Ein kleiner Zettel
Ein Zettel, so klein, so unbedeutend, weht unwiderstehlich im Wind. Überraschend, fast greifbar bleibt er liegen vor einer grauen Wand. Nun wird er für mich begehrenswert und interessant.
Ich stelle mir die Frage, wer hat den Zettel verloren? Wer hat ihn besessen, hat ihn jemand vergessen? Was mag wohl auf diesem verlockenen Zettel steh'n? Ich würde ihn zu gerne einmal seh'n!
Ganz nahe gehe ich an ihn heran, noch kann ich keine Schrift entdecken. Plötzlich erhebt er sich anmutig, geschwind, fliegt ausgelassen und stürmisch fort mit dem Wind.
Wieder weiß ich nicht, was auf dem Zettel steht, der Wind hat ihn kurzerhand einfach weggeweht. 1000 Fragen habe ich an dieses kleine Stück Papier. Wo kommt es her, warum liegt es so einfach hier?
Fesselnd werde ich aus meinen Träumen gerissen, ich möchte es auf alle Fälle unbedingt wissen. Wer hat diesen aufregenden Zettel geschrieben? Ist es einer, der sich nach Liebe sehnt oder ein anderer, der nicht weiß wie's weiter geht?
Ist er von jemandem, der seinen Einkauf plant oder von einem anderen, der vor beunruhigenden Gefahren warnt? Ist etwas ganz außergewöhnlich Spannendes darauf oder ist es nur ein Merkzettel, wann ist die Behörde auf?
Womöglich ist er von einer Windschutzscheibe weggeweht, auf dem der Hinweis für falsches Parken steht. Es könnte aber auch sein, dass mich dieser Zettel sehr traurig macht! Vielleicht ist aber auch etwas Lustiges darauf, worüber ich herzlich lach‘.
Auf diesen magischen Zettel, mag er auch noch so klein und unbedeutend sein, hab' ich es abgesehen! Ich kann doch jetzt nicht so einfach ohne ihn weiter geh'n! Wieder hebt er sich, sanft, lässig, fast unerkannt, ich rufe ihn an, so in Gedanken und strecke meine Hand!
Ich versuche ihn zaghaft zu greifen, zu fassen. Was passiert jetzt? Unglaublich, er ändert seine Richtung, ich muss von ihm lassen! Er fliegt hoch, immer höher, immer weiter, hemmungslos geschwind. Ich sehe ihn nicht mehr, schamlos fliegt er fort mit dem Hauch von Wind.
Enttäuscht und traurig schaue ich ihm verblüffend nach. Weit, endlos am Horizont, kann ich ihn nur noch entdecken, ganz schwach. Ich werde nie erfahren, was auf diesem geheimnisvollen Zettel stand, der einst so einsam lag an dieser bedeutungslosen, grauen Wand!