… und wir fragen uns: „Wo ist nur die Zeit geblieben, war es eine konstruktive Zeit und haben sich unsere Wünsche und Vorstellungen erfüllt?“
Ein Rückblick auf die letzten fünf Jahre weckt viele Erinnerungen, es war eine besondere Zeit, die in keiner Beziehung homogen verlaufen ist.
Mitten in der bestehenden Legislatur fand die Bürgermeisterwahl statt, dadurch wurden Positionen in der Stadtvertretung neu besetzt und ich wurde zum Stadtpräsidenten gewählt.
Auch in der Verwaltung fand eine Umstrukturierung statt, die sowohl durch die Wahl als auch durch Personalwechsel begründet war.
Für uns als Stadtvertreter und für die Verwaltungsmitarbeiter folgten dadurch immer wieder Zeiten des Kennenlernens und des Einarbeitens, um mit Augenmaß und Kompromissbereitschaft eine gute Zusammenarbeit zu erreichen.
Aber was ist eine Stadt, eine Gemeinde, ohne die Einwohner, die dort leben?
Mit Stolz und Freude kann ich als „alter Friedländer“ sagen, dass ich sehr viele freundliche, interessierte, hilfsbereite und einfühlsame Mitmenschen kenne, diese persönliche Note unserer Stadt macht für mich das Leben hier lebenswert und schön.
Sicher gibt es viel zu tun, uns fehlt Gewerbe, uns fehlen Geschäfte, die Stadt ist verschuldet, die Einwohner werden älter und weniger … alles Themen, die uns schon jahrelang begleiten und aus verschiedensten Gründen immer noch nicht gelöst sind.
Aber wir haben uns - als Menschen, als Familie, als Nachbarn, als Freunde, darauf sollten wir uns wieder besinnen und das Schöne und Vorteilhafte daran erkennen. Auch dadurch kann man glücklich sein, das müssen wir unseren Kindern und Enkelkindern weitergeben.
Und ich weiß, daß es unter uns Menschen gibt, die sich um mehr kümmern als um sich selbst. Die freiwillig ihre Komfortzone verlassen und anpacken, ohne finanziellen Hintergedanken, einfach so, uneigennützig, in ihrer selbst oft knappen Freizeit.
Ich denke dabei natürlich in erster Linie an die Kameraden unserer freiwilligen Feuerwehren, dahinter stehen Menschen, die mit hohem Engagement diese Pflichtaufgabe der Städte und Gemeinden zu unser aller Schutz ausfüllen.
Ich erinnere an alle, die ihren Beitrag leisten in unseren Vereinen und Organisationen, in der Kinder-, Jugend-, Erwachsenen- und Seniorenarbeit und in unseren Kirchengemeinden.
Uns erreichte die Nachricht von der schrecklichen Überschwemmungskatastrophe im Ahrtal, auch hier gab es wieder Menschen in unserer Stadt, die sofort wussten, helfen heißt machen, die sich hineinversetzen in die Lage derer, die unschuldig ihr Zuhause und ihr Umfeld verloren haben, die losfuhren mit Hilfsgütern und ihrer eigenen Arbeitskraft.
Die Turnhalle in Eichhorst konnte Dank starkem Willen, Zusammenhalt und durch die Gründung eines Vereins weiter als Sport- und Begegnungsstätte dienen, die Friedländer Jahn-Sporthalle wurde durch den TSV Friedland übernommen und dadurch ebenfalls erhalten werden.
Durch die Spendenbereitschaft vieler Privatpersonen und Firmen wurde der Aufbau des Fitnessparcours am Mühlenteich erst möglich.
Der Friedländer Frauenchor, das Kirchen-Café als Begegnungsstätte, die ständige Erneuerung der kleinen Galerie in Brohm, die über viele Jahre aufrecht erhaltene Lesestube in Eichhorst, die Kinder-Initiative Lesemäuse und Schlaufüchse in Brohm und vieles mehr wäre ohne das Engagement einzelner Bürger und der Ortsvorsteher nicht möglich geworden.
Meine Aufzählung privater Maßnahmen oder durch private Initiativen unterstützter Aktivitäten soll keinen Anspruch auf Vollständigkeit erfüllen. Für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Friedland und ihrer Gemeinden wird auf alle Fälle durch das großartige Engagement der vielen ehrenamtlich Tätigen die Lebensqualität deutlich verbessert.
Vor fünf Jahren dachten wir, unsere Stadt ist bald schuldenfrei, Kriege gibt es nur in der Ferne und das Wort Pandemie gab es gar nicht in unserem Sprachgebrauch.
Wir wurden eines Besseren belehrt und trotzdem können wir heute sagen, ungewöhnliche Zeiten und Umstände haben erneut gezeigt, wie groß der Zusammenhalt in unserer Stadt sein kann, wie viel Solidarität in Momenten von Not und Angst möglich ist. Und darauf bin ich stolz, ich lebe in einer Stadt, die auch überregional wegen ihrer beispielhaften Hilfsbereitschaft genannt und bekannt wurde.
Hinterher zu sagen, wie es besser gegangen und wie es richtiger gewesen wäre, zählt nicht, in den Momenten der Hilfsbedürftigkeit waren wir füreinander und für Andere da. Alte, fast vergessene moralische Werte rückten in den Vordergrund, weg von Gleichgültigkeit, Egoismus und Sorglosigkeit.
Das alles sind Beispiele dafür, dass uns wichtige Ideale über die vergangenen vielen guten Jahre nicht verloren gegangen sind.
Für meine Amtszeit als Stadtpräsident kann ich resümieren, dass wir als Stadtvertreter konstruktiv zusammengewachsen sind. Wir waren nicht immer einer Meinung, uns ist es jedoch nach und nach gelungen, unsere Kräfte nicht an unnützem Parteien- und Prinzipiengerangel zu vergeuden. Ich bedanke mich bei allen Stadtvertretern für die geleistete ehrenamtliche Tätigkeit. Ich danke all denen, die bei oft schwierigen Beschlussfassungen offen, sachlich und konstruktiv im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten in den Meinungsaustausch gegangen sind. Nur so konnten Entscheidungen getroffen und manchmal auch Kompromisslösungen gefunden werden.
Gemeinsam zum Wohle unserer Stadt mit all ihren Ortsteilen zu agieren und eine gute Zusammenarbeit mit der Verwaltung zu pflegen, muss auch zukünftig ein wichtiges Anliegen sein. Das Bewährte erhalten und das Neue versuchen - darin sehe ich den Erfolg einer gut funktionierenden Stadtvertretung.
Ich wünsche den neu- und wiedergewählten Stadtvertretern und natürlich ihrem Präsidenten, Herrn Matthias Noack, immer das nötige Fingerspitzengefühl und klare, uneigennützige Gedanken für die anstehenden Aufgaben und Entscheidungsfindungen.
Ihnen, liebe Friedländerinnen und Friedländer,
möchte ich sagen, dass ich gerne und mit Herzblut Ihr Stadtpräsident war. Ich verabschiede mich hiermit in den politischen Ruhestand.
Bleiben Sie gesund und genießen Sie das Schöne im Leben,