am 3. Oktober haben wir in unserer Stadt den Tag der Deutschen Einheit begangen. Es war ein Tag der Erinnerung, des Nachdenkens, aber auch der Zuversicht.
Gerade in einer Zeit, in der gesellschaftlicher Zusammenhalt keine Selbstverständlichkeit mehr ist, wird deutlich, wie wichtig gemeinsame Werte wie Freiheit, Demokratie und Respekt sind. Die deutsche Einheit ist mehr als ein politisches Ereignis – sie lebt durch das tägliche Miteinander, auch hier bei uns in Demmin.
Heimat bedeutet nicht nur Verbundenheit, sondern auch Verantwortung. Demokratie lebt von Beteiligung, Offenheit und dem respektvollen Miteinander. Und die Vielfalt unserer Stadt ist kein Gegensatz zur Einheit – sie ist eine ihrer größten Stärken.
Ich danke allen, die sich tagtäglich in unserer Stadt einbringen – sei es ehrenamtlich, beruflich oder im privaten Umfeld. Lassen Sie uns gemeinsam weiter daran arbeiten, dass Demmin ein Ort bleibt, an dem Menschen sich zu Hause fühlen – unabhängig von der Lebensgeschichte.
gehalten vom Bürgermeister der Hansestadt Demmin, am 3. Oktober 2025
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Bürgerinnen und Bürger unserer Hansestadt Demmin,
verehrte Gäste,
am heutigen 3. Oktober begehen wir den Tag der Deutschen Einheit – jenen Tag, der weit über ein bloßes historisches Datum hinausgeht. Es ist ein Tag der Erinnerung, ein Tag des Innehaltens, aber auch ein Tag der Zuversicht.
Heute gedenken wir der Wiedervereinigung unseres Vaterlandes im Jahr 1990 – eines der bedeutendsten Ereignisse der deutschen Geschichte. Mit dem Beitritt der damaligen DDR zur Bundesrepublik Deutschland wurde vollendet, was über Jahrzehnte hinweg unvorstellbar schien: Die Überwindung von Teilung, das Zusammenwachsen eines Volkes, das zu lange getrennt war.
Für uns in Demmin, für uns in Mecklenburg-Vorpommern, ist dieser Tag mehr als ein nationales Ereignis. Er ist Teil unserer lokalen Identität, unseres kollektiven Gedächtnisses – Teil unserer Heimat.
"Heimat" – dieses Wort trägt Wärme in sich, aber auch Verantwortung.
Heimat ist der Ort, an dem wir uns verbunden fühlen – mit der Landschaft, mit der Geschichte, mit den Menschen. Für viele von uns ist Demmin seit Generationen Heimat. Für andere ist unsere Stadt zu einer neuen Heimat geworden – aus freien Stücken oder durch die Umstände des Lebens.
Heimat darf jedoch niemals exklusiv gedacht werden. Sie ist kein Besitz, den man verteidigt, sondern ein Raum, den man gemeinsam gestaltet.
Wir alle – Alteingesessene wie Zugezogene – tragen die Verantwortung dafür, dass sich Menschen hier willkommen, sicher und anerkannt fühlen.
Gerade in einer Zeit, in der gesellschaftliche Spaltungen zunehmen, ist es unsere gemeinsame Aufgabe, Heimat nicht als Abgrenzung, sondern als Einladung zu verstehen.
Die Wiedervereinigung Deutschlands war kein Geschenk – sie war das Ergebnis des Mutes von Bürgerinnen und Bürgern, die sich für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Mitbestimmung eingesetzt haben.
Die friedliche Revolution von 1989, die in Leipzig, Berlin, Rostock und auch in kleineren Städten wie in uinserer Heimatstadt unserer ihren Ausdruck fand, war ein historischer Triumph der Zivilgesellschaft über staatliche Willkür.
Heute, 35 Jahre später, dürfen wir niemals vergessen:
Demokratie ist kein Selbstläufer.
Sie lebt von Beteiligung, vom offenen Diskurs, vom Respekt vor anderen Meinungen – und vom Mut, Haltung zu zeigen.
In einer Zeit, in der populistische Parolen, Desinformation und politische Extreme wieder lauter werden, braucht es eine klare Stimme der demokratischen Mitte. Und diese Stimme beginnt hier – in unseren Städten, unseren Gemeinden, bei uns in Demmin.
Demokratie beginnt vor Ort.
Wenn wir einander zuhören, wenn wir Kompromisse suchen, wenn wir Verantwortung übernehmen – dann stärken wir nicht nur unsere Kommune, sondern auch unsere Republik.
