Am Montag, dem 27. Januar, wurde wieder traditionell der „Tag des Gedenkens“ im Gemeindesaal der Pfarrkirche „Maria Rosenkranzkönigin“ durch eine Gedenkveranstaltung mit anschließender Kranzniederlegung auf dem Ernst-Barlach-Platz würdig begangen.
Am 27. Januar 1945, vor 80 Jahren, wurde das Konzentrationslager Auschwitz durch Soldaten der 322. Infanteriedivision der I. ukrainischen Front befreit.
Teilnehmer der Gedenkveranstaltung waren u.a. der Bürgermeister der Hansestadt Demmin Thomas Witkowski, der Präsident der Stadtvertretung Eckhard Tabbert, Stadtvertreterinnen und Stadtvertreter, Pastor Martin Wiesenberg von der evangelischen Kirchengemeinde, der 2. Stellvertreter des Landrates des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte Thomas Müller, die Bürgermeister a.D. Ernst Wellmer und Dr. Michael Koch als Vertreter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. sowie Landtagsabgeordnete, die 1. Vizepräsidentin des Landtages Mecklenburg-Vorpommern a.D. Renate Holznagel und Einwohner der Hansestadt Demmin.
Für eine würdige musikalische Umrahmung der Veranstaltung sorgte am Klavier Ramona Lindenau.
Die Teilnehmer gedachten der Opfer von Rassenwahn und einer menschenverachten Ideologie, die willkürlich Menschen jedes Existenzrecht abspricht.
In seiner Ansprache betonte Bürgermeister Thomas Witkowski, dass Auschwitz das Synonym für den Massenmord der Nazis an Juden, Sinti und Roma und anderen Verfolgten und Ausdruck des Rassenwahns des deutschen Hitlerfaschismus ist.
Der 27. Januar, der Tag der Befreiung von Auschwitz, ist daher kein Feiertag im üblichen Sinn. Er ist ein „DenkTag“. Gedenken und Nachdenken über die Vergangenheit schaffen Orientierung für die Zukunft. Am 27. Januar 2025 jährte sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 80. Mal.
Auch 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz beobachten wir leider ein Wiedererstarken des Antisemitismus in Deutschland und eine Zunahme antisemitischer Gewalttaten. Vor diesem Hintergrund ist die Auseinandersetzung mit den bedrückendsten Wahrheiten unserer Geschichte besonders gefordert.
Während der NS-Zeit ermordeten die Nazis in Auschwitz über anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder.
Auf Initiative des damaligen Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, der ab November 1994 mehrfach dafür plädierte, einen nationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus einzuführen, und durch die wachsende politische Akzeptanz im Zuge nationaler und internationaler Gedenkveranstaltungen anlässlich des 50. Jahrestages des Kriegsendes in Europa einigten sich die Bundestagsfraktionen im Juni 1995 auf den 27. Januar als nationalen Gedenktag. Am 3. Januar 1996 proklamierte Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“.
Die Vereinten Nationen erklärten den 27. Januar im Jahr 2005 zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts.
Die Teilnehmer gedachten 6 Millionen jüdischen Menschen, 1,8 Millionen nichtjüdischen polnischen Zivilisten, 5,7 Millionen sowjetischen Zivilisten, 312.000 serbischen Zivilisten, 250.000 Menschen mit Behinderungen, 250.000 Sinti und Roma, Tausenden Homosexuellen und der ungezählten Anzahl an politischen Gegnern und Widerstandskämpfern, die dem Holocaust und dem Vernichtungswahn der Nationalsozialisten zum Opfer fielen. Das Gedenken an die Opfer von damals und heute und das Bewusstmachen dieser Verbrechen ist essenziell, denn wie sagte der Holocaust-Überlebende Primo Levi bereits 1986: „Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen.“. Wie wahr diese Aussage ist, zeigte sich am 07. Oktober 2023 in Israel.
Herr Witkowski erinnerte daran, dass das, was seit diesem Tag im Nahen Osten geschehen ist, das Undenkbare gerade wieder in den Bereich des Möglichen rücken lässt. Daher dürfen wir gerade hier in Deutschland nie vergessen, mit welcher ungeheuerlichen Grausamkeit diese Verbrechen an einem Samstagmorgen begonnen haben. An einem Samstag, an dem so viele Juden ermordet wurden, wie an keinem Tag seit der Schoa. Rund 1.400 Menschen kamen dabei ums Leben.
Er informierte darüber, dass vor 80 Jahren Auschwitz durch die 322. Infanteriedivision der 60. Armee der I. Ukrainischen Front unter dem Oberbefehl von Generaloberst Kurotschkin befreit wurde. Damals kämpften Russen und Ukrainer noch gemeinsam gegen den deutschen Faschismus. Heute befinden sich Russen und Ukrainer gegeneinander im Krieg.
Der 24. Februar 2022 war ein düsterer Tag für die Menschen in der Ukraine und in ganz Europa. Die Diplomatie hatte versagt. Die Friedensordnung in weiten Teilen Europas mit dem Ende des Kalten Krieges ist nicht mehr gegeben. Ein Angriffskrieg von Seiten Russlands wurde gegen ein souveränes Land in Europa begonnen. Es ist der Krieg eines aggressiven Diktators.
Die Gefahren für Frieden, Demokratie, Toleranz, gegenseitige Anerkennung, Respekt vor dem Anderssein sind allgegenwärtig. Diese gefährdeten Tugenden vertragen keine Gleichgültigkeit und müssen immer wieder aufs Neue durch das verantwortungsbewusste Handeln eines Jeden von uns gestärkt und erneuert werden, so der Bürgermeister zum Abschluss seiner Rede.
Danach wurde Fürbitte gehalten und gemein das „Vater unser“ gebetet.
Pastor Martin Wiesenberg segnete abschließend die Teilnehmer.
Im Anschluss an die Veranstaltung im Gemeindesaal legten die Vertreter der Stadt, des Landkreises, des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und der politischen Parteien Blumengebinde am Gedenkstein für die Opfer von Krieg und Gewalt auf dem Ernst-Barlach-Platz nieder und verharrten in einer Schweigeminute.