Liebe Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Velgast,
ein ereignisreiches Jahr 2025 neigt sich dem Ende zu. Die besinnliche Vorweihnachtszeit lädt uns ein, innezuhalten und gemeinsam auf die vergangenen Monate zurückzublicken. Hinter uns liegen herausfordernde Zeiten, gespickt mit vielen schönen Momente der Freude und der Zuversicht.
In diesem Jahr haben wir ein bedeutsames Datum unserer gesamtdeutschen Geschichte gewürdigt – den 3. Oktober 1990, den Tag der Deutschen Einheit. Was Generationen kaum zu hoffen wagten, wurde an diesem Tag Wirklichkeit, die Deutsche Demokratische Republik trat mit Inkrafttreten des Einigungsvertrages der Bundesrepublik Deutschland bei. Was zuvor friedlich auf den Straßen unseres Landes gefordert und erstritten wurde, erhielt nun seine rechtlichen Rahmen.
35 Jahre sind seitdem vergangen – Jahre des Wandels, persönlicher Erfahrungen und gesellschaftlicher Herausforderungen.
35 Jahre, in denen sich Ost wie West dem „Zusammenwachsen“ stellen mussten, manches Mal holprig, doch größtenteils mit sichtbaren Erfolgen.
Gleichwohl sind die Spuren der Teilung bis heute erkennbar – nicht nur in den Lebenswegen der Menschen, auch in unserer Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Nicht alles verlief nach Plan. Für alle Beteiligten war der Prozess der Wiedervereinigung Neuland, dabei konnte nicht alles vorhergesehen und geregelt werden. Jeder wird für sich die persönlichen Erfahrungen dieser spannenden und aufregenden Zeit werten müssen.
Im Ergebnis haben wir alle gemeinsam ein geeintes, demokratisches und freies Land geschaffen, das seinen festen Platz im Herzen Europas hat und seinen Frieden bewahrt. Darauf dürfen wir stolz sein.
Und auch wenn kaum jemand die DDR mit ihren Einschränkungen zurücksehnt, so wissen wir doch, dass es im Alltag Werte gab – ein starkes Miteinander, Verlässlichkeit und eine besondere Form sozialer Verantwortung –, die wir wieder mehr in den Fokus unseres Miteinander von heute rücken sollten.
Im Februar dieses Jahres wurde eine neue Bundesregierung gewählt. Die schwarz-rote Koalition unter Kanzler Friedrich Merz steht angesichts der vorgefundenen Rahmenbedingungen vor gewaltigen Aufgaben. Der Start verlief holprig – wenig überraschend bei unterschiedlichen politischen Zielen, die viel gegenseitiges Verständnis, Geduld und Vertrauen erfordern. „Gut Ding will Weile haben“ – wir dürfen gespannt sein, wie die Regierung die ihr übertragenen Aufgaben erfüllen wird.
In der Migrationspolitik scheinen erste Fortschritte bei der Sicherung der deutschen Grenzen erkennbar. Wichtig bleibt, dass illegal eingereiste und straffällig gewordene Personen schnellstmöglich in ihre Heimatländer zurückgeführt werden.
Gleichzeitig benötigt unsere Wirtschaft dringend zusätzliche Fach- und Arbeitskräfte, um neuen wirtschaftlichen Aufschwung zu ermöglichen und damit unseren Wohlstand mindestens zu erhalten. Erste Veränderungen gibt es in der Bau- und Energiepolitik. Ab dem 1. Januar 2026 profitieren Industrie und Agrarsektor von angepassten Energiepreisen – ein erster Schritt hin zu mehr Wettbewerbsfähigkeit in einer globalisierten Welt.
Unverzichtbar bleibt das zwingende Erfordernis eines umfassenden Bürokratieabbaus in allen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens.