Ein vereintes Deutschland ist kein einheitliches Deutschland.
Wir sind unterschiedlich – in Herkunft, in Überzeugungen, in Lebensentwürfen. Und gerade diese Vielfalt ist unsere Stärke.
Demmin hat sich in den letzten Jahren verändert – und wird sich weiter verändern. Menschen aus anderen Regionen, anderen Kulturen, mit anderen Geschichten bereichern unsere Stadt.
Vielfalt bedeutet nicht Beliebigkeit.
Vielfalt bedeutet: Die Unterschiede anzuerkennen – und gleichzeitig das Gemeinsame zu betonen.
Was uns eint, ist der Wunsch nach einem guten Leben in Frieden, Freiheit und sozialer Sicherheit.
Nur eine offene Gesellschaft kann die Herausforderungen der Zukunft bestehen – sei es in der Bildung, im Arbeitsmarkt, im Umgang mit dem demografischen Wandel oder im Klimaschutz.
Die Wiedervereinigung war für viele von uns ein Aufbruch in Freiheit und Demokratie – aber sie war nicht nur Jubel und Aufbruchstimmung. Sie brachte auch tiefe Brüche in den Lebensläufen vieler Bürgerinnen und Bürger der DDR mit sich.
Plötzlich galt vieles nicht mehr, was das eigene Leben getragen hatte: Berufserfahrungen, auf die man stolz war, wurden nicht immer anerkannt. Arbeitsplätze, die Sicherheit gaben, gingen verloren. Gewohnte Strukturen zerfielen von heute auf morgen. Viele fühlten sich entwurzelt – als ob das Fundament, auf dem man jahrzehntelang gestanden hatte, ins Wanken geraten wäre.
Es ist wichtig, dies nicht zu verschweigen. Denn diese Brüche haben Wunden hinterlassen. Manche sind verheilt, manche schmerzen bis heute. Dahinter stehen Schicksale, Familien, Hoffnungen – und auch das Gefühl, dass die eigene Lebensleistung manchmal nicht ausreichend gesehen oder gewürdigt wurde.
Und dennoch: Trotz all dieser Enttäuschungen haben die Menschen hier nicht aufgegeben. Sie haben sich neu orientiert, neue Wege gesucht, neue Chancen ergriffen. Mit ihrer Stärke, mit ihrer Geduld, mit ihrem Durchhaltevermögen haben sie unser Land, unsere Region und unsere Stadt durch die schweren Jahre nach der Wende getragen.
Ohne diese Generation, ohne ihre Kraft, ihren Mut und ihren langen Atem stünde Deutschland heute nicht da, wo es steht. Dafür gilt ihnen unser tiefster Respekt und unser Dank.
Die Brüche von damals mahnen uns: Einheit ist kein einmaliger Akt. Sie ist ein Prozess, der bis heute andauert. Sie gelingt nur, wenn wir die Geschichten der Menschen ernst nehmen, wenn wir zuhören, wenn wir anerkennen – und wenn wir Zukunft so gestalten, dass niemand zurückbleibt.
Aus der Geschichte lernen – die Zukunft gestalten
Demmin hat eine bewegte Geschichte – eine Geschichte, die schmerzhafte Kapitel kennt. Gerade deshalb ist es unsere Aufgabe, wachsam zu bleiben und aus der Vergangenheit zu lernen.
Einigkeit und Recht und Freiheit – so beginnt unsere Nationalhymne.
Diese Worte sind kein Ritual. Sie sind ein Anspruch.
Einigkeit – nicht im Sinne der Gleichmacherei, sondern als Zusammenhalt.
Recht – nicht als bloße Gesetzesformel, sondern als Ausdruck von Gerechtigkeit.
Freiheit – nicht als Egoismus, sondern als Verantwortung.
Lassen Sie uns diesen Tag nicht nur als Rückblick feiern, sondern auch als Verpflichtung für die Zukunft verstehen.
Als Bürgermeister dieser Stadt danke ich Ihnen allen – für Ihr Engagement, für Ihre Geduld, für Ihre Ideen, für Ihre Kritik. Demokratie lebt vom Mitmachen.
Lassen Sie uns gemeinsam weiterarbeiten – an einer Stadt, die Heimat ist für alle, die hier leben.
An einer Gesellschaft, die Vielfalt als Reichtum erkennt.
An einem Gemeinwesen, das die demokratischen Werte nicht nur schützt, sondern mit Leben erfüllt.
In diesem Sinne:
Herzlichen Glückwunsch zum Tag der Deutschen Einheit.
Und: Viel Glück in Demmin!
Vielen Dank.