Woran wir glauben und warum, das bleibt eine ganz persönliche Entscheidung.
Die sogenannte „Gretchenfrage“ aus dem Drama Faust I von Johann Wolfgang von Goethe erscheint im Jahr 1808 in Stuttgart/Tübingen und handelt von der Frage Margaretes, auch Gretchen genannt, nach der Religionszugehörigkeit Fausts. Margarete ist ein junges Mädchen im Alter von ungefähr 14 Jahren, welches vom älteren Wissenschaftler Faust umworben wird. Nachdem diese sich im „Gartenhäuschen“ geküsst haben, stellt Margarete Faust die Frage nach der Religion mit den Worten: „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion? Du bist ein herzlich guter Mann, allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.“ Faust weicht trotz Gretchens Nachfragen aus. Gretchen gibt schließlich das Hinterfragen auf, da sie sich sicher ist, dass Faust kein Christentum habe. Faust hat einen Pakt mit dem Teufel geschlossen.
Weihnachten ist im jüdisch-christlichen Konfessionskreis das Fest der Liebe und des Friedens. Neben Ostern ist Weihnachten das bedeutendste christliche Fest. An Weihnachten geschehe Unerwartetes mitten in einer Welt voller Unheil und Leid. „Fürchtet euch nicht", das sind die wichtigsten drei Worte in der biblischen Weihnachtsgeschichte. Es sind die Worte, die der Engel damals zu den Hirten auf dem Feld sagte: „Fürchtet euch nicht'." Es sind die Worte, die damals Licht in eine eigentlich dunkle Nacht brachten.
Inmitten so vieler düsterer Nachrichten, in Zeiten von Krankheiten, Krisen und Krieg gibt es trotz allem Grund für Hoffnung und Zuversicht. Weihnachten wirft ein anderes Licht auf diese Welt. Wie haben sich die Menschen nach diesem Licht gesehnt! Ein Gott setzt all der Angst und Gewalt Menschlichkeit entgegen, indem er selbst Mensch wird. Was feiern die Menschen an Weihnachten? Die Geburt Christus. Das ist die religiöse Sicht auf das Fest.
Ist dieser Hintergrund noch wichtig für uns in einer modernen aufgeklärten Welt? Sind Religiosität und wissenschaftliche Aufklärung ein Widerspruch an sich?
An Weihnachten sind die Kirchen voll, ansonsten eher nicht. Warum gehört für viele Menschen an Weihnachten die Teilnahme an einem Gottesdienst dazu? Warum sind sie ansonsten leer? Woher kommt unser Anspruch, dass unsere Kirchen, die oft Mitte unserer Städte und Dörfer sind, an Weihnachten offen zu sein haben und der Pastor predigt? Jeder fünfte Einwohner der Gemeinde Feldberger Seenlandschaft ist noch konfessionsgebunden. Das ist eine Gemeinschaft, die sich schon aus demografischen Gründen zum Atheismus entwickelt.
Die evangelisch-lutherischen und die römisch-katholischen Pfarrhäuser in der Gemeinde Feldberger Seenlandschaft stehen seit Jahren leer. Mit der katholischen Pfarrei und der Kirchengemeinde Wanzka stehen wir in Kontakt und unterstützen u.a. bei Nutzungskonzepten. Es wäre schön, wenn diese Häuser in der Mitte der Gesellschaft blieben. Die Schließung von kirchlichen Friedhöfen von Fürstenhagen, Wittenhagen, Conow, Lüttenhagen und Carwitz konnten wir durch einen großzügigen Förderer aus der Gemeinde abwenden.
Was hält eine Gesellschaft zusammen oder was gibt den Menschen Halt, die Unterstützung, Fürsorge und Hilde benötigen. Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, dass auch Kirchen und Ihre beratenden Einrichtungen schließen könnten (müssen), mangels Geld, mangels Interesse, mangels Menschen die glauben, mangels Kirchensteuer, aufgrund fehlender Pastoren oder auch uns, den fehlenden mitgestaltenden Gottesdienstbesuchern?
Die Entscheidung für das Angehören einer Religionsgemeinschaft oder der Atheismus sind ganz persönliche Entscheidungen, die jeder für sich selbst trifft. Unsere Überzeugungen sind es, die unsere Handlungen vorantreiben, unsere Entscheidungen beeinflussen und uns als Menschen ausmachen.
Es ist aber wie im weltlichen Leben: Wenn auch zukünftig die Kirche im Dorf bleiben soll, müssen sich die Menschen engagieren.
Gesegnete Weihnachten!