Die Kommunalwahlen stehen vor der Tür. Ich durfte 10 Jahre als stellvertretender Bürgermeister und 20 Jahre als Bürgermeister zusammen mit den Gemeindevertretern die Geschicke der Gemeinde lenken. In diesen 30 Jahren hat sich viel verändert. Seien es im infrastrukturellen Bereich, wie z.B. der Straßenbau- insbesondere die Durchsetzung der Sanierung der Kreisstrasse-, die Straßen in unseren Ortsteilen, zuletzt die nochmalige Erneuerung der Straße nach Splietsdorf, teils neue Straßenlampen mit LEDs, der Ausbau des Hauses mit dem Gemeinderaum (ehemals Kita), Sanierung der gemeindeeigenen Blöcke, Einrichtung des Spielplatzes in Vorland, Fahrzeugerneuerung und Ausstattung der Feuerwehr z.B. mit neuem Gerät für Atemschutz, neue Kommunaltechnik, neue Wasserleitungen und Abwasseranlagen, schnelles Internet u.v.a. mehr.
Nicht alles, was wir uns vorgenommen hatten, konnte umgesetzt werden, aber es war mir immer daran gelegen in allen anstehenden Fragen die ganze Gemeindevertretung mit einzubinden und keine Alleingänge vorzunehmen. Gerade in einer kleinen Gemeinde, wie der unseren, war und ist der demokratische Diskurs die Grundlage eines funktionierenden Miteinanders. Es gab Entscheidungen, die als Mehrheitsentscheidungen natürlich auch nicht für alle nachvollziehbar waren, aber dennoch gab es in den Jahren immer einen respektvollen Umgang miteinander. Glücklicherweise gab es keine durch Parteienzugehörigkeit getrübte oder beeinflusste Gemeindevertretung. Alle waren in der Entscheidungsfindung ausschließlich an den Menschen und an der Sache orientiert. Wir konnten -trotz der kleinen Einwohnerzahl- unsere Gemeinde als selbständige Einheit bewahren und auch dank der Vertreter aus jedem einzelnen Dorf mit unseren Augen und Ohren da sein, wo wir in unserem Leben auch hingehören- inmitten der Gemeinschaft, für die wir in die Verantwortung gewählt wurden.
Wenn wir auch gerne noch mehr Gemeinschaftserlebnisse (Festivitäten etc.) organisiert hätten, so war dies unmittelbar nach der sogenannten Wende erst einmal nicht so einfach. Vieles war weggebrochen und der Aufbau beschäftigte jeden vorrangig mit sich selbst und dem eigenen engeren Lebensumfeld. Auch deshalb wurde die freiwillige Feuerwehr von mir in besonderer Weise unterstützt, weil sie für alle erkennbar gemeinschaftsbildend auftreten konnte und kann. Heute verfügen wir hier über einen ordentlichen Zuwachs und eine funktionierende Ausrückegemeinschaft mit Nachbargemeinden.
Mich freut besonders, dass unsere Dörfer heute ein Bild abgeben, dass sogar Touristen aus weit entfernten Gegenden zu uns bringt. Auch das schnelle Internet ist ein großer Vorteil, wenn sich junge Familien nach einem neuen Zuhause umsehen, ganz abgesehen von den Betrieben, für die dies inzwischen unverzichtbar ist.
Glücklicherweise konnten wir uns aufgrund der in unserer Gemeinde ansässigen und der hinzugekommenen Betriebe finanziell über die Jahre gut aufstellen. Der steuerliche Hebesatz wurde nicht unnötig in die Höhe getrieben, sodass die Unternehmen nicht unbotmäßig belastet wurden und wir nach wie vor ein attraktiver Standort sind. Der achtsame Umgang mit den gemeindlichen Einnahmen hat dazu geführt, dass wir von Anfang an eine schuldenfreie Gemeinde waren und sind, und liquide Mittel haben, die wir zielgerichtet einsetzen können. Leider wird uns aufgrund des Steuerschlüssels als finanziell gut aufgestellte Gemeinde gemäß des Finanzausgleichsgesetzes des Landes Mecklenburg-Vorpommern erhebliches Geld auch wieder genommen, aber wir können uns auch ohne besondere Förderungen moderat bewegen.
Mir war es wichtig, dass wir aus einer Position der Stärke argumentieren können, damit wir unsere Unabhängigkeit bewahren und nicht als „fünftes Rad am Wagen“ freundlich aufgefordert werden uns mit anderen Gemeinden zusammenzuschließen. In der kommenden Legislaturperiode werden energetische Fragen (Stichwort Heizungsgesetz und Wärmeplanung) stark in den Vordergrund rücken. Dafür wünsche ich jetzt schon der neuen Gemeindevertretung eine gute Hand und Augenmaß.
Als besonders hilfreich habe ich immer die Besuche bei Gemeindegliedern erlebt, die höhere Geburtstage feiern durften, oder auch Ehejubiläen hatten. Viele Gespräche, auch einmal „am Rande“ waren für mich nicht nur interessant, sondern auch eine Quelle für neue Ideen.
Das Angebot den Gemeinderaum intensiver in Anspruch zu nehmen, wurde leider – trotz mancher Ideen, die an mich herangetragen wurden, und über deren Umsetzung ich mich gefreut hätte- nicht Realität. Dennoch gab es zusammen mit der evangelischen Kirchengemeinde Erntefeste, das Weihnachtsbaumverbrennen und Osterfeuer. Manche Veranstaltungen gehen unmittelbar auf private Initiativen zurück und wir freuen uns über jedes Engagement, wie auch der hilfsbereite Blick zu den Nachbarn in unserer Gemeinschaft weiterhin unverzichtbar sein wird.
Ich persönlich bin dankbar für die vielen gemeinsamen Jahre, die Unkompliziertheit und die kurzen Wege im Miteinander. Ich danke der Gemeindevertretung, unserem Gemeindearbeiter, aber auch unserer Amtsverwaltung, deren stellvertretender Amtsvorsteher ich sein konnte, und den ehrenamtlichen Helfern für ihr Engagement und die Unterstützung. Dankbar bin ich besonders meiner Frau, sowie den Kindern, die mir die Zeit geschenkt haben, überhaupt ehrenamtlich tätig zu sein. Diejenigen, deren Erwartungen ich nicht erfüllen konnte, bitte ich um Nachsicht.
Der neuen Gemeindeleitung wünsche ich Erfolg und eine gute Zusammenarbeit untereinander. Selbstverständlich wünsche ich allen darüber hinaus einen offenen Sinn für die übernommene Verantwortung und die enge Kommunikation mit den Menschen in unseren Dörfern.
Im Jahr 1995 hielt der damalige Bundeskanzler eine Rede im Bundestag, in der er sagte:
"Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten."
Diesem Satz schließe ich mich gerne an.