Ich gestehe: Hier bin ich skeptisch, lasse mich aber gerne positiv überraschen. Der „Amtsschimmel“ möge erst arbeiten, bevor er wiehert – denn die überbordende Bürokratie bremst zunehmend unsere gesamte Gesellschaft. Auf diesen Punkt werde ich später nochmals zurückkommen.
International war das Jahr 2025 von tiefgreifenden Entwicklungen geprägt. Weltweit bestimmen weiter kriegerische Auseinandersetzungen das Geschehen. Auch wir in Europa leiden seit 2022 unter den Folgen des Krieges in der Ukraine, dessen Ende nicht absehbar ist. Trotz klarer internationaler Stellungnahmen, Sanktionen und hoher Unterstützungsleistungen konnte bislang kein Friedensabkommen zwischen den Kriegsparteien erzielt werden – im Gegenteil, täglich verlieren Menschen ihr Leben.Ein kleiner Lichtblick zeigt sich immerhin im Gazastreifen, wo direkte politische Interventionen des amerikanischen Präsidenten Trump zu einem vorläufigen Waffenstillstand geführt haben.
Der Blick in die Zukunft zeigt für unsere Gemeinde neben sehr vielen erfreulichen Entwicklungen auch massive Herausforderungen in der Bewältigung der uns übertragenen Aufgaben.
Voraussetzung eines aktiven Wirkens an der kommunalen Basis ist die solide Ausstattung mit finanziellen Mitteln.
Nach soliden Unterstützungen durch Bund und Land der vergangenen Jahre deuten sich für die nächsten Jahre gravierende Einschnitte in der Finanzausstattung der Gemeinden ein, die unsere Handlungsfähigkeit erheblich beeinflussen werden.
Dabei sollen die Kommunen zum einen deutliche Kürzungen bei den Zuweisungen erfahren, zum anderen benachteiligt uns die fehlerhafte Zensuserfassung der Einwohnerzahlen unserer Gemeinde massiv.
Statt rund 1.600 Einwohner wurden laut Zensus zum Stichtag 31.03.2025 in unserer Gemeinde nur 1.461 Einwohner erfasst. Diese Zahl basiert nach unserer Einschätzung auf erheblichen Fehlern der Zensusmitarbeiter des Landkreises.
Trotz offensichtlicher Unstimmigkeiten dient der Zensus als Grundlage für zukünftige Landeszuweisungen.
Besonders deutlich zeigt die Diskrepanz sich in der Bundestagswahl im Februar 2025. 1.423 Wahlberechtigte waren für die Gemeinde registriert – nach Zensuslogik blieben somit nur 38 Minderjährige übrig. Eine völlig unrealistische Annahme, die die zuständigen Behörden bislang ohne Konsequenzen ignorieren. Gemeinsam mit über 100 betroffenen Kommunen haben wir daher im Herbst 2024 Klage gegen die Erhebung des Zensus in unserer Gemeinde beim Verwaltungsgericht Greifswald eingereicht, die Entscheidung steht noch aus.
Neben den finanziellen Herausforderungen belasten Entscheidungen von Genehmigungsbehörden die kommunale Arbeit an der Basis.
Ein Beispiel: In diesem Jahr wollten wir im Baugebiet „Bussiner Weg“ auf der dafür in der Planzeichnung vorgesehenen Fläche einen zeitgemäßen Spielplatz errichten. Die Pläne waren gemeinsam mit Eltern und der KITA entwickelt worden – dennoch untersagt der Landkreis das Vorhaben mit der Begründung der freiwilligen Aufgabe. Wir stehen hierzu im Gespräch mit dem Landrat und ich bleibe zuversichtlich, dass wir eine Lösung für unsere Kinder erreichen werden.
Trotz aller Herausforderungen haben wir auch in diesem Jahr wieder messbar in unsere Infrastruktur investiert. Im Rahmen des Bodenordnungsverfahrens (BOV) Altenhagen wurden drei Straßenbaumaßnahmen umgesetzt:
Der Weg von Manschenhagen nach Saatel erhielt eine moderne Betonspurbahn und wurde so zu einer aktiven zwischengemeindlichen Verbindung und natürlich auch eine landschaftlich reizvolle Radstrecke.
