Gemeindebrief

Sehr geehrte Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Velgast,

ich habe lange überlegt, wie ich mein Grußwort beginnen soll. Seit meinem letzten Weihnachtsgruß ist unsere Welt doch nachhaltig aus den Fugen geraten.

Erst Corona mit allen bekannten und unbekannten Folgen, dann der russische Angriffskrieg in Europa, dessen Ende nicht absehbar ist. Jetzt die Migrationskrise, die unsere gesamte Gesellschaft und auch Europa vor schier unlösbare Probleme stellt.

Und nun noch der hinterhältige und barbarische Überfall der palästinensischen Hamas auf Israel und dem allgegenwärtigen furchtbaren Gazakrieg mit grausamen Bildern und vielen Opfern in der Zivilbevölkerung. Die Ohnmacht angesichts der Bilder ist lähmend.

Nicht nur wir Menschen fühlen uns hilflos, auch die politischen Verantwortlichen scheinen in den Lösungen der dringenden Fragen uneins.

Politisches Parteiengeplänkel beherrscht das Tagesgeschäft, nicht erkennbar ist der unbedingte Wille und der Wählerauftrag, sich den Ängsten und Nöten der Menschen anzunehmen und an Lösungsvorschlägen zu arbeiten.

Ich denke es ist an der Zeit, dass man Wahrheiten ausspricht. Nur so können Wege aus der Krise gefunden und den Menschen Lösungen angeboten werden.

Die Entwicklungen in unserer Gesellschaft bereitet allen zunehmend große Sorge. Wie hatte es kürzlich der ehemalige Bundespräsident Gauck formuliert: „Wir müssen Maßnahmen ergreifen, die uns zunächst unsympathisch sind, weil sie inhuman klingen.- Politik müsse das Notwendige ansprechen und dürfe ruhig einmal ein Dilemma beim Namen nennen.“

Es geht einfach darum, das Vertrauen der Menschen wieder zurückzugewinnen, Vertrauen in eine funktionierende Demokratie. Nicht mehr und nicht weniger.

Und glauben Sie mir: Demokratie ist nicht immer leicht, Demokratie lebt von Auseinandersetzung und Kompromissen, in der Weltpolitik wie auch in den Gemeinden. Demokratie muss Diskussionen aushalten, um aus verschiedenen Interessen das Beste zu entwickeln. Und dies möglichst respektvoll und verlässlich – hierfür wird wirklich Jeder von uns gebraucht.

Auch in unserer Gemeinde ist in jüngster Zeit ziemlich viel Unruhe entstanden. Unbekannte Täter hatten in Velgast im Schutze der Dunkelheit Einbrüche und Diebstähle begangen. Haustüren und Fenster beschädigt, Briefkästen, Hofbeleuchtungen sowie Sitzgelegenheiten zerstört und wiederholt Fahrräder und abmontierte Abfallbehälter in die Teiche um das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr „entsorgt“. Unser Feuerwehrgerätehaus war mehrere Male Ziel dieser unbekannten marodierenden Personen, so dass die Wehrleitung in Abstimmung mit der Amtsverwaltung eine Videoüberwachung des Areals vorgenommen hat.

Als Sofortmaßnahme wurde für Velgast der Dauerbetrieb der Straßenbeleuchtung veranlasst. Diese Maßnahme soll für ein erhöhtes Sicherheitsgefühl unserer Menschen in der Ortslage Velgast sorgen. Ob diese Entscheidung auf Dauer angelegt ist oder nur vorübergehend gilt, soll in den Gremien der Gemeinde regelmäßig thematisiert werden.

Natürlich gibt es für unsere Gemeinde eine Menge Positives zu berichten. Das alles überstrahlende Ereignis war die Errichtung des Kirchturmes auf der St. Jürgen Kirche in Starkow. Der im Basilikastil errichtete Backsteinbau hat seit Freitag, dem 13.01.2023 einen sogenannten Dachreiter. Nach Abschluss der Maßnahme wird der begehbare Aussichtsturm für die Besucherinnen und Besucher einen schönen Blick in das Barthetal und das Starkower Ensembles eröffnen. Anlässlich dieses erfreulichen Termins hatten sich viele Einwohner, Freunde und Förderer dieses Projektes eingefunden, um dieses Richtfest würdig zu begehen. Möge die Basilika als imposantes Gebäude den Menschen die Möglichkeit geben, inneren Frieden zu finden und als Gotteshaus noch viele Jahrhunderte für zukünftige Generationen überdauern.

Etwas bescheidener aber nicht minder beachtlich besucht, fiel die Einweihung des Bewegungsparcours und der Weitsprunganlage sowie des neu errichteten Nebengebäudes auf dem Velgaster Sportplatz aus. Im Rahmen des Velgaster Sommerfestes organisierte der Sportverein ein großartiges Kinderfest. Viele Freizeitsportlerinnen und interessierte Einwohner kamen zur Eröffnung und weihten die Anlagen ein. Den Startschuss gab der Förderer des Parcours und der Weitsprunganlage Harry Glawe als ehemaliger Wirtschafts- und Sozialminister des Landes Mecklenburg – Vorpommern. Die Finanzierung des Ersatzneubaus für das Nebengebäude erfolgte mit Unterstützung einer fast 90-prozentigen LEADER Förderung. Das Nebengebäude bietet dem Sportverein im Zusammenwirken mit der Grundschule ein geordnetes Arbeiten mit Sport- und Arbeitsgeräten und für Sommeraktivitäten eine optimale Sicherstellung der Versorgung. Ich denke, für den Sportverein und für die Gemeinde ein absoluter Gewinn.

Derzeit wird am Hauptdach des Vereinsgebäudes eine Generalreparatur durchgeführt. Mehrere Mardergenerationen hatten in den vergangenen Jahren erhebliche Schäden an der Unterspannbahn sowie die einstmals eingebaute Dachdämmung an dem Dach verursacht. Diese Maßnahme wird als Instandsetzungsmaßnahme von der Gemeinde finanziert. Die Vereinsmitglieder des Velgaster SV werden nach Abschluss der Arbeiten die Innenrenovierung selbst vornehmen.

In diesen Tagen wird die Komplettsanierung der Parkstraße einschließlich der Beleuchtung in Altenhagen abgeschlossen. Das Vorhaben wird über das Bodenordnungsverfahren als Maßnahme der öffentlichen Dorferneuerung gefördert und umfasst u.a. die Erneuerung der Trinkwasser- und Energieversorgung, die Verlegung von Breitbandleerrohre, den grundhaften Ausbau der Verkehrsfläche. Dabei wird in Teilen das alte vorgefundene Kopfsteinlesepflaster wieder eingebaut, ein Mittelstreifen wird eine Fläche in Betonsteinpflaster einrahmen, um eine bessere Begehbarkeit gerade für ältere Herrschaften zu gewährleisten.

Im Bereich der Baumstandorte soll besonderes TTE Pflaster zum Schutz der Bäume eingebaut werden, welches eine bessere Versorgung mit Oberflächenwasser gewährleisten soll.

Selbstverständlich wird auch die Straßenbeleuchtung erneuert und für das anfallende Oberflächenwasser ein Kanalsystem für die schadlose Ableitung in die Vorflut gebaut.

Gerne hätten wir auch den ausgebauten „Düwelsdamm“ vom Staatlichen Amt für Umwelt und Landwirtschaft (STALU) als Vertreterin der Teilnehmergemeinschaft übernommen. Leider gibt es zum Umfang der zukünftigen Nutzung zwischen dem Landkreis als Untere Naturschutz-/ und Verkehrsbehörde und dem STALU noch keine eindeutigen Festlegungen. Der Landkreis fordert als Untere Naturschutzbehörde zum Schutz des Schreiadlers als Wappentier des Chance-Naturgroßprojektes eine zeitweise Sperrung (Anfang März-September). Die Gemeinde wird die Verkehrsfläche erst dann in ihre aktive Baulast übernehmen, wenn die Belange des Naturschutzes geklärt sind. Wir gehen bislang von einer ganzjährigen Benutzung des Verbindungsweges wenigstens für Landwirtschaftsfahrzeuge und Fahrradfahrer aus.

Im Oktober konnten wir die neuen Spielgeräte im Velgaster Park den Lütten unserer Gemeinde zu Spaß und Spiel übergeben. Diese Investition hat ca. 20.000 Euro gekostet und wurde durch die Pommersche Volksbank mit fast 40% der finanziellen Aufwendungen bezuschusst. Für das kommende Jahr planen wir im Bebauungsplangebiet „Bussiner Weg“ einen Spielplatz. In Vorbereitung der Investition werden wir mit Eltern ins Gespräch kommen, um die Wünsche mit den Möglichkeiten unserer Kommune abzustimmen.

In der Grundschule stehen wir kurz vor Abschluss der Investitionen im Rahmen des Digitalpaktes der Bundesrepublik. Damit kann die Ausbildung unserer Schülerinnen und Schüler zukünftig digital und zeitgemäß erfolgen, wobei es sich dabei nur um die Basisausstattung handeln kann. Die Entwicklung der Lehr- und Lernmittel geht immer weiter, so dass wir auch weiterhin in die digitale Welt unserer Grundschüler investieren müssen.

An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, um Rita Sperling, der langjährigen Schulleiterin unserer Grundschule, nach über dreißig Jahren Schulleitertätigkeit zu danken. Frau Sperling hat nicht nur ihre Zeit und Energie investiert, sondern auch ihr Herz in diese Bildungseinrichtung gesteckt. Ihr Engagement ging weit über die Lehrpläne hinaus, denn Sie hat eine positive Lernumgebung geschaffen, in der Kinder sich nicht nur fachlich, sondern auch persönlich weiterentwickeln konnten. Die Entwicklung unserer „Kleinen Grundschule auf dem Lande“ ist direkt mit ihrem Wirken verbunden. Wir wünschen Frau Sperling für den verdienten Ruhestand Gesundheit, Glück und viele wundervolle Momente.

Nach mehreren erfolglosen Ausschreibungsverfahren konnte der Auftrag für die Erneuerung der Fassade am Gemeindezentrum erst durch Beschluss in der Gemeindevertretung vergeben werden. Baubeginn ist für März 2024 vorgesehen, das Bauende für Oktober 2024. Nach mehr als dreißig Jahren ist der Bestandsputz so rissig und porös, dass noch größere Schäden durch eindringende Feuchtigkeit am Gesamtbauwerk nicht ausgeschlossen werden kann. Ohne die Möglichkeit des Einsatzes von Fördermitteln aus dem ILERL Programm wäre diese Investitionsmaßnahme mit einem Umfang von über einer halben Million Euro für unsere Gemeinde nicht zu stemmen gewesen. Die Gemeinde bekommt dafür eine Förderung in Höhe von 75 % der Gesamtkosten.

Als weitere fest eingeplante Maßnahmen für das kommende Jahr sind der Ausbau des Saateler Weges bis an die Gemeindegrenze als Spurplattenweg, der Ausbau der Bahnhofstraße in Starkow (Wegebau und Straßenbeleuchtung) sowie der Ausbau der Straße Zur Parkkoppel in Altenhagen (bis letzte Bebauung) fördertechnisch abgedeckt. Alle Maßnahmen sind Teil des Maßnahmeplanes aus dem Bodenordnungsverfahren Altenhagen.

Derzeit befindet sich der Haushaltsplan 2024 in der Aufstellung, mit den geplanten Investitionen sind wir als Gemeinde auch an unsere finanziellen Grenzen angelangt.

Der Wegebau der Hauptstraße in Lendershagen ist nach wie vor ein ungelöstes Problem. Wie schon in 2023 wird die Gemeinde auch für 2024 einen Förderantrag zum grundhaften Ausbau beim Landkreis Vorpommern-Rügen stellen. Ohne die Einwerbung von Fördermitteln ist der Wegebau in der erforderlichen Größenordnung nicht finanzierbar. Ich muss die Anwohner weiter um Verständnis und Geduld bitten.

Am 6. Oktober konnte auf einem Ehrenamtsempfang unserer Gemeinde Velgast der dritte Velgaster Almanach präsentiert werden. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um mich im Namen der Einwohnerinnen und Einwohner sowie der verehrten Leserschaft bei allen Autoren dieses dritten Velgaster Almanachs zu bedanken. Gerne können Sie im Landwarenhaus Velgast bzw. bei entsprechenden Veranstaltungen in unserer Gemeinde das Büchlein erwerben.

Mit einer großen Kraftanstrengung ist es uns im Frühsommer dieses Jahres gelungen, dass eingeleitete Ende unseres Fachgymnasiums am Standort in Velgast zu verhindern. Durch eine überwältigend große Mehrheit der Mitglieder des Kreistages haben die guten Argumente verbunden mit der über mehr als sieben Jahrzehnte währender erfolgreicher Bildung junger Erwachsener am Standort von Velgast den Ausschlag gegeben. Nun hat der Landrat die Aufgabe, den Außenstandort attraktiv für Lehrer und Schüler zu gestalten, so dass es auch zukünftig in Velgast überregionale Bildung geben kann.

Wie immer komme ich nun zum unternehmerischen und ehrenamtlichen Engagement in unserer Gemeinde. Im Namen der Einwohnerinnen und Einwohner unserer Gemeinde Velgast möchte ich ihnen für ihren unermüdlichen Einsatz für unsere kommunale Gemeinschaft in den zahlreichen Vereinigungen, Vereinen und privaten Initiativen meinen Dank aussprechen. Ihr großartiges Engagement ist das Herzstück unserer Gemeinschaft und verdient höchste Wertschätzung. In jedem Ortsteil unserer Kommune finden sich Menschen, die ihre Zeit, ihre Energie und ihre Leidenschaft in die Arbeit für das Gemeinwohl investieren. Ob im eigenen Unternehmen, im Sportverein, im Chor, in der Kulturwerkstatt, in der Feuerwehr oder in vielen anderen Bereichen – Ihre vielfältigen Beiträge tragen dazu bei, unsere Gemeinde Velgast zu einem lebendigen Hort der Gemeinschaft zu entwickeln.

Ihre Tatkraft und Ihre Ideen sind unersetzlich. Beispielhaft seien hier nur die Aktivitäten um die Halloween Party in Velgast, die neuen Initiativen anlässlich des diesjährigen Velgaster Sommerfestes oder die regelmäßigen Einwohnerfeste in Lendershagen genannt.

Neben dem Jahrhundertereignis in Starkow sind auch an vielen anderen Stellen in unserer Gemeinschaft erwähnenswerte und jahrgangsbestimmende Ergebnisse zu vermelden. Schauen sie sich nur auf dem Velgaster Sportplatz um oder besuchen sie wieder einmal die Ausstellung der Velgaster Dorfchronisten, die inzwischen sogar eine Vereinsgründung ins Auge fassen.

Ein besonderer Dank geht an die fleißigen Kuchenbäcker, die durch ihre Backkunst fast jedes Events in unserer Kommune zu einem Backwarengourmethöhepunkt werden lassen.

Im Namen der gesamten Gemeinde Velgast möchte ich Ihnen Allen von Herzen danken. Gemeinsam schaffen wir eine bessere Zukunft für uns alle.

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

lassen Sie uns gemeinsam an der positiven Entwicklung der vergangenen Jahre anknüpfen und unsere kommunale Gemeinschaft so gestalten, dass sie für uns ein liebenswerter Lebensmittelpunkt bleibt. Haben Sie Vertrauen und Optimismus bei der Entwicklung unserer Heimatgemeinde. Alle avisierten Ziele lassen sich nur so gut umsetzen, wie das Interesse und die aktive Mitarbeit bei Ihnen geweckt werden können. Ohne Ihre Unterstützung nützt der bestgemeinte Beschluss der Gemeindevertretung nichts.

Im nächsten Jahr finden die Kommunalwahlen statt.

Eine Herausforderung wird es sein, junge engagierte Menschen zu finden, denen die Entwicklung unserer Gemeinde am Herzen liegt und die in den gewählten Gremien mitwirken wollen. Ich kann Sie nur ermuntern, sich mit Ihren persönlichen Erfahrungen in den gemeindlichen Gestaltungsprozess aktiv einzubringen.

Ich würde mich freuen, wenn Sie weiterhin meine Sprechstunde zur förderlichen Mitarbeit in der Gemeinde nutzen würden. Natürlich begrüße ich Sie ebenso gern zur Gemeindevertretersitzung.

Im Namen der Gemeindevertretung und in meinem ganz persönlichen Namen wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest, geruhsame Stunden im Kreise Ihrer Familien, persönliches Wohlergehen und ein gesundes neues Jahr. Bleiben Sie gesund.

Christian Griwahn

Velgast, im Dezember 2023