ritterguts und zur Übersiedlung nach Bützow, in die Heimat seiner Mutter. In der Stadt, die von der Geschichte und den Geschichten ihrer Einwohner lebte, bezogen sie zunächst eine bescheidene Wohnung im Haus eines Handelsmanns der jüdischen Gemeinde.
Erst 1816 kaufte die Familie das Grundstück Nummer 231 in der Wollenweberstraße, bestehend aus einem Wohnhaus, einem Stall, einem Hof und einem kleinen Garten. Dies bot Friedrich den Raum, den er benötigte, um sich mit gleichgesinnten jungen Menschen auszutauschen und seine Bildung weiter zu vertiefen. Hier, umgeben von wohlhabenden Familien, die oft in lebhaften Diskussionen über Politik und Kultur vertieft waren, blühte sein Wissensdurst auf.
Seine schulische Laufbahn führte ihn durch verschiedene Bildungseinrichtungen: von einer privaten Lehranstalt unter dem aufmerksamen Schulrat Carl Friedrich Wucke über die traditionsreiche Domschule in Güstrow bis hin zum renommierten Gymnasium Ernestinum in Gotha. Bereits vor seinem 17. Geburtstag, mit dem Kopf voller Ideen und Ambitionen, hatte er das Gymnasium mit Bravour abgeschlossen und immatrikulierte sich an angesehenen Universitäten wie Bonn, Göttingen und Heidelberg, um Rechtswissenschaften zu studieren. 1823 beendete er erfolgreich sein Studium und kehrte nach Bützow zurück. Doch das Schicksal schlug erneut zu, als sein geliebter Vater kurze Zeit später verstarb.
Im Jahr 1824 legte er das Auditoren- und Advokatenexamen erfolgreich ab und wurde dem Criminal-Collegium in Bützow zugewiesen, das als Untersuchungsgericht und Gefängnis des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin diente. Friedrich von Wick war jedoch nicht nur ein talentierter Jurist, sondern auch ein leidenschaftlicher Verfechter von Reformen im Strafrecht. Die Zustände in den mecklenburgischen Zuchthäusern waren alarmierend: Feuchte, dunkle Zellen raubten den Gefangenen jegliche Hoffnung. Das System war weit mehr auf Bestrafung als auf Rehabilitation ausgerichtet und dominierte das Geschehen. Mit prägnanten Schriften und eindringlichen Reden setzte sich von Wick für mehr Gerechtigkeit und Menschlichkeit im Strafvollzug ein, was ihm den Respekt seiner Zeitgenossen einbrachte.
1830 erhielten der Kommerzienrat Friedrich Mantius aus Schwerin und der neu ernannte Kriminalrat von Wick einen Brief von Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg. In diesem Brief wurde ihnen der Auftrag zur Reorganisation der Strafanstalten in Mecklenburg erteilt. Seine Reisen zu Gefängnissen im In- und Ausland erweiterten seinen Horizont und ließen ihn erkennen, dass eine grundlegende Reform unerlässlich war. Die Idee der Einzelhaft ermöglichte jedem Gefangenen, sich mit seinen eigenen Gedanken auseinanderzusetzen. Zudem stellte die Entwicklung von Reglements, die Strafe mit Gerechtigkeit und Menschlichkeit in Einklang brachten, einen revolutionären Ansatz dar. Daraufhin wurde 1834 der Beschluss gefasst, eine neue Strafanstalt in Bützow zu errichten. Von Wick investierte nicht nur sein Wissen, sondern auch sein eigenes Geld in den Bau des Gefängnisses Dreibergen. Der Bau, der 1839 feierlich eröffnet wurde, war mehr als nur ein Gefängnis; er war ein Zeichen für einen neuen Umgang mit Straftätern. Als der wahre „Baumeister der Anstalt“ bekannt wurde, fanden seine reformerischen Ideen zur Verbesserung des Strafvollzugs nicht nur in Mecklenburg, sondern weit darüber hinaus Anerkennung. 1840 veröffentlichte er eine umfassende Beschreibung der Strafanstalt Dreibergen, in der er Vergleiche zu internationalen Gefängnissystemen zog.
Bald entwickelte sich die Anstalt zur Musteranstalt, die die Aufmerksamkeit des Großherzogs auf sich zog. 1847 übertrug ihm dieser die oberste Leitung und Beaufsichtigung der Anstalt. In den folgenden Jahren erlebte die Anstalt eine bedeutende Erweiterung, und von Wick war erneut maßgeblich an der Planung beteiligt. 1864 wurde er zum Regierungsrat ernannt, was ihm den Zugang zu den höchsten Kreisen der großherzoglichen Regierung eröffnete. Trotz gesundheitlicher Probleme, die ihn im Alter plagen sollten, bat er 1868 um Versetzung in den Ruhestand. Doch seine Verbindung zur Anstalt blieb stark; er stand ihr weiterhin in beratender Funktion zur Seite. Friedrich von Wick leitete die Strafanstalt bis zu seinem Rücktritt im Jahr 1868 und hinterließ ein beeindruckendes Erbe.
Sein Lebenswerk - die Gründung und über 30-jährige Leitung der Strafanstalt Dreibergen - war nicht nur ein Zeugnis seiner Fähigkeiten als Jurist, Baumeister und Reformator, sondern auch ein leuchtendes Symbol für die humanitären Bestrebungen seiner Zeit. Im Alter von 73 Jahren verstarb er in seiner Heimatstadt Bützow und hinterließ eine Institution, die für Gerechtigkeit und Menschlichkeit im Strafvollzug stand - ein Vermächtnis, das noch lange nach seinem Tod in den Herzen der Menschen weiterlebte.