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Greifswalder Stadtblatt
Ausgabe 1/2023
Amtlicher Teil
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Stadt und Universität Greifswald laden zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ein

Plastik von Fritz Cremer, Gedenkstätte Buchenwald

Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Ausschwitz. Dieser Tag ist seit 1996 ein bundesweit gesetzlich verankerter Gedenktag an alle Opfer des Nationalsozialismus. Seit 2009 erinnern die Universität und die Stadt Greifswald gemeinsam mit verschiedenen Veranstaltungen an die Schicksale einzelner Opfergruppen und verdeutlichen diese am Beispiel regionaler Ereignisse und Persönlichkeiten. Die diesjährige Veranstaltung widmet sich der Verfolgung von Kommunisten im Nationalsozialismus.

Innerhalb des deutschen Widerstandes hatten Kommunisten die höchste Opferzahl zu beklagen. In der Folgezeit wurde die Erinnerung an sie einerseits in der DDR zur Legitimation der SED-Diktatur benutzt, andererseits in der alten Bundesrepublik aus politischen Gründen missachtet. Doch hinter diesen erinnerungspolitischen Auseinandersetzungen stehen Individuen, die wegen ihres aktiven Widerstands oder auch nur wegen ihrer politischen Einstellung verfolgt, verhaftet oder ermordet wurden. An dieses Leiden soll in diesem Jahr erinnert werden.

So wird sich Dr. Philipp Neumann-Thein am 27. Januar um 19:00 Uhr im Bürgerschaftssaal des Rathauses mit der Verfolgung kommunistischer Gruppen durch die nationalsozialistische Herrschaft und der darauf aufbauenden Erinnerungspolitik beschäftigen. Im Anschluss wird Dr. Cornelius Lehmann dem individuellen Schicksal des in Zinnowitz lebenden, niederländischen Kommunisten Johannes ter Morsche nachgehen, der wegen seines Einsatzes für Zwangsarbeitende in der Heeresversuchsanstalt Peenemünde 1944 hingerichtet wurde.

Es referieren:

Dr. Philipp Neumann-Thein,

Stellvertretender Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora

Dr. Cornelius Lehmann,

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historisch-Technischen Museum Peenemünde

Es moderiert:

Prof. Dr. Joachim Lege, Universität Greifswald

Es musizieren:

Angehörige der Musikschule Greifswald

Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen: www.uni-greifswald.de/gedenktag

Weitere Veranstaltungen zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus:

Montag, 30.01.2023, 20:00 Uhr

Filmvorführung: YOU LOOK SO GERMAN! - Ein Film von Nirit Ben-Joseph.

In Anwesenheit der Regisseurin.

im Kultur- und Initiativenhaus STRAZE, Stralsunder Straße 10, 17489 Greifswald

Eintritt 5 Euro

Die israelische Reiseführerin Nirit Ben-Joseph trifft in Berlin zufällig auf eine entfernte Verwandte. Damit beginnt für sie eine unbekannte Reise in ihre Familiengeschichte.

Veranstaltet vom Filmclub Casablanca e.V. (Deutschland 2018, Dokumentarfilm, 55 Min, deutsch, englisch, hebräisch mit deutschen Untertiteln)

Mittwoch, 01.02.2023, 19:30 Uhr

Lesung mit Andrea von Treuenfeld aus „Leben mit Auschwitz“

im Koeppenhaus, Bahnhofstraße 4/5, 17489 Greifswald

Eintritt frei

Seit Ende des Zweiten Weltkriegs müssen Überlebende und deren Nachfahren, muss die Welt, müssen die Deutschen mit dem Zivilisationsbruch leben, den der Name „Auschwitz“ markiert. Die Überlebenden und ihre Kinder beschwiegen das Unfassbare, um einander zu schützen und dem Schrecken nicht oder nicht noch einmal begegnen zu müssen. Anders die Generation der Enkelinnen und Enkel. Sie stellt den Großeltern nicht nur Fragen, auf die sie auch Antworten bekommt. Sie erlebt Auschwitz zudem als ein historisches Faktum, das beschrieben und analysiert, interpretiert und bearbeitet wurde. Was aber heißt und bedeutet Auschwitz dann für diese Dritte Generation?

Veranstaltet vom Koeppenhaus in Kooperation mit Martin Redeker (Vorsitzender Richter am OVG, Greifswald)