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Gemeindekurier Ostseeheilbad Graal-Müritz
Ausgabe 6/2023
Rathausinformationen
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Kommentar der Bürgermeisterin

Liebe Graal-Müritzerinnen und Graal-Müritzer,

diesmal möchte ich Sie in meinem monatlichen Kommentar mitnehmen zu den Kameradinnen und Kameraden unserer Freiwilligen Feuerwehr Paul Hirsch.

Es ist jetzt Mitte Juni und es hat wochenlang nicht geregnet. Gerade wurde ein großer Moorbrand nahe Göldenitz gelöscht, der Waldbrand auf einem ehemaligen Militärgelände bei Hagenow lodert noch. Die Gefahr weiterer Wald- oder auch anderer Brände ist sehr hoch. Dies haben die Kameradinnen und Kameraden unter der Leitung des Wehrführers Thomas Kröppelien zum Anlass genommen und bei ihrer 14-tägigen Ausbildung die Wasserentnahme aus offenem Gewässer geübt.

Ich habe die Feuerwehr am Freitag, den 09.06.2023 begleitet, um mir ein Bild zu machen, wie so eine Ausbildung abläuft und was alles notwendig ist, einen solchen Einsatz überhaupt durchführen zu können.

19.00 Uhr ging es los. Antreten und Bekanntgabe des Ausbildungsthemas. Am Zarnezweg wurde das Löschen mittels Schlauchs geübt. Ich wusste gar nicht, dass bis zu 6 Schläuche an unser TLF 4000 (Tanklöschfahrzeug mit 4000 Liter Wasser) angeschlossen werden können und die Feuerbekämpfung dann auch bei rollendem Fahrzeug erfolgen kann.

Am Schöpfwerk Stromgraben angekommen, wurde die Mannschaft in 2 Trupps aufgeteilt. Die Aufgabe für den ersten Trupp war es Wasserschläuche über einen Zaun zu legen. Dazu musste dieser auch mittels Leitern überwunden werden.

Der zweite Trupp übte die Wasserentnahme am Schöpfwerk und Abgabe in den Mahlbusen. Am Schöpfwerk ist zur Wasserentnahme ein separater Anschluss geschaffen worden, was die Entnahme natürlich sehr erleichtert. Dann wurde gelöscht, mittels Strahlrohr vom Dach des TLF. Da viel Kraft hinter dem ausströmenden Wasser herrscht, musste das Strahlrohr von 2 Kameraden gehalten werden und der Wasserstrahl aus dem Strahlrohr reichte an den Gewässerrand. Der entstehende Regenbogen war eine schöne Zugabe.

Nach Abschluss der erfolgreichen Übung werden alle Geräte und Fahrzeuge gereinigt und es geht zurück in die Fahrzeughalle. Die Ausbildung endete an diesen Freitag gegen 22.00 Uhr.

Der Dienst bzw. die Ausbildung der Kameradinnen und Kameraden findet freitags alle 14 Tage statt. Zur Ausbildung gehört nicht nur die Theorie, sondern auch die praktische Ausbildung, wie Fahrzeug- und Gerätekunde und das Üben von verschiedenen Einsatzszenarien. Sie erfordert schon eine ganze Portion Ehrgeiz, Mut und natürlich auch Motivation sowie Einsatzbereitschaft. Die Kameradinnen und Kameraden haben meinen höchsten Respekt.

Egal, wann ein Alarm ausgelöst wird, die Feuerwehrleute unterbrechen ihre Freizeit sowie ihr Familienleben und eilen ins Gerätehaus. Wie z. B. am Sonntag, den 11.06.2023. Durch die schnelle Einsatzbereitschaft konnte ein größerer Schaden verhindert werden. Rasend schnellt breitete sich das Feuer am Müllplatz Kastanienallee/Ecke Ostseering aus.

Ich frage mich, was machen wir aber nur, wenn sich der Trend fortsetzt und sich immer weniger Menschen finden, dieses Ehrenamt zu bekleiden? Muss Politik nicht allmählich umdenken? Ist es noch zeitgemäß eine Pflichtaufgabe der Gemeinde mit ehrenamtlich tätigen Kräften erfüllen zu müssen? Die Anforderungen an das technische Wissen und Können werden immer höher, die Sicherheitsvorschriften verschärfen sich. Der erwartete persönliche zeitliche Einsatz z.B. für die Ausbildung steigt. Wer soll das ehrenamtlich – außerhalb seiner Arbeitszeit – alles noch leisten?

Als Bürgermeisterin und Leiterin des Eigenbetriebes Tourismus und Kur schaue ich bei allen Personaleinstellungen schon sehr bewusst auf eine (mögliche) Mitgliedschaft in der Feuerwehr. Und die Freistellung von Arbeit bei Einsätzen und darüber hinaus ist eine Selbstverständlichkeit.

Aber reicht das? Gemeinsam mit der Feuerwehr wird jetzt ein Förderverein gegründet. Auch deshalb, um die Kameradinnen und Kameraden von „sonstiger gesellschaftlicher Arbeit“, wie die Betreuung von Veranstaltungen, zu entlasten.

Was können wir als Gemeinde tun, wenn es brennt und das eigene Hab und Gut oder sogar Leben bedroht ist, ein Mensch hinter verschlossener Tür gerettet, ein Verunglückter aus seinem Fahrzeug geschnitten werden muss, der umgestürzte Baum den Weg versperrt, ein Ast abzubrechen droht und die Feuerwehr kann mangels ausreichender Kräfte nicht oder nur sehr zeitverzögert helfen.…was ist dann? Ich mag mir so ein Szenario gar nicht vorstellen.

Ich möchte Sie liebe Leserinnen und Leser mit diesem Kommentar anregen, einmal darüber nachzudenken und auch gerne darüber mit Ihnen ins Gespräch kommen. Und ich möchte Ihnen in den kommenden Ausgaben unseres Gemeindekuriers gerne mal einige Kameradinnen und Kameraden unserer Freiwilligen Feuerwehr Paul Hirsch vorstellen. Wer sind diese Frauen und Männer und was motiviert sie immer wieder zu diesem Ehrenamt.

Enden möchte ich wie immer mit einem Spruch:

"Menschen brauchen Hilfe, Hilfe braucht Menschen!"

Ihre Bürgermeisterin
Dr. Benita Chelvier