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Kiek Rin
Ausgabe 2/2025
Lokales
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Anekdoten aus meiner Schulzeit

12) Schönschreibheft; Klasse 4c, Schuljahr 1949/50

Das Brot

Ich selber war ein Weizenkorn. Mit vielen, die mir anverwandt, lag ich im rauhen Ackerland. Bedrückt von einem Erdenkloß; macht‘ ich mich mutig strebend los. Gleich kam ein alter Has‘ gehupft und hat mich an die Nas‘ gezupft. Und als es Winter ward, verfror, was peinlich ist, mein linkes Ohr. Doch als sich reif mit meiner Sippe, oh weh; da hat mit seiner Hippe der Hans uns ratschweg abgesäbelt und zum Ersticken festgeknebelt und auf die Tenne fortgeschafft, wo ihrer vier mit voller Kraft im regelrechten Flegeltakte uns klopften, daß die Schwarte knackte. Ein Esel trug uns hin zur Mühle; ich sage dir, das sind Gefühle, wenn man zerrieben und gedrillt zum allerfeinsten Staubgebild; ich kaum besinnt und fast vergißt, ob Sonntag oder Montag ist. Nun schließlich schob der Bäckermeister, nachdem wir erst als zäher Kleister in einem Troge baß gehudelt, vermengt, geknetet und vernudelt uns in des Ofens höchste Glut. Jetzt sind wir Brot; ist das nicht gut? Frischauf du hast genug mein Lieber; greif‘ zu und schneide nicht zu knapp und streiche tüchtig Butter drüber und gib den anderen auch was ab!

Detlef Meyer

Lehrer i.R.