Der „Koppelweg“ in Altenhagen wurde als Erschließungsstraße bis zum Ende der Bebauung ebenfalls grundhaft ausgebaut und mit einer Betonspurbahn befestigt.
In Starkow wurde die fast fünfzig Jahre alte Asphaltdecke der Straße „Zum Bahnhof“ erneuert und die Verkehrsfläche mit einer modernen Beleuchtungsanlage ausgestattet.
Die Vorhaben sind Bestandteil des Maßnahmenplanes des BOV Altenhagen, deshalb war es möglich, für die Vorhaben Fördermittel der Öffentlichen Dorferneuerung und des ländlichen Wegebaus einzuwerben.
Das BOV Altenhagen, das uns über zwei Jahrzehnte wertvolle Investitionen brachte, befindet sich nun auf der Zielgeraden.
Mein herzlicher Dank gilt dem ehrenamtlichen Vorstand und seinem Vorsitzenden Holger Buchholz aus Starkow für über zwanzig Jahre engagierter und verlässlicher Arbeit.
Neben den großen Investitionsmaßnahmen helfen auch die kleineren Arbeiten unserer Gemeindearbeiter, das Lebensumfeld zu verschönen. So wurde in nur vier Arbeitstagen ein rund 2.000 Meter langer Schutzzaun gegen Wildverbiss um die das Plangebiet umsäumende Hecke gesetzt.
Während zwei Firmenangebote bei über 30.000 Euro lagen, beliefen sich unsere Materialkosten auf unter 5.000 Euro – eine starke Leistung unserer Mitarbeiter.
Derzeit entsteht zudem ein Rettungsweg zwischen Wendehammer Buchenweg und Bussiner Weg, der im Ernstfall – insbesondere für das Schwerstbehindertenheim –als zweiter Rettungsweg unabdingbar ist.
Nicht umsetzen konnten wir dagegen erneut die seit fast zwölf Jahren geplante Sanierung der Hauptstraße von Abzweig Hunnenstraße bis Haus-Nr. 36 in Lendershagen. Die dafür zwingend erforderliche Zusage von Fördermitteln ist uns trotz entsprechender Antragstellung bis heute nicht erteilt worden.
Die Renaturierung der beiden Dorfteiche in Bussin befindet sich in der Planungs- und Abstimmungsphase mit den Behörden, die Ausschreibung der Maßnahme ist für das 1. Quartal 2026 geplant.
Gleiches gilt für die erforderliche Horterweiterung – dennoch bin ich optimistisch, dass der Bau im zweiten Halbjahr 2026 beginnen kann. Dafür wurde der Gemeinde eine Förderung in Aussicht gestellt, die als Co-Finanzierung erforderlichen Eigenmittel sind im Haushaltsplan für 2026 vorgesehen
Für die Erneuerung der Laufbahn auf dem Sportplatzgelände wurden Fördermittel aus dem LEADER Programm eingeworben, die durch Mittel des Vorpommernfonds und gemeindlichen Eigenmitteln Co-finanziert werden. Die Umsetzung des Vorhabens mit einem Gesamtbauvolumen von 250.000 € soll ebenfalls 2026 erfolgen.
Velgast ist eine lebendige Gemeinde – das zeigt sich in den zahlreichen Aktivitäten unserer Vereine, Projekten und Initiativen. Viele von Ihnen engagieren sich ehrenamtlich oder sind als Unternehmerinnen und Unternehmer wichtige Säulen unseres Gemeindelebens. Einige leben erst seit wenigen Jahren in unserer Gemeinde und sind dennoch längst ein selbstverständlicher Teil unserer Gemeinschaft.
Denn wer sich einbringt und Verantwortung übernimmt, stärkt die Verbindung zu seinem Heimatort – ob im Verein, in der Initiative oder in den kommunalen Gremien. Besonders hervorheben möchte ich unsere Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr. Ihr ehrenamtlicher Dienst ist von unschätzbarem Wert. Dank ihrer hohen Einsatzbereitschaft und Professionalität sitzt im Ernstfall jeder Handgriff.
Auch die engagierte Kinder- und Jugendarbeit ist ein Vorbild für Zusammenhalt und gelebte Verantwortung.
Ein weiteres Erfolgsbeispiel ist unser Velgaster Sportverein. Die Entwicklung der letzten fünf Jahre – getragen fast vollständig durch ehrenamtliches Engagement – ist beeindruckend. Der Verein unter Führung von Sportfreund Chris Tanschus hat das Rudolf-Harbig-Stadion zu einem lebendigen Zentrum des Sports und der Begegnung werden lassen. Ob Kreispokalfinale, Dartbahn, Vereinsfeste oder das Feuerwerk für die gesamte Gemeinde – engagierte Vereinsmitglieder haben Außergewöhnliches geschaffen.
Dafür gebühren ihnen unser Dank und unsere Anerkennung. Zudem möchte ich das Engagement all jener würdigen, die kommunalpolitische Verantwortung tragen oder beruflich dazu beitragen, dass unsere Gemeinde positiv wahrgenommen wird.
Bei einer Erhebung zum Ehrenamt kamen wir auf eine Zahl, die uns alle stolz macht: Über 500 Menschen engagieren sich in unserer Kommune – bei rund 1.600 Einwohnerinnen und Einwohnern bedeutet das, dass jeder Dritte aktiv zum Gelingen unseres Miteinanders in der kommunalen Gemeinschaft beiträgt.
Ein beeindruckendes Zeichen von Solidarität, Zusammenhalt und Heimatliebe. Auf dem diesjährigen Ehrenamtsempfang konnten wir erneut besonders Engagierte auszeichnen, darunter unsere Heidrun Witt, die in unterschiedlichen Vereinen und Initiativen zu den fleißigen und immer zuverlässigen Aktiven gehört, sowie Kerstin Kuhn und Manuela Krüger von der Kulturwerkstatt, Ralf Berner für dreißig Jahre kommunaler Arbeit und Hans Perlitz für 75 Jahre Zugehörigkeit zur Feuerwehr. Ebenso geehrt wurde Ray Schlauweg, Geschäftsführer des Baustoffhandels „Gebrüder Hansen Baustoffhandel GmbH“, für sein unternehmerisches Engagement in unserer Gemeinde.
Ein herzlicher Dank gilt auch unserer Verwaltung im Amt für die überwiegend professionelle und schnelle Unterstützung sowie unseren Gemeindearbeitern. Das engagierte Team um Maik Groß und Torsten Rotscholl sorgt täglich dafür, dass sich unser Gemeindeterritorium in einem gepflegten Zustand präsentiert – zuverlässig und mit großem Einsatz.
Liebe Bürgerinnen und Bürger, lassen Sie uns gemeinsam optimistisch ins neue Jahr blicken. Knüpfen wir an die positiven Entwicklungen an und gestalten wir unsere Gemeinde weiterhin als liebenswerten Lebensort. Vertrauen und aktive Mitwirkung sind dabei unverzichtbar – denn selbst die besten Beschlüsse der Gemeindevertretung entfalten ihre Wirkung erst durch Ihr Interesse und Ihre Mitarbeit. Ich würde mich freuen, wenn Sie auch weiterhin meine Sprechstunde nutzen oder an den Sitzungen der Gemeindevertretung und Ausschüsse teilnehmen.
Im Namen der Gemeindevertretung und ganz persönlich wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest, erholsame Stunden im Kreis Ihrer Liebsten, persönliches Wohlergehen und ein gesundes neues Jahr.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Velgast, im Dezember 